Mel spürt es schon beim Aufwachen.
Heute ist ein schlechter Tag.
Ihr Bauch tut weh vor Hunger und die Welt dreht sich vor ihren Augen, als sie aufsteht.
Hui.
Ein zartes Lächeln schwebt auf ihren Lippem, als sie langsam das Gleichgewicht wiederfindet.
Doch als sie in den Spiegel guckt, erlischt es so rasch, wie es gekommen war.
Kein bisschen dünner, ist ihr erster Gedanke.
Ihr Blick wandert zu ihren Beinen, doch sie schafft es nicht, sie anzusehen, so sehr schämt sie sich für sie.
Immer noch dick. Dick, dick, dick.
Ihre Gedanken stürzen sich geradezu auf sie.
Nicht weitergekommen, nichts erreicht.
Eine Träne kullert vorsichtig über Mels Wange, harsch wischt sie sie weg.
Sie möchte nicht weinen. Und doch kann sie die darauffolgenden Tränen nicht aufhalten, es sind zu viele.
Mel weint um sich selbst, weil sie immer noch nicht dünner ist.
Weil sie Hunger hat, aber nichts essen darf.
Weil sie Sport machen muss, obwohl sie keine Kraft mehr hat.
Genug.
Ihr Kopf ist wieder einmal stärker als ihre Verzweiflung, stärker als ihr Herz. Stärker als ihr Bauch, der verzweifelt versucht, ihr verstehen zu geben, dass sie endlich etwas essen soll.
Doch auf ihren Bauch hört Mel schon lange nicht mehr. Wo sie doch früher so ein Bauchmensch gewesen ist. Beim Thema Essen hat der Verstand das Sagen. Er hilft Mel, ihre Diäten durchzuziehen.
Hör auf zu weinen und mach deine Strecksprünge.
Ihr Kopf kennt kein Mitleid, er ist in seinem Element und hat nur ein Ziel vor Augen.
Ich werde dich schlank machen, versprochen.
Von neuem Ansporn getrieben, wendet Mel sich vom Spiegel ab und begibt sich in Position für ihre Morgenübungen.
Eins, zwei, drei, vier, ...
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Parallelwelt
Ficção GeralMel findet sich zu dick. Der BMI-Rechner und ihr Arzt behaupten zwar, sie sei normalgewichtig, doch ihre Freundinnen sind viel dünner als sie und das bereitet ihr Kopfweh. Eines Tages entdeckt sie bei ihrem Vater im Bücherregal, an dem sie so oft vo...