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Mel ist kalt, unglaublich kalt.

Obwohl sie mehrere Jacken übereinander anhat, friert sie immer noch. Und doch geht sie hinaus in die Kälte, mit dünnem T-Shirt bekleidet, und macht einen Spaziergang.

Kälte verbrennt Kalorien.

Heute hat ihr eine Freundin gesagt, wie dünn sie doch geworden sei. Mel hat sich gefreut wie lange nicht. Endlich war es jemandem aufgefallen!

Ihre Eltern zählten nicht, die sagten das nur so, damit sie wieder mehr isst.

Doch Mel durchschaut sie und lässt sich nicht täuschen. Immer weiter macht sie mit ihrem Hungern und jeder Tag, den sie mit so wenig Kalorien wie möglich übersteht, ist ein guter Tag.

Sport macht sie nicht mehr allzu viel, dazu fehlt ihr die Kraft. Jeden Tag zehn Minuten Workout, mehr geht nicht mehr.

Also muss beim Essen gespart werden.

Mel fühlt sich gut, solange sie nichts isst.

Doch wenn sie dann einmal etwas im Bauch hat, überkommt sie das schlechte Gewissen und die bösen Gedanken sind wieder da.

Dann wünscht sie sich nichts sehnlicher, als nichts gegessen zu haben.

Denn diese Sachen, die die Gedanken zu ihr sagen, machen sie kaputt.

Mittlerweile lacht Mel nicht mehr viel und beteiligt sich nicht mehr oft an Gesprächen mit ihren Freundinnen. Sie hat sich ganz zurückgezogen in ihre eigene Welt aus Kalorien, wenig essen und noch weniger essen. Doch irgendwie scheint es niemandem aufgefallen zu sein.

Wieso sagt denn niemand was? Bin ich doch noch nicht dünn genug?

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