>> Kapitel 9 <<

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Murphy und Connor erhoben sich prompt und starrten sie fassungslos an.

„Was willst du?", fragte Connor mit zweifelnder Miene und schaute zu Murphy, der wild mit seinem Kopf schüttelte. Die beiden hatten sich und Rocco schon des Öfteren Kugeln aus den Wunden gezogen oder zu offene und tiefe Wunden verödet - oder besser gesagt ausgebrannt.  

„Becca, nein, das können wir nicht...wir sollten dafür-"

„Nein!", unterbrach Becca Murphy mit lauter Stimme und einer abschmetternden Handbewegung. „Ich kann in kein Krankenhaus gehen. Sie würden da nur auf mich warten."

Connor und Murphy tauschten einen Blick aus und pressten nachdenklich die Lippen aufeinander.

Sie wussten, was das für ein Schmerz war, kannten ihn nur zu gut. Es war die Hölle auf Erden und sie prügelten sich nicht gerade darum, dem anderen diese Schmerzen zufügen zu müssen.

Anderseits musste die Kugel wirklich entfernt werden, da Becca's Schmerzen dadurch nur noch schlimmer wurden und sie mit jeder Minute – mit jeder Bewegung – noch tiefer ins Fleisch rutschen und eine Arterie verletzen könnte.

„Ihr wisst, dass ich Recht habe", erklärte Becca mit Nachdruck. „Ich kann in kein Krankenhaus."

Wieder trafen sich die Blicke der Brüder. Und beide wussten: Becca hatte Recht.

Dennoch wollte das ganz besonders Murphy nicht für Becca. Er wollte sie diese Schmerzen nicht ertragen lassen, wollte für sie eine richtige medizinische Behandlung.

Schon alleine bei dem Gedanken, das heiße Bügeleisen auf seiner Haut zu spüren, zu fühlen, wie die Haut, das ganze Gewebe und die Blutgefäße darunter schmolzen, war ein Grauen und augenblicklich stellten sich seine Nackenhaare auf.

Connor räusperte sich und trat einen Schritt vor. „Du weißt, was das bedeutet, oder?", fragte er, trottete zum Regal mit dem Bügeleisen hinüber und wartete gar nicht erst eine Antwort von ihr ab. „Höllische Schmerzen und eine dicke Narbe."

Er hob das Bügeleisen in die Höhe und Becca musterte es eingängig. Sie wusste, dass es das Schlimmste werden würde, was sie je gefühlt hatte und dennoch würde sie es in Kauf nehmen.

Für Liv.

„Tun wir's", erklärte sie eisern und nickte den beiden entschlossen zu.

Becca lag nun mit dem Rücken auf dem großen Küchentisch. Der Schweiß stand ihr schon von dieser kleinen Anstrengung auf der Stirn und mindestens genauso feucht waren ihre Handflächen.

Connor kümmerte sich um das Bügeleisen und suchte das Besteck für die Heim-OP zusammen, während Murphy seinen Gürtel nahm und vorsichtig um Becca's Bein schlang.

Als er den Gürtel um ihr Bein legte, streifte seine Hand sanft die Haut an Becca's Oberschenkeln und sofort spürten sie beide dieses eigenartige Kribbeln. Auf Becca's Haut bildete sich eine Gänsehaut und ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.

Auch Murphy spürte diese Berührung, nahm sie intensiv wahr und fühlte sich leicht verlegen, als seine Hand sie noch einmal berührte.

Doch Becca wollte solche Gefühle nicht haben. Vor allem nicht für Murphy. Sie sträubte sich dagegen, kämpfte gegen sie an. Sie wollte nur einfach nicht, dass dieses ganze Drama von vorne losging.

Dass sie sich ihren alten Gefühlen zu ihm hingab und nur wieder enttäuscht wurde, wenn er die Kurve kratzte.

Als Murphy die Schnalle zuzog, berührte er sie noch einmal und ihre Blicke trafen sich. Der Kontakt war kurz aber intensiv und schnell schaute Becca woanders hin.

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