Kapitel 4

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Als Feuerteufel zu arbeiten ist schwer, gefährlich, nervenaufreibend und: der absolute Wahnsinn. Ich kannte schon einige Tricks aus meiner Zeit als Sklavin, da ich als Kind zur Unterhaltung der Gäste oder meines Herren beitragen sollte. Und was gibt es besseres als eine Feuershow? Wie man auf die dämliche Idee kommt, eine achtjährige vor ein Publikum aus alten Männern und jungen hübschen Frauen die dämlich kichern zu stellen, ihr eine Schale mit komischem Lila Zeug das komisch stinkt in die Hand zu drücken, und dann von ihr zu verlangen mithilfe der Fackel die ein Wachmann in der Hand hält eine Feuershow zu veranstalten, ist weit außerhalb meiner Vorstellungskraft. Aber das gilt ja für so ziemlich alles was meinen früheren Besitzer angeht. Ich glaube ja bis heute, das sie mir auch einfach beim Verbrennen zugesehen hätten, wenn es nur dazu diente, ihnen die Langeweile zu vertreiben. Verdammte alte Säcke. Ich hatte Glück, dass einer der älteren Bediensteten einen Bruder hatte, der sich mit solchen Tricks auskannte. Dank ihm konnte ich vermeiden in Flammen aufzugehen, oder mich schwer zu verbrennen.

Dank ihm konnte ich jetzt ein wenig Geld verdienen. Ich zündete eine Fackel an und nahm einen Schluck von der sogenannten "Drachenspucke". Im ernst. So heißt das Gesöff wirklich. Dann presste ich die Lippen gerade so fest zusammen, dass ich ein bisschen davon heraus und in Richtung der Fackel spucken konnte. Das Ergebnis war eine riesige Stichflamme, die mir sofort die Aufmerksamkeit des halben Marktplatzes sicherte.  Ich wiederholte den Trick zwei-, dreimal und hob dann eines der Seile mit einem Knoten am Ende auf, welchen ich dann auch anzündete. Ich schwang das Seil um mich herum, ließ es kreisen und schrieb Muster in die Luft. Nach kurzer Zeit nahm ich das zweite Seil mit dazu, ich spürte das Feuer und seine Hitze über mir, unter mir und um mich herum. Mit zwei Stricken sah es noch besser aus. Mit einer schnellen Bewegung verhakte ich die beiden Stricke ineinander und ließ sie so umeinander wirbeln, dass es aussah, als hätte ich ein Rad auf einer Schnur. Ganz nebenbei hörte ich bewundernde Rufe und das klimpern von Münzen. Hoffentlich hatte  nicht nur jemand seinen Geldbeutel fallen lassen, sondern meine Schale mit Münzen befüllt. Um mich herum sprühten Funken und die Hitze des Feuers leckte an meiner Haut. Auf meiner Stirn standen Schweißperlen, mein Körper zitterte unter der Anstrengung die die schnellen Bewegungen mit sich brachten, mein Herz pumpte das Blut durch meine Adern. Ich war bis zum Rand voll mit Adrenalin. Und ich genoss jede Sekunde davon.

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"Hey Sionnach! Gute Show!" rief einer der Stand Besitzer und warf mir einen kleinen Leib Brot zu. Mit einem Grinsen fing ich es und verneigte mich elegant in seine Richtung. 

"Freut mich das es dir gefallen hat! Und danke für das Essen! Das kann ich gut gebrauchen!" Ich ließ das Brot mit einer Hand in die Tasche gleiten während ich mit der anderen meine "Münzschale" vom Boden hob. Leise zählte ich das Geld und stieß einen kleinen Jubel Laut aus, als ich fertig war und mir klar wurde dass das, was ich grade in den Händen hielt, das meiste war was ich in den letzten drei Wochen verdient hatte. Tja, die Feuershow kam immer noch am besten an. Vielleicht lag es auch daran das heute Sonntag war und deshalb besonders viele besser dastehende Bürger anwesend waren. Der Grund war mir im Moment ziemlich schnuppe, was zählte war das meine Einnahmen wieder ein großer Schritt in Richtung eines Zuhauses mit Eliah waren. 

"Na? Du scheinst ja einiges verdient zu haben, wenn du so strahlst!" Antinia , die Tochter des Schmieds der hier am Platz arbeitete, lächelte mir zu als sie das sagte. "Ja! Und wie. Das hilft uns wirklich viel!" antwortete ich ihr und lachte. Mir wurde das Herz weit und die Luft schien nicht mehr in meine Lungen gelangen zu können. Es war als würden in meinem Bauch Seifenblasen schweben. So glücklich war ich selten, dieses Gefühl war berauschend. Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte mich zu beruhigen. Da mir immer noch ein breites Grinsen im Gesicht klebte, schien es nicht zu funktionieren, also gab ich auf und ließ zu das sich die Freude über meinen Lohn in Hyperaktivität zeigte. Lachend nahm ich Antinia an die Hand und hüpfte auf und ab. Ohne zu zögern machte sie mit.

Nach ein paar Minuten war mein Bewegungsdrang einigermaßen abgeklungen und ich setzte mich keuchend neben eine ebenfalls atemlose Antinia. "Schön...das du dich... so freust." brachte sie heraus und ich musste schon wieder lachen: "Du hörst dich total fertig an!" Sie schaute mich ausdruckslos an und schnaubte: "Ich muss ja auch nicht...den ganzen Tag rumlaufen, so wie du. Ich... stehe ja eher und brauche die Kraft in meinen Armen." Mit einem frechen Grinsen zuckte ich die Schultern und meinte: "Du bist einfach eine kleine Meme, gib's doch zu!" Sie prustete los und boxte meine Schulter. Lächelnd lehnte ich mich mit dem Rücken an die Hauswand hinter mir und schloss die Augen. 

Die Sonne tränkte mich in ihrer Wärme und ich sog sie begierig auf. Meine Atmung hörte sich langsam wieder normal an und ich nahm tiefe Atemzüge. Die Luft war frisch und roch nach frischem Gebäck und Holzkohle. Die Rufe der Verkäufer füllten meine Ohren genauso wie das Stimmengewirr der umherspazierenden Leute. Ich spürte wie meine Lippen erneut zuckten, in mir fühlte ich noch immer den Nachhall meines Glücksausbruchs von gerade eben, aber auch die leise aufsteigende, köstliche Erschöpfung, die man verspürte wenn man einen gewissen Grad an Bewegung hinter sich gebracht hatte, oder nach einem Lachanfall.  

Ich sah zu dem Mädchen neben mir. Sie war wirklich hübsch, auf eine ungewöhnliche, raue Art, wie man sie selten sieht. Ihre Arme waren muskulös, was von der Arbeit als Schmied kam, ihre Haare waren kurz, wellig und Sandfarben, ihre Augen hatten die Farbe von frischem Gras im Frühling, und ihre Haut war leicht gebräunt. Sie war etwas größer als ich, vielleicht eine Handbreit. Anscheinend hatte sie meinen Blick bemerkt, da sie sich mir zu wandte und fragend ansah, doch ich schüttelte nur sanft den Kopf und lächelte. Mit einem Schulterzucken wendete sie sich wieder dem beobachten von vorbeigehenden Leuten. Wahrscheinlich hatte sie sich schon daran gewöhnt das ich oftmals irgendwelche Menschen so intensiv betrachtete als wären sie ein seltenes Tier das ich studierte. Ich tat das meistens dann, wenn mir die besondere Schönheit einer Person ins Auge stach, die mich einfach nicht losließ. Eliah hatte gemeint das ich eben ein "Künstlerauge" habe und ehrlich gesagt, fand ich diesen Ausdruck passend.

 Eliah hatte gemeint das ich eben ein "Künstlerauge" habe und ehrlich gesagt, fand ich diesen Ausdruck passend

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 (So ungefähr soll Antinia aussehen) 

Wir saßen noch eine Weile da, doch irgendwann beschloss ich, mich auf den Weg zu Lady Lúnera zu machen, um ein paar Botengänge zu erledigen. Als ich auf halber Strecke Hunger bekam, griff ich in meine Tasche um ein Stück Brot zu essen, zuckte jedoch zusammen als ich etwas heißes ertastete. Rasch lief ich in eine Seitengasse und sah mich um, doch es war niemand da der mich hätte beobachten können. Hastig riss ich meine Tasche auf und starrte auf das orange glühende Ei.



How you grow up a dragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt