Sie wusste nicht was es war, aber es fühlte sich heute komisch an. Draußen im tiefen Schnee stand sie und überblickte die weite Landschaft, die seit Wochen eingepudert war und schweifte angestrengt, mit ihren eisblauen Augen, über die verschneiten Berge.
Da sah sie es, es war verschwommen in der Ferne, aber es wurde immer größer und größer. Aus dem kleinen Punkt in der Ferne wurde eine gigantische Wand, die immer näher und bedrohlicher wirkte. Der Boden fing an zu beben und gekonnt balancierte sie ihren Körper über die Wellen der Erschütterung, dann Stille.
Keine zehn Sekunden später kam der nächste Balanceakt und sehr verwundert und mit einem Hauch ängstlicher Neugier schaute sie verbissen auf diese Wand, noch eine Welle doch dieses Mal war sie so verloren im Moment der Verwirrung, dass es sie hinunter schlug und sie dabei sich ihr komplettes linkes Knie aufschlug und mit dem Kopf sich an einem Fels stieß.
Bewusstlos krachte sie zu Boden.
Als das Mädchen aufwachte fühlte sie sich komisch, da war es wieder dieses merkwürdige Gefühl.
Die Erinnerungen kamen wieder, nur Millisekunden bevor der Fels mit ihrer Schädeldecke kollidierte, wurde ihr klar, was das war, das sie dort gesehen hatte... es war ein Schneesturm gewesen, doch als diese Information zu einer Reaktion umgewandelt werden sollte, war es schon zu spät und die Schwärze blockierte sie.Sie wollte tief durchatmen um ersteinmal wieder einigermaßen einen kühlen Kopf zu erlangen, aber als sie den Mund öffnete um zum Zug zu kommen, spürte sie einen Druck, der so enorm auf ihren Lungen lag, dass sie fürchtete zu ersticken.
Verzweifelt atmete sie ein. Doch es war keine klare, frische Luft, nein, es war Wasser!Ihre Augen öffneten sich ruckartig und was sie dann sah, ließ alles verschwinden, all die Angst all die Verwirrung und all die Verwunderung, wie weggeblasen.
Gefangen in einer Welle, welche sie mit hoher Geschwindigkeit auf ihrer Hütte steuerte, sie musste wohl riesig sein, denn sie sah ihre Hütte aus einem so hohen Blickwinkel, den ihr nicht einmal die Berge verschaffen konnten. Mit immensem Tempo glitten die Wasserberge über ihre Hütte, die alle dem erstaunlicherweise stand hielt, was dann geschah wusste sie nicht, denn auf einmal war da eine Wand.
So plötzlich wie die Wand kam, so plötzlich ertrank das letze bisschen Lebensfunke in ihr, der krachend an die Wand gedrückt wurde.
...
"Fräulein Simone?", zaghaft zupfte der kleine Mika an ihrem Rocksaum mit seinen erwartungsvollen großen, grünen Augen, die sie immer ein wenig an Oliven erinnerten. Mit einem leichten Lächeln, fragte sie denn was los sein. "Können sie mal kommen, ich bin jetzt fertig." "Was, schon so schnell? Da hat sich aber jemand ins Zeug gelegt.", bei diesen Worten plusterte sich Mikas Burstkorb vorblichlich auf und mit seiner süßen Erklärstimme erzählte er:
"Ja, Mama hat mit mir ganz tolle Motive ausgesucht, die wir gemeinsam auf Omis Dachboden in einer kleinen Kiste gefunden haben. Zuerst dachte Mama ja, dass in der Kiste ein Schatz verborgen sein, da da so ein kleines Loch für einen Schlüssel war, aber Omi würde einen Schatz doch sicherlich niemals vor mir verstecken! Das hätte sie mir dann ja ganz bestimmt erzählt. Omi hat uns dann gesagt, dass darin kleine Motive aus Stein waren, die ihr einst Uropi mitgebracht hat, als er von seiner Reise aus Österreich zurückkam. Omi hat dann jeden Tag damit gespielt, denn damals hatten die Kinder noch nicht so viel Spielzeug wie wir."
Während der kleine Mika erzählte, führe er Simone an seinen Tisch, an dem sich noch drei weitere Kinder verausgabten. "Noch nicht gucken, Fräulein Simone!", artig wie es sich gehörte kniete sie sich hin und schloss dabei die Augen... "Und jetzt wieder auf!"
Sie zuckte leicht zusammen, da Mika sein Werk direkt vor ihr Gesicht hielt und sie im ersten Moment, nichts als eine Kugel sah. Mika dachte wohl garnicht daran ihr von der Pelle zu rücken und so nahm sie die Kugel nun selber in die Hand und bewegte sie erstmal von ihrem Gesicht ein Stückchen ab. "Ganz vorsichtig, ja?"
Die Kugel war schwerer, als sie gedacht hatte, aber die Gewichtung ihrer Aufmerksamkeit war viel mehr auf dem Inhalt der Kugel bedacht. Es war wie eine kleine verzauberte Welt, die verschneiten Berge, die eingepuderte Landschaft und im Zentrum des ganzen vermochte sie sogar eine winzige Hütte zu erkennen und dann war da noch etwas...
wenn sie die Kugel leicht hin und her wog, dann wirbelte außer den schneeweißen Flocken noch etwas anderes umher, dass allerding viel schneller wieder zu Boden sank."Gefällt ihnen meine Schneekugel, Fräulein Simone?", erneut blickte er erwartungsvoll mit seinen olivgrünen Augen in ihre, "Ja Mika, das sieht wirklich wundervoll aus, man sieht, dass du dir wirklich sehr viel Mühe gemacht hast." Vor Stolz überquirlend wieß er auf die Hütte und das Mädchen hin, aber sie sah kein Mädchen, suchend schaute sie in die Kugel mit einem Blick der viel mehr die Erwartung weckte, dass sie sich gerade die Zukunft vorher sagen ließ.
Mika deutete auf die Hütte mit seinen süßen Wurstfingern, "Da, sie müssen ganz genau hinschauen,", als er dann selber auf einmal verwundert drein blickte nahm er die Kugel und schüttelte sie kräftig, sie sah es nun, es war eine kleine Figur eines Mädchens, dass mit geschlossenen Augen durch das Wasser segelte, "sehen sie, ich hab ihnen ja gesagt, dass da ein Mädchen drinnen ist. Ich habe sicherlich nicht genug Kleber benutzt."
Fräulein Simone nahm an, dass er einfach nicht lange genug gewartet hatte bis der Kleber getrocknet war, deshalb war er wohl auch viel schneller fertig, als sie damit gerechnet hatte, aber aussprechen tat sie diesen Gedanken nicht.
"Mika, warum hast du eine Figur genommen, die die Augen nicht offen hat?" "Aber das stimmt doch überhaupt nicht, Fräulein Simone, wenn sie genau schauen sehen sie ihre blauen Augen!", empört stampfte er auf. "Tut mir wirklich Leid dir das sagen zu müssen, mein Schatz, aber ihre Augen sind zu, sieh selber.", sie hielt ihm die Schneekugel hin und als er hinein blickte und er sah, dass die Augen geschlossen waren wurde er blass, "Aber... aber.."
Sie wusste nicht was es war, aber sie glaubte Mika, dass er es ehrlich meinte und als sie das Mädchen noch einmal genauer anschaute wusste sie nicht was es war, aber es fühlte sich komisch an. Einer der Schneeflocken war auf einmal blutrot.
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Kurzgeschichten
Short StoryMomentan ist das hier erst eine Kurzgeschichte, aber sobald ich ein paar mehr habe, mache ich hier ne ordentliche Info rein.