Sisters for a life... -Info

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Unbekannt p.o.v.:

Krass, einfach nur krass!

Jetzt stehe ich also wirklich hier. In Köln.

Endlich habe ich die Wahrheit erfahren. Endlich weiß ich, wer ich bin und wo ich her komme. Aber noch wichtiger ist ja wohl, dass ich heute DIE Person kennenlerne, von der ich mein ganzes Leben geträumt habe und von der ich bis vor kurzem nicht mal wusste, dass diese Person existiert.

*Flashback*

"Natalie?", die Stimme, die mich mein ganzes Leben über traurig gemacht hat, ruft mich von der unteren Etage aus.

"Ja, ich komme ja schon!", sage ich glücklich.

Mein Blick schweift ein letztes mal durch mein Zimmer. Ja, jetzt ist es so weit. Das alles hier ist Geschichte.

Ich werde endlich LEBEN.

Strahlend laufe ich die Treppe runter. Im großen Flur stehen bereits meine zwei Koffer, die meinen gesamten Besitz beinhalten.

Jap, in zwei Koffer passt alles, was ich mal wirklich als "mein Eigentum" bezeichnen kann.

Andrea hat wie immer einen spießigen Faltenrock und eine zerknitterte Bluse an. Ihre alten Schrumpelhände hält sie zusammengefaltet vor ihrem Becken, als würde sie beten oder so.

Ihre Brille hängt auf der Nasenspitze und ihr gekräuseltes, graues Haar hat sie wie immer zu einem strengen Dutt gebunden.

"Nun, Natalie. Ich und das gesamte Haselnuss-Heim-Bonn wünschen dir Erfolg in deinem Leben und dass du zu dir selbst findest und dir ein Leben aufbaust.", leiert die Schrulle ihre Predikt gefühllos runter.

Das sagt sie zu jedem, der das Waisenheim verlässt. Zu jedem der auszieht, sagt sie das Selbe. Und immer ohne Gefühl.

Normal würde ich jetzt weinen. Weil ich hier schon mein ganzes Leben verbracht habe und man da vielleicht etwas mehr Gefühl in der Rede einer Person erwartet, die einen seit man in die Windel geschissen hat kennt.

Aber was erwarte ich denn da.

Liebe kennt diese Frau nicht.

Wie kann man so einer Plunze nur ein Waisenheim überlassen?

Aber heute kann mir niemand meine Laune verderben. Wirklich niemand.

Endlich bin ich 18 und komme hier raus. Endlich werde ich vielleicht jemanden kennenlernen, der mich liebt. Liebe... wie sich das wohl anfühlt?

Mit einem Grinsen, das über beide Ohren reicht, greife ich nach meinen Koffern und ziehe sie hinter mir her aus der Tür die auch promt zugeschlagen wird. Das widerum sticht mir dann doch ein wenig ins Herz.

Zum Glück machen die Kinder grade Mittagsschlaf. Ich habe mich ja vorhin schon verabschiedet, denn wenn ich das jetzt machen müsste, würde ich weinen.

Die Kinder waren das Einzige, was mich noch am Leben hielt.

Zwar sind sie alle mindestens 6 Jahre jünger als ich, aber das ist egal. Sie haben mich immer zum lachen gebracht und mir kraft gegeben, so wie ich ihnen.

Wir alle leiden unter dem selben Schicksal.

Wir kennen unsere Eltern nicht. Wurden gefunden oder ausgesetzt. Oder geschlagen, bis das Jugendamt davon Wind bekam.

Am meisten werde ich wohl Jackie vermissen. Dieses Mädchen fasziniert mich einfach. Wie kann man mit 12 Jahren nur schon so erwachsen sein?

Das beste Waisenheim ist das Haselnuss-Heim-Bonn nicht. Eher das mieseste.

Familie, Freunde & die Liebe | a.cWo Geschichten leben. Entdecke jetzt