Kapitel 2

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Als ich aus der Tür des Cafés heraus trat, stieß mir ein eiskalter Luftzug entgegen. Der Wind schnitt in meine Wangen und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ich schaute mich um und entdeckte Peter und Lee an einer Straßenecke. Beim näher Kommen, merkte ich, dass sie sich schon wieder stritten. ,,Hey, ihr Streithälse!", rief ich den beiden zu, während ich zu ihnen stapfte. Die Zwei hielten erschrocken inne und ihre Köpfe fuhren zu mir herum. ,,Ist alles in Ordnung?", ein Gefühl der Unsicherheit beschlich mich. ,,Klar", meinte Peter und schaute mir fest in die Augen. ,,Lasst uns gehen", Lee warf ihm einen warnenden Blick zu und zog mich hektisch am Ärmel mit sich. Hilflos stolperte ich ihr durch den hohen Schnee, der sich seit Tagen immer höher türmte, hinterher. ,,Lee, was hast du denn?", sie machte keine Anstalten ihr Tempo zu verlangsamen. Ihr Blick ging stur gerade aus. ,,Lee!", rief ich, als sie fast einen kleinen Jungen umrannte. ,,Was denn?!", schrie sie und blieb abrupt stehen. Ich zuckte unter dem ungewöhnlich wütenden Ton, mit dem sie mich anherrschte, zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich ihren Gesichtsausdruck. Auch Peter stand stocksteif zwischen uns. Eine Weile sagte keiner was. Dann war ich die Erste, die sich wieder fing. ,,Sag mir jetzt was los ist", verlangte ich von ihr. Plötzlich schüttelte sie heftig den Kopf. ,,Lass mich in ruhe, Heather", sie machte auf dem Absatz kehrt und ging. Verwirrt und schuldbewusst, obwohl ich nicht wusste wieso, ließ sie mich zurück. ,,Was war das denn jetzt?", fragte ich Peter, der mittlerweile ebenfalls wieder aus seiner Starre erwacht war. Er überlegte einen Moment, bevor er sich entschlossen zu mir umdrehte. ,,Wir müssen ihr hinterher", er legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich nach vorne. ,,Was zum Teufel ist mit euch los?", fluchte ich und nahm das Laufen selbst in die Hand. Peter trieb mich an und wenig später rannten wir durch die Straßen.
Verdammt, wie schnell ist Lee denn bitte?", ich hielt keuchend an. Wir rannten nun schon seit fast einer Stunde durch die Stadt und fragte in sämtlichen Cafés, Bars und Clubs nach Lee. Mittlerweile dämmerte es bereits. ,,Warum ist es dir so wichtig sie zu finden? Du interessierst dich doch sonst auch nie für sie?", fragte ich Peter, der sich verzweifelt mit der Hand durch die braunen Haare fuhr. Er murmelte ein leises: ,, Wenn du wüsstest." Verwirrt musterte ich ihn. Er war ein ganzes Stück größer als ich und war ständig damit beschäftigt, seine schwarze Brille neu zu richten. Seine Augen flogen über die Straßen und Gassen. ,,Peter. Ich muss nach Hause", log ich, da ich wirklich keine Lust mehr hatte, durch die Kälte zu laufen. Es waren schon ein paar Sterne zu sehen. ,,Peter", ich rüttelte an seinem Arm, als er nicht reagierte. Er war plötzlich wie erstarrt und in dachte in seinen Augen etwas unbekanntes aufleuchten zu sehen. Etwas, was ich nicht kannte, doch es machte mir Angst. Vorsichtig entfernte ich mich ein paar Schritte von ihm. Nicht eine Sekunde ließ ich ihn aus den Augen. Beim rückwärts gehen, stieß ich plötzlich gegen etwas hartes. Ich wurde von den Füßen gerissen und kurz danach, spürte ich stechenden Schmerz in meinem Kopf. Erschrocken schrie ich auf und blinzelte. Der kalte Schnee hatte meinen Sturz nur leicht abgefedert. Ich rieb mir den Kopf,während ich mich aufsetzte. Ein junger Mann saß vor mir. Auch er hielt sich eine Hand in seinem dunklen, fast schwarzen Haarschopf. Er zischte schmerzhaft und erblickte Blut an seinen Fingerspitzen. ,,Oh, Gott", murmelte ich und er riss den Kopf nach oben. Sein Gesichtsausdruck, verriet mir, dass ihm nicht ganz klar war, was in den letzten zwei Minuten geschehen war. ,,Es tut mir so unendlich leid", entschuldigte ich mich und stand schnell auf. Ich strich mit einer schnellen Handbewegung eine meiner hellen Haarsträhnen, die mir durch den Zusammenprall ins Gesicht gerutscht waren, hinters Ohr und hielt ihm meine Hand hin. Der Mann schaute diese verwirrt an. ,,Ich hätte besser aufpassen sollen", sein Blick klärte sich allmählich. Meiner Schuld bewusst, schaute ich ihn an.
,,Es tut mir wirklich, wirklich leid."
,,Schon in Ordnung", er hob seinen Blick und schaute mir zum ersten Mal in die Augen. Dann geschah es. Dieses geheimnisvolle Grau umfing mich, als würde ich dies schon seit Jahren kennen. Es berührte mich auf eine Weise, die ich nicht verstand. Diese Augen waren mir fremd, allerdings fühlte ich Geborgenheit, wenn sie mich anschauten. Der Mann fasste endlich mein Hand und Schmerz durchfuhr meinen Körper. Mein schmerzerfüllter Schrei, ließ Peter wohl endlich aus seiner Starre erwachen, denn ich sah ihn im Augenwinkel auf mich zu kommen. Ich fiel auf die Knie, unfähig mich zu bewegen. ,,Heather!", Peters besorgte Stimme und die des Mannes hallte in meinem Kopf. Übelkeit stieg in mir auf und ich hatte das dringende Gefühl, mich übergeben zu müssen. ,,Heilige Scheiße", hörte ich Peter fluchen und sah Sterne. Mit zusammengekniffenen Augen, versuchte ich die Finsternis, die sich mit einem ohrenbetäubenden Surren in meinen Kopf schlich, aufzuhalten. Doch als mich jemand an der Schulter berührte und ich einen Moment das Gefühl hatte mir würde es besser gehen, war es zu spät. Die Dunkelheit nahm Besitz über mich.

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