Kapitel 41

1.2K 49 8
                                    


„Vielleicht solltest du heute nicht laufen gehen.", sagte er und stellte eine Schüssel mit Cornflakes vor meine Nase.

Ich nahm mir den Löffel und begann zu essen. Zwischendurch stand ich auf, um erneut ein Glas Wasser mit einer Tablette darin zu trinken. Ich brauchte das jetzt einfach. Ich ignorierte die Blicke von Liam und Zayn.

Liam nahm wieder seine Gabel, um seine Cornflakes zu essen. Ich verkniff mir ein Grinsen, als Niall in die Küche schlurfte. Er würdigte uns keinen Blickes, schnappte sich wortlos eine Schüssel und füllte sie mit Cornflakes.

„Die Art von Entzug gibt's auch.", stellte Zayn trocken fest. Niall sah ihn fragend an, fing dann aber an, seine Schüssel leer zu essen.

Ein völlig verschlafener Harry kam mit einer munteren Liv an der Hand in die Küche. Die Jungs sahen ihn geschockt an.

„Du bist jetzt schon auf?", fragte Liam entgeistert.

Harry deutete anklagend auf Liv, die mich forschend musterte. Dann fragte sie mich, ob ich einen Anfall hatte. Wieso wusste sie immer alles?

Ich verzog mein Gesicht und nickte. Sie rannte auf mich zu und umarmte mich fest, wobei ich anfing, schwach zu lächeln. Solche Krampfanfälle raubten verdammt viel Kraft.

Louis und El betraten die Küche und bemerkten, dass alle mich anguckten. Liam und Zayn mitfühlend, Harry und Niall fragend. Ich seufzte.

„Ich hatte heute morgen einen Anfall.", sagte ich.

„Zayn und Liam haben mir geholfen. Ich habe meine Tablette gestern vergessen."

„Das sah echt nicht gut aus.", meinte Zayn und Liam nickte.

„Außerdem hast du ziemlich viel Kraft, das sieht man dir gar nicht an.", ergänzte er.

„Dich festzuhalten ist schwieriger als gedacht."

„Das schaffen auch nicht viele.", meinte ich.

„Normalerweise schlage ich die Leute, die mich festhalten, aus Versehen k.o. oder trete sie heftig." Liam starrte mich geschockt an.

„Wie hast du die Anfälle denn dann bis jetzt überstanden?"

„Flo konnte mich festhalten und Liv hat es immer geschafft, mich zu beruhigen. Allein ihre Gegenwart ist beruhigend für mich. Und einer der beiden war immer da. Aber nie beide zusammen.", setzte ich leise hinzu.

„Wieso nicht?", fragte El.

„Flo wusste nichts von Liv, bis zu dem Punkt, an dem ich mit ihr aus dem Flugzeug gestiegen bin. Das hat sie und mich gerettet." Ich bemerkte die verwirrten Blicke der anderen.

„Flo wollte mich am Boden sehen, was ich ihm getan habe, weiß ich selber nicht. Er hat erst meine Freunde von mir isoliert, dann hat er mich zu Drogen und all diesen Kram geführt, jetzt hat er meine Mutter mit einer Überdosis getötet, weil sie eine Person war, an der ich hing, obwohl sie eine schlechte Mutter war. Hätte er von Liv gewusst, hätte er sie auch getötet. Das hätte ich nicht überlebt. Liv und Mama waren seit zweieinhalb Jahren mein einziger Grund überhaupt zu leben. Wenn ich sie verloren hätte..." Ich traute mich nicht, den Satz zu beenden.

Alle rissen erschrocken ihre Augen auf.

„Wie jetzt? Er hat deine Mutter getötet?", fragte El. Ich nickte.

„Sie hätte niemals freiwillig eine Überdosis genommen, das hat sie seit Jahren nicht gemacht, außerdem hat er mir ein Foto von ihr geschickt. Ich wette, er hat sie bedroht, er hat gesagt, er würde mir etwas antun, wenn sie die Drogen nicht nehmen würde. Bei einer Drogenabhängigen ist es nicht auffällig, dass sie an einer Überdosis stirbt."

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein Gesicht versteinerte. Ich hasste diesen Jungen. Aber er hatte sich umgebracht. Wie konnte ich einen Toten hassen?

Das wurde mir zu viel und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, wich aber sofort aus.

Liv stellte sich vor mich und nahm meine Hände in ihre kleineren. Sie sah mich an und wischte dann mit ihren Händen meine Tränen weg.

Ich sah in ihre blauen Augen, die meinen so ähnlich waren. Aber ihre waren freundlicher, wärmer.

Weitere Tränen flossen mein Gesicht herunter. Flo hatte mich zu so einer kalten Person gemacht, aber hatte ich das nicht auch selber gewollt? Immerhin hatte er es geschafft, mich so zu verändern... Hätte er es nicht geschafft, wenn ich es nicht gewollt hätte?

Hatte ich den Fehler gemacht und nicht er?

Liv nahm ihre Hände von meinem Gesicht und sagte zu mir, dass es nicht meine Schuld war. Konnte sie Gedanken lesen?

'Es ist seine Schuld, er hat dich so runtergezogen, du bist ihm gefolgt, weil er dir versprochen hat, dass dein Leben schöner wird. Er hat dich belogen, nicht du hast die Schuld.', zeigt sie mir.

Ich nickte unsicher und sie lächelte.

'Wann willst du den anderen erzählen, was du erlebt hast?'

Ich zuckte mit den Schultern, wollte ich die Geschichten überhaupt erzählen? Sie waren nicht schön und ich wollte sie einfach nur vergessen. Aber vielleicht half es, wenn ich sie mit den anderen teilte?

Gotta be you [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt