Nun alleine

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Über Reviews würde ich mich freuen.

Nach dem Aufwärmen gehen wir noch ein paar Spielzüge durch. Ich werde erstmal auf Linksaußen gestellt (1 Meter entfernt von den THW Spielern), eigentlich spiele ich Rückraum Mitte, aber weil ich bisher mehr als unkonzentriert war und auch mehrmals angemeckert wurde, stehe ich jetzt auf Außen. Da bekomm ich also die Quittung. Beim ersten Spielzug musste ich mich einfach nur in die Ecke stellen und nichts machen. Ich bemerke die Blicke auf mir von den THW Spielern. Am liebsten würde ich einfach weggehen, aber dann würde mich mein Trainer wahrscheinlich rausschmeißen aus dem Team. Beim zweiten Spielzug muss ich einlaufen, was mir auch gut gelingt und ich mache ein Tor. ,,Sehr gut", höre ich meinen Trainer sagen. Mein erstes Lob in diesem Training. Ich stelle mich wieder nach Außen und mache nichts. Nur wenn ich den Ball bekomme mache ich Druck in die Lücken. ,,Lauf doch ein, so wie eben, hat doch gut geklappt.", höre ich eine Stimme hinter mir. Ich Dreh mich um und sehe Nickas Ekberg vor mir stehen. Ich wusste nicht was ich darauf sagen soll und deswegen nickte ich einfach nur und drehe mich wieder zum Spielfeld hin. ,,Lina, du gehst jetzt noch mal auf Mitte, so wie sonst auch. Auf Außen machst du ja fast garnichts!", ruft mein Trainer zu mir. Ich höre leises Lachen im Hintergrund vom THW, ich ignoriere es jedoch. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen froh bin jetzt auf Mitte zu stehe, denn so kann mir kein THW Spieler ein Rat geben, denn das macht mich mehr als Nervös. Außerdem spiele ich Mitte einfach am Liebsten.

Ich begebe mich also auf Mitte und spiele den Ball durch. ,,Flensburg Rechts!", rufe ich als Spielzug durch die Halle und jeder macht das was er soll: Die Außen rücken in die hinterste Ecke, ich ziehe mich zurück, die halbe kreuzen, ich setzte mich ab und laufe in einem Bogen nach rechts, bekomme vom halben den Ball, gucke ob der Kreis freisteht, was er aber nicht ist, springe also bei 9/10 Metern hoch und werfe den Ball ins Netz. Die Mannschaft und ich fangen uns vom Trainer ein Lob ein und wir dürfen endlich was trinken. Mir ist es echt völlig egal, dass die THW Spieler genau daneben stehen bzw. sitzen. Und so setzte ich mich in Bewegung zu meiner geliebten Trinkflasche, denn ich habe echt mega Durst.

Ich bemerk die Blicke von den THW Spielern auf mir und somit verunsichern die mich nur noch mehr. Soll ich Hallo sagen? Sie ignorieren? So tun als wäre ich nicht die mit dem peinlichen Unfall? Ich entschied mich für Hallo sagen. ,,Hi." Sage ich. Alle gucken mich an. ,,Hi, bist du wieder gesund?", fragt Niko mich. ,,Äh.. ja.", antworte ich ihm verunsichert. ,,Du bist echt gut, wenn du dich konzentrierst.", lobt er mich mit einem Zwinkern. ,,Ähm... Ja kann sein." ,,Wie lange spielst du schon?", fragt Niclas mich. ,,Bald sind es 10 Jahre, da ich bald 14 werde." Plötzlich beginnt ein Handy zu bimmeln. Es ist das von unseren Trainer. ,,Hallo? Äh ok. Hab ich was verbrochen?", fragt er lachend. ,,Ah ok. Waaasssss? Oh mein Gott, wie schrecklich", mein Trainer ist total blass geworden und fuhr sich nervös durch die Haare und guckt immer wieder zu mir. Ich bin etwas nervös. Ist etwa was passiert??? ,,Und was soll ich jetzt machen? Warum ich? Kann das nicht lieber irgendein Verwandter ihr sagen. Achso stimmt ja. Ok ich mache es. Und wo soll sie denn hin? Ok mach ich. Wiedersehen." Ich habe schreckliche Angst. Alle Blicke sind zu meinem Trainer gerichtet Sie zeigen Verwirrung und etwas Angst. Die THW Spieler gucken eher verwundert und interessiert. Mein Trainer kommt auf mich zu, streckt seine Arme und nimmt mich in dem Arm. Das passte nicht zu ihm und machte mir nur noch mehr Angst. ,,Lina, du musst jetzt stark sein", flüstert er in mein Ohr. Ich habe Panik, pure Angst. Was wird jetzt kommen???

,,Deine Eltern sind gestorben!", sagt er in normaler Lautstärke, doch die Unsicherheit war unüberhörbar. DEINE ELTERN SIND GESTORBEN. DEINE ELTERN SIND GESTORBEN. Es dauert ein paar Sekunden bis. Der Satz in mein Gehirn angekommen ist. ,,Nein, du lügst!", schrie ich durch die ganze Halle. Es war mir völlig egal das die THW Spieler das alles mitkriegen. Ich wusste das er nicht gelogen hat. Er schüttelt den Kopf. Tränen steigen mir in die Augen und ich wünschte ich würde träumen. Ich sinke auf den Boden und Beginn zu weinen. Direkt neben den Spielern von THW, aber das ist mir im Moment so egal. In mir spürte ich völlige leere und Einsamkeit. Irgendwer nimmt mich dann in den Arm. Es ist mir ehrlich gesagt völlig egal wer. Hauptsache ich bin nicht alleine. Schließlich höre ich auf mit weinen. Mir geht es trotzdem nicht besser. Ich habe totale Herzschmerzen und ich habe Angst. Riesige Angst. Ich habe Niemanden mehr. Ich bin alleine. Ich habe weder Onkel noch Geschwister oder andere Familienangehörige.

Ich schaue auf, wer mich denn auf den Boden in den Arm genommen hat. Es war Niclas Ekberg. Damit hab ich nicht gerechnet. Er schaute mir ernst und mitleidig in die Augen. ,,Hör auf mich so anzugucken!", schreie ich ihn an. Aus Trauer wurde Wut. Warum müssen mich meine Eltern im Stich lassen und mich alleine lassen? Das ist nicht fair. Sofort versucht er sein Blick zu ändern, es gelingt ihm aber nicht wirklich. Ich löse mich aus seinen Armen. Eher gesagt reiße ich mich aus denen, denn er hat mich ziemlich doll festgehalten, wahrscheinlich weil er genau wusste, dass ich vielleicht wegrennen könnte. Ich flüchte. Durch die Tür und nach draußen. Hinter mir höre ich Schritte. Aus laufen wird sprinten. Es regnet. Perfekt zur Stimmung. Ich renne immer weiter. Ich muss jetzt einfach mal alleine sein und die Wut und Trauer aus mir rauslassen. Die Schritte kommen immer näher. Plötzlich hält mich jemand am Handgelenk fest. ,,Lass mich Los!!!", verdutzt und erschrocken gucke ich meinen Gegenüber an. Niclas. ,,Lass mich in Ruhe!", schreie ich ihn an. Es ist mir gerade auch völlig egal das hier ein THW Spieler vor mir steht. ,,Wegrennen bringt nichts.", entgegnet er.

Der Regen wird immer doller. Schließlich breitet Niclas seine Arme aus und ich ließ mich in ihn reinfallen. Zum 2. mal fange ich an zu weinen. Doch dieses Mal fühle ich mich nicht alleine gelassen.

Das Leben läuft nicht immer nach Plan...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt