Kapitel 5 Teil 2: Die Lücke

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Kapitel 5 Teil 2: Die Lücke

„Erzähl mir davon wie wir zusammengekommen sind.", bat sie ihn mit einer samtweichen Stimme und ohne den Blickkontakt zu lösen. Harry konnte nur schlucken. Plötzlich fühlte er atemlos und aufgeregt. Sein Herz schlug lauter, so als würde er Ginny gleich erneut zum ersten Mal küssen.
„Du warst mit Dean Thomas zusammen als es mir bewusst geworden ist, dass ich mich verliebt hatte.", holte er weit aus. „Aber ich hab mir über alles Sorgen gemacht. Darüber das du mich bestimmt nicht mehr willst, dass du Rons Schwester bist, dass er mich hassen würde. Eigentlich waren das alles nur Ausreden weil ich zu feige war. Aber jeden Abend hab ich an dich gedacht und so oft von dir geträumt, Ginny." Er sah ihr weiter in die Augen. „Ich hab mir nichts mehr gewünscht, als das du mit Dean Schluss machst, aber es brauchte eine gewaltige Portion Glück damit das geklappt hat. Der Abend an dem ihr euch getrennt habt, dieser Streit, ich war schuld daran gewesen. Ich und Felix Felicis. Aber auch danach hab ich mich nicht getraut dir meine Gefühle zu gestehen. Ich hatte dich ständig im Auge. Wenn du nach dem Quidditchtraining mit mir zur Schule hochgegangen bist, hätte ich dich am liebsten gegen die Schlossmauern gedrückt und geküsst." Harrys Stimme brach und endlich wand er den Blick ab. Das Blut pochte in seinen Ohren. „Wir haben uns das erste Mal nach dem Endspiel Gryffindor gegen Ravenclaw geküsst. Du musstest wieder die Sucherin geben, weil ich bei Snape nachsitzen musste." Ginny sah ihn vorwurfsvoll an.
„Wieso das denn?"
„Naja, ich hätte Draco Malfoy fast umgebracht!", er lächelte schuldbewusst zu ihr herüber. „Ich denke ich hatte es verdient nachzusitzen. Außerdem hast du deine Sache fantastisch gemacht. Gryffindor hat gewonnen! Ich kam hoch in den Gemeinschaftsraum und ich habe fast damit gerechnet, dass du und Dean... naja, nach dem Spiel wieder zusammen gekommen wärt. Aber dem war nicht so. Du kamst auf mich zugelaufen und ich hab dich in den Arm genommen und geküsst!"
„Vor Allen?", Harry wusste nicht ob Ginny schockiert oder belustigt war.
„Ja, vor allen Anwesenden. Ich hab im Nachhinein auch noch ganz schön was zu hören bekommen. Es war nicht grad praktisch das Dean und ich im selben Schlafsaal untergebracht waren. Und Ron war auch nicht grade begeistert." Harry seufzte.
„Er war zwar nicht so sehr dagegen, wie gegen die Sache zwischen dir und Dean, aber ich bin ganz schön froh, dass Hermine ihm die Sache mit dem unbrechbaren Schwur wieder ausgeredet hat. Er wollte unbedingt, dass ich ihm verspreche dir niemals das Herz zu brechen."
„Du denkst, du wärst dann schon tot?", spekulierte Ginny. „Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder sich so als Beschützer aufspielen kann. Ich dachte immer er wäre nur ein großer Heuchler. Von wegen Wächter der Tugend und so!"
„Ja, dann wär ich wohl tot.", sagte Harry trocken. „Ich musste dich freigeben, um dich zu schützen. Du hast es verstanden, aber es hat dich sehr verletzt. Ron hat mir vorgeworfen, dass du tagelang deswegen geweint hast."
Ginny schwieg einen Moment. Vielleicht war es gut, dass sie sich nicht mehr an den Schmerz erinnern konnte.
„Ich erinnere mich gut an meine Zeit mit Dean. Ich mochte ihn wirklich gern." Dieses Geständnis versetzte Harry einen Stich.
„Wir haben viel unternommen, sind durch Schloss gestromert, wir waren in Hogsmeade. Einmal wurden wir nachts beinahe von Filch geschnappt, als wir uns nachts in die Bibliothek geschlichen hatten um...", sie unterbrach sich als sie Harrys gequälten Gesichtsausdruck sah. „'Schuldigung. Ich wollte nur sagen, dass mir immer etwas gefehlt hat bei ihm. Ich weiß auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass es nicht du warst. Das weiß ich grad echt nicht. Tut mir leid."
„Wir haben all diese Dinge nicht gemacht.", entgegnete Harry bitter. „Wir sind nicht in Hogsmeade gewesen. Wir hatten nicht so viel Zeit. Es waren ja nur ein paar Wochen in denen wir zusammen waren. Und in dieser Zeit ist viel passiert. Du hattest Prüfungen und musstest die ganze Zeit lernen. Ron wollte nicht, dass wir in seiner Anwesenheit rumknutschten und er war eigentlich immer anwesend. Es ist schon ganz schön nervig, dass die Jungs nicht in die Schlafsäle der Mädchen dürfen. Du konntest ja auch nicht zu uns." Harry grinste belustigt und Ginny zog eine Augenbraue hoch.
„Was wolltest du denn in unserem Schlafsaal?", fragte sie misstrauisch, aber in ihrer Stimme lag auch etwas Verführerisches.
„Nicht das was du vielleicht denkst!" Harry lachte. „Aber da wir nur Abends füreinander Zeit hatten, hätte es das einfacher gemacht." Harry lehnte sich auf seinem Sofa zurück und dachte an die wenigen Wochen mit Ginny. Nein, einfach hatten sie es wirklich nicht gehabt Zeit zu zweit zu verbringen. Immer wenn sie Ron einmal abgeschüttelt hatten, kamen andere Mitschüler und belagerten sie. Für die Gryffindors waren sie eine Art Promipärchen und wohin sie auch gingen, alle wollten sofort dabei sein, oder sie bei ihrem Tun beobachten. Harry hatte oft versucht mit Ginny einfach nur gemütlich am See zu sitzen, damit sie lernen und er sie betrachten konnte. Aber auch dabei hatten sie Zuschauer gehabt. Und nachdem Colin Creevey begonnen hatte Paparazzifotos von ihnen zu machen und herumzuzeigen, hatte Harry öffentliche Orte gemieden. Innerhalb weniger Tage war die Neuigkeit, dass Harry Potter und Ginny Weasley ein Paar waren, im ganzen Schloss verbreitet worden, sodass sich auch die Schüler der anderen Häuser in die gaffende Menge einreihten. Es hatte in Hogwarts schon wesentlich unangenehmere Gerüchte über Harry gegeben, zumal dieses ja sogar wahr gewesen war, aber es machte es den beiden so gut wie unmöglich eine ruhige Zeit miteinander zu verbringen. Die wenigen gestohlenen Stunden, in denen sie sich unter dem Tarnumhang zum Quidditch-Stadion schlichen, hatten sie dafür umso intensiver genutzt.
„Die Quidditch-Umkleideräume waren sowas wie unser Versteck.", gestand Harry. „Nur die Kapitäne haben außerhalb der Spielzeiten die Möglichkeit da rein zu kommen und ich konnte ja immer nachschauen, wann welches Team trainiert. Als Peeves dann noch angefangen hat dieses grauenhafte Lied zu trällern und uns durchs Schloss zu folgen, wäre ich am liebsten ganz dort geblieben." Harry seufzte.
„Was für ein Lied?", wollte Ginny wissen und lachte schallend als Harry anfing zu singen.

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