Kapitel 1

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„Hat jemand Romeos Kostüm gesehen?" Ich schreckte auf.                                                                  „Penelope weißt du wo es ist?"                                                                                                                              „Wo was ist?", fragte ich verwundert denn ich wusste nicht worum es ging. Ich blickte in ein erwachsenes Gesicht einer leicht rundlichen Frau mit Brille die ihre Haselnussbraunen Haare zu einem schon leicht mitgenommen aussehenden Dutt zusammengesteckt hatte. „Das Kostüm von Romeo. Kindchen passen Sie etwa nie auf wenn ich etwas sage?" Ich wollte schon antworten, da bemerkte ich, dass es nur eine rhetorische Frage war und Mrs Fitz, meine Kunstlehrerin und gleichzeitig die Leiterin der Theatergruppe unserer Schule, schonlängst wieder auf der Suche nach dem Kostüm war.

Und wie war die Probe? Als mein Handy mir mitteilte, dass ich eine neue Nachricht habe dachte ich mir bereits, dass sie von Chris sein würde. Wie immer. Alles drehte sich um Maggie *ächz*. Ich drückte auf Senden und warf mein Handy in meine Tasche. Seit ich denken kann war Chris mein bester Freund gewesen. Unsere erste Begegnung muss schon über fünfzehn Jahre her sein, denn ich kann mich nicht mehr an sie oder geschweige denn daran erinnern wie wir zu so unzertrennlichen Freunden wurden. Ich denke gerne an all die Dinge zurück, die wir schon zusammen erlebt haben. Meine liebste Erinnerung ist die, als ich von Chris dazu gezwungen wurde mit ihm zusammen einen ganzen Tag lang einen Jungen zu stalken den er am Tag zuvor in dem Laden indem er arbeitet gesehen hatte und sich unsterblich und Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Dies ist nun fast genau ein Jahr und sechs Monate her und Chris und unbekannter Junge, wie wir ihn damals genannt hatten (inzwischen wissen wir natürlich, dass er Elliot heißt aber ich nenne ihn trotzdem noch gerne so, der alten Zeiten willen) sind nun seit genau elf Monaten und dreizehn Tagen ein Paar. Naja, das ist eigentlich noch untertrieben, denn mit dem Wort Paar meinte ich eigentlich Wörter wie Traumpaar oder Seelenverwandte. Sie sind einfach für einander geschaffen und das sieht man ihnen auch an.                                                        Gedankenverloren und weiterhin schwärmend über Ellis wie ich sie heimlich nannte, da sie meiner Meinung nach so unzertrennlich waren, dass sie einfach einen Namen brauchten der beide miteinschließt, ging ich gerade an der Saftbar vorbei in der sich Leute aus meiner Schule regelmäßig treffen um zusammen zu lernen oder einfach die Zeit totzuschlagen. „Hey Pen!", sagte eine vertraute Stimme hinter mir. Ich erkannte die Stimme und drehte mich um. Leider habe ich zu meinem Nachteil nicht bemerkt, dass mein Gesicht scheinbar in Sekundenschnelle knallrot geworden ist. „Oh, sag mal ist alles gut? Du siehst so...krank aus.", „Äh... krank nicht...haha...gut alles..." MIST! Ich drehte mich um, atmete einmal tief durch und ging einfach weiter nachhause.

„Was!? Ist dir das wirklich passiert oder verarscht du mich nur? Bitte sag mir, dass du mich bloß verarscht.", Chris schaute mich ungläubig an. Wir saßen am Küchentisch im Haus seiner Eltern und hatten eigentlich vorgehabt mit Elliot zusammen Kuchen zu backen. Nun allerdings hatte Chris Elliot damit beauftragt zum Markt zu laufen und noch einmal Erdbeeren zu kaufen, da wir die angeblich vergessen hätten einzukaufen. In Wahrheit wollte Chris Elliot einfach nur aus Hörweite haben damit wir uns ungestört unterhalten konnten. „Ich verarsch dich wirklich nicht. Leider...", sagte ich und rührte nun zum wahrscheinlich fünfzigsten Mal meinen Kaffee um. Chris grinste „Ein gutes hat es wenigstens...", „Ach ja?", „Na klar! Er wird dich wenigstens nicht mehr so schnell vergessen können, das wette ich." Ich guckte meinem besten Freund tief in die Augen und musste anfangen zu grinsen. Dafür liebte ich ihn. Für seine durchgehende optimistische Denkweise, egal was auch vorgefallen sein mag. Er stand auf und ging hinüber zu dem sehr teuer aussehenden Kühlschrank der perfekt wie auch der Rest des Hauses zeigte, dass Leute mit sehr viel Geld hier wohnen mussten. Als er den Kühlschrank wieder zu machte und mit trauriger Miene, da er scheinbar das was er finden wollte nicht gefunden hatte, zurück an den Tisch schlurfte fiel mir mal wieder auf wie modebewusst er doch war. Er hatte schon immer seinen ganz eigenen extravaganten Kleidungsstil, der auf unverständliche Weise immer gut aussah. Heute trug er eine dunkelgründe enganliegende Hose mit einem weinroten Hemd und dazu seine hellbraune Nickelbrille. „Hey, was ist das da an deinem Hals? Warte...ist Das etwa ein...", „Knutschfleck?", beendete Chris meine Frage. „Ja genau das ist es", er grinste mich an. „Wann ist das denn passiert? Wir waren in letzter Zeit doch immer zu dritt unterwegs gewesen.", „Ein Gentleman genießt und..." Jetzt war ich es der ihn unterbrach: „Christian August Carter! Sie sagen mir auf der Stelle wie, wann und wo das passiert ist!", „Wo was passiert ist?" Wir zuckten zusammen. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass Elliot hinter uns in der Küchentür stand mit einer Schale voll Erdbeeren und einem Strauß Rosen in beiden Händen. „Ach nichts. Pen hat sich nur wieder vor Nick zum Affen gemacht.", sagte Chris achselzuckend. Ich strafte ihn mit einem bösen Blick von dem ich hoffte, dass er das übermittelte was ich ihm am liebsten jetzt gesagt hätte. „Oh, du hast mir Rosen mitgebracht! Du bist so süß." Den Rest des Tages verbrachten wir damit drei verschiedene Kuchen zu backen und über Mitschüler zu lästern. Als es langsam dunkel wurde und Elliot beschloss einfach bei Chris zu übernachten ging ich rüber zu meinem Haus welches direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite von Chris' Haus steht. Meine Eltern waren auf einer Hochzeit und es schien als wäre mein Bruder auch noch nicht zuhause. In der Küche lag ein Zettel auf dem Tisch: Grüß Gott, ich der Zettel habe den Auftrag der Schwester meines genialen Meisters eine Botschaft zu übermitteln, also spann die Glupscher weit auf: Der Maestro ist bei seiner Freundin und wird erst morgen wieder eintreffen. Er war allerdings so gnädig und hat Ihnen etwas von der Lasagne übriggelassen und sie im Ofen für Sie hinterlegt. „Spinner.", ich musste lachen. Nachdem ich die Lasagne aufgegessen hatte ging ich nach oben in mein Badezimmer und lies mir ein Bad ein. Auf der Badewannenwand sitzend lauschte ich dem Plätschern des Wassers. Es war ein beruhigendes Geräusch.

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