Kapitel 145

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*Karina*

Unsanft werde ich aus meinem Schlaf gerissen, Janne steht vor mir, was mir jedes Mal aufs Neue Panik bereitet. Automatisch versuche ich mein Krümelchen zu schützen, am Arm werde ich hochgezogen. Mehr stolpernd als gehend gehe ich den Gang entlang, mit den Worten „Du hast 15 Minuten“, wird mir die Badetür geöffnet. Als ich im Raum stehe, schliesst Janne hinter mir ab. Dieses furchtbare Geräusch, des sich drehenden Schlüssels, jagt mir immer wieder unangenehme Schauer über den Rücken. Ich fühle mich eingeengt und die Angst steigt in mir hoch. Nur langsam löse ich mich aus meiner Starre, nutze die kurze Zeit und stelle mich unter die Dusche.

Das warme Wasser entspannt ein wenig meine schmerzenden Muskeln, welche sich aber sofort wieder verkrampfen, als ich an Samu denken muss. Meine Tränen vermischen sich mit dem auf mich niederprasselnden Nass. Imme wieder bekomme ich einen harten Bauch, was mir Sorgen bereitet. Bitte unserem Krümelchen darf nichts passieren, ich muss hier raus. Nicht nur wegen dem Kleinen, nein auch wegen meinem Schatz. Ich habe auch Angst um ihn, was ist gestern nur passiert, dass er ins Krankenhaus musste. Mit diesen kreisenden Gedanken, steige ich aus der Dusch und trockne mich ab.

Endlich spüre ich wieder Tritt von meinem Sohn, er war eine ganze Weile sehr ruhig, was ungewöhnlich für ihn ist. Hoffe es ist alles in Ordnung mit ihm, streiche über meinen beträchtlichen Bauch. Jetzt muss ich mich aber beeilen, habe keinerlei Zeitgefühl mehr, seit ich hier bin. Und ich möchte nicht entblösst vor Janne stehen, schnell ziehe ich mir meine alten Sachen wieder über. Keine Sekunde zu früh, denn die Türe wird aufgeschlossen. Da ist es wieder dieses Geräusch, des drehenden Schlüssels, es verheisst nichts Gutes. Entweder ich werde eingesperrt, oder dieser Irre kommt in meine Nähe.

Grob zieht er mich am Arm mit sich, er ist mehr als wütend. Im Keller angelangt, schubst er mich auf die alte Matratze. So gut es geht, versuch ich nicht auf meinen Bauch zu fallen. Nun kauere ich ängstlich und mit einem wildhämmernden Herz an der Wand. Janne läuft wie ein unruhiger Tiger im Raum hin und her. Was ist los, aber ich getraue mich nicht zu fragen, möchte ihn nicht unnötig provozieren. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verlässt er den Raum, knallt die Türe zu und schliesst sie ab. Sein Verhalten eben, lässt nichts Gutes erahnen. Ich fange an zu zittern, aber nicht wegen der Kälte, nein ich habe entsetzliche Angst.

Alles was ich jetzt bräuchte, sind Samus starke Arme, seine Geborgenheit. Ich schliesse meine Augen und versuche mich zu meinem Schatz zu flüchten. Mir fallen die Augen zu, werde aber kurz darauf von meinem Hunger geweckt. Als hätte er mein Bauchknurren gehört, betritt Janne den Raum. Auch wenn ich mich ihm keinen Millimeter freiwillig nähern will, bleibt mir nichts anderes übrig, wenn ich etwas essen will. Wortlos stellt er die Wasserflasche und das Essen auf den Tisch, er sieht immer noch wütend aus. Gierig verschlinge ich das Sandwich und leere die Wasserflasche. Jetzt macht sich aber meine volle Blase bemerkbar, kaum hörbar frage ich ängstlich „Darf ich auf die Toilette?“

Anstatt einer Antwort zieht er mich hinter sich her ins Bad, wo ich mich endlich erleichtern kann. Dann geht es wieder zurück in mein Gefängnis, Janne nimmt mein Handy, Samu nimmt nicht ab. Ich fange an zu zittern wie Espenlaub, wieso nimmt er nicht ab, was ist mit ihm. Ist ihm etwas Schlimmes zugestossen, bei diesem Gedanken dreht sich mir fast der Magen um. Ich muss hier raus, muss zu meinem Schatz. Janne legt das Telefon wütend auf den Tisch und dreht mir den Rücken zu. Wo ich den Mut her nehme weiss ich nicht, greife nach einem Stuhl und schlage mit meinen letzten Kraftreserven, so fest wie möglich zu. Er sackt stöhnend zu Boden, woraufhin ich noch einmal zuschlage.

Im Vorbeigehen schnappe ich mir mein Handy und flüchte so schnell es geht aus dem Keller, die Treppe hoch. Dort muss ich mich erst einmal orientieren, die Ausgangstüre ist zum Glück schnell gefunden und nicht abgeschlossen. Das helle Tageslicht brennt in meinen Augen, ich muss ein paar Mal blinzeln, bis ich mich daran gewöhnt habe. Wo bin ich hier, um mich ist nur Wald zu sehen und eine Schotterstrasse. Ich entscheide mich in den Wald zu laufen, auf der Strasse würde er mich schnell finden. Orientierungslos irre ich zwischen den vielen Bäumen und Sträuchern hindurch. Während ich immer weiter laufe, nehme ich mein Handy hervor. Aber zu meiner Enttäuschung habe ich hier kein Netz, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Telefon wieder einzustecken und weiter zu gehen.

Meine Kräfte lassen nach, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Aber ich muss so weit wie möglich von Janne weg, immer wieder drehe ich mich panisch um. Ich kann ihn zu meiner Erleichterung nirgends sehen. Der Gedanke an Samu lässt mich immer weiter laufen, ich hoffe in die richtige Richtung. Der Wald wird immer unebener, ich muss sehr vorsichtig sein, dass ich nicht über die Wurzeln stolpere. Da entdecke ich einen Kiesweg, vorauf ich mich begebe, die Gefahr sonst hinzufallen ist einfach zu gross.

Immer mühsamer werden meine Schritte, mein ganzer Körper schmerzt. Ich kann nicht mehr meine Beine geben unter mir nach, ich gleite zu Boden. Die Tränen nehmen ihren Lauf, ich höre Schritte näher kommen, dann wird alles schwarz um mich.

You're an angel not asking who I'amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt