Kapitel 8: „Ein neuer Wegbegleiter"

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Am nächsten Tag schienen bereits erste Sonnenstrahlen durch die Ritzen der Holztür, die die Höhle zum einzig häuslichsten machte. Anna rieb sich die Augen und richtete sich müde auf, wobei sie sich ausgiebig streckte. Ihre Haare waren etwas verwuschelt vom vielen Herumwälzen im Schlaf, aber ansonsten sah sie ganz gut aus. Doch dann schaute sie nach oben und sah über sich einen großen, muskulös gebauten, blonden Jüngling, der sie grimmig ansah. Neben ihm stand ein Rentier mit grau-braunem Fell, dass genüsslich eine Karotte zerkaute. Anna war verwirrt.

Was machen die beiden hier? Wie konnten sie sich so leicht an uns heranschleichen?

Obwohl die zweite Frage, die ihr im Kopf rumspukte, einfach zu beantworten war. Da sie ja geschlafen hatten, hatten sie es eben nicht bemerkt.

Aber warum schaut der Mann mich so böse an? Was habe ich ihm denn getan?

Sie kratzte sich am Kopf und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Doch er schaute dennoch böse, was Anna etwas erschreckte. „Was habe ich Ihnen denn getan?", sprach Anna die Frage aus, die ihr die ganze Zeit im Kopf rumgespukt war. Danach flechtete sie sich ihre Zöpfe ordentlich und wartete sehnlich auf eine Antwort.

Rapunzel wachte auf und sah verwirrt zu Anna. Vor dieser stand ein ihr unbekannter Mann. Sie setzte sich auf. „Guten... Morgen...", murmelte sie, da sie sich nicht wirklich sicher war, was sie sonst hätte sagen sollen.

„Es ist aber kein guter Morgen, wenn zwei unbekannte Mädchen oder Frauen – Was ihr auch seid? – die Höhle, die ich mir als Unterschlupf gesucht hatte, bereits belegt haben!", schnaufte der Mann und sah nun auch Rapunzel finster an. „Aber egal, ich muss sowieso los! Jemand sagte mir, auf dem Nordberg solle etwas vorgefallen sein, dass alle Arbeiter verschreckt haben soll und flüchten ließ. Deshalb soll ich mich nun dort an die Arbeit machen.", brabbelte der junge Mann vor sich her und hatte Anna und Rapunzel schon wieder völlig vergessen. Er verließ die Höhle mit seinem Rentier und schlug wütend die Tür hinter sich zu.

Anna musste nicht lange überlegen. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Rapunzel aus, schnappte sich die Zügel ihres Pferdes und rannte dem blonden Mann hinter her. „Warte!", rief sie verzweifelt und ein wenig außer Atem, „W-was ist... auf d-dem Nordberg... passiert?" Anna hielt einen Augenblick inne und zögerte.

Doch dann fing sie nochmal langsam an und fragte mit sanfter und freundlicher Stimme: „Was ist auf dem Nordberg passiert? Irgendetwas...", ihre Stimme brach ab, „...Magisches?"

Rapunzel hatte sich ebenfalls schnell die Zügel von Maximus geschnappt und war Anna nachgelaufen. „Wissen Sie, dass wäre für uns wirklich interessant zu wissen. Wir befinden uns nämlich gerade auf dem Weg zum Nordberg...", sagte Rapunzel an den Mann gewandt.

„Ja, es war völlig surreal! Man sagte mir, so etwas habe man noch nie gesehen. Also, ja, wahrscheinlich etwas wie Magie!", meinte der Mann und spannte währenddessen sein Rentier an seinen Schlitten. Dann wandte er sich von Rapunzel und Anna ab und packte sein Gepäck ebenfalls auf den Schlitten. „Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, ich muss los!", sagte er entnervt und sprang auf sein Gefährt.

Anna blickte Rapunzel an und nickte ihr zu. Dann wandte sie sich erneut an den Mann: „Ähm, warten Sie! I-ich möchte, dass sie uns auf den Nordberg bringen!"

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute entschlossen. „Hältst du das für so eine gute Idee? Er scheint nicht bei bester Laune zu sein?", flüsterte Rapunzel ihr zu und warf dem blonden Mann einen Blick zu.

„Ja, aber wir brauchen jemanden, der sich dort auskennt. Sonst suchen wir zu lange und wir haben so oder so nicht ewig Zeit.", meinte Anna leise, an Rapunzel gewandt.

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt