Unterm Weihnachtsbaum

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Das Hundebaby lag unter dem Baum und wunderte sich. Mit dem Baum war ja soweit alles ok. Er war grün und verströmte sogar einen angenehmen Geruch. Doch dieser hier stand in einer Wohnung. Und seit wann wuchsen Lichter und bunte Kugeln an ihnen? Aber bislang hatte er in seinem kurzen Leben ohnehin noch nicht sonderlich viel gesehen. Also konnte es vielleicht auch daran liegen. Der kleine Kerl schüttelte den Kopf. Das Band, das er von den beiden großen Menschen um den Hals bekommen hatte, störte ihn. Es raschelte bei jeder Bewegung und ständig musste er sich kratzen. Aber es blieb trotzdem da wo es war. Der kleine Hund sah sich um. Zum ersten Mal, seit die Menschen ihn mitgenommen haben, war er allein. Ohne seine Mutter und ohne Geschwister. Zuerst hatte er sich gefürchtet, doch dann siegte seine Neugier über die Angst. Um ihn herum lagen überall bunte Pakete. Das Hundekind reckte die Schnauze und schnupperte. Viele unbekannte Gerüche strömten in seine Nase. Einer war besonders interessant. Er ließ ihm den Speichel im Maul zusammen laufen. Vorsichtig erhob er sich und suchte sich einen Weg durch die Berge von Päckchen. Er zuckte erschreckt zusammen, als eines der Päckchen mit lautem Scheppern hinunter fiel. Erst als es sich nicht mehr rührte, lief er weiter. Endlich stand er vor einem grünen Paket mit weißer Schleife. Er schnupperte noch einmal daran. Dann war er sich sicher  und fing gleich an es mit seinen spitzen Zähnen zu bearbeiten. Es dauerte lange, bis der kleine Hund an das Innere gelangte. Niemand störte ihn bei seiner Arbeit. Als sich die Tür öffnete und der Welpe durch einen hellen Jauchzer aufgeschreckt wurde, hatte er den Schinken - eine Spezialität von Tante Laura - bis auf den Zipfel aufgefressen.
,,Oh, ist der süß!''
Der Welpe zog kurz seinen Kopf ein und legte die Ohren an. Dann bemerkte er aber das die freudige Aufmerksamkeit ihm galt. Und dir Ohren schnellten wieder hoch.
,,Ja, sehr süß.'' Der große Mensch knurrte. ,,Er hat den Schinken von Tante Laura gefressen.''
Die Ohren klappten wieder runter. Der andere Mensch lachte. Es war ein helles, feines Lachen und die Ohren gingen wieder steil nach oben. ,,Ach, ist doch nicht so schlimm. Ich kann den Schinken sowieso schon nicht mehr sehen. Der von unserem Metzger schmeckt viel besser. Letztes Jahr haben wir den Rest sogar weggeschmissen. Erinnerst du dich?''
Nein. Ehrlich gesagt erinnerte sich der Mann nicht. Aber er verkniff sich jede weitere Bemerkung, denn jetzt stürmten Rin und Tobi, seine Kinder, auf das neue Familienmitglied zu. Und er wollte ihnen die Freude nicht verderben. Immerhin war heute Heiligabend!
,,Guck mal, er ist ganz weiß.''
,,Und so ein weiches Fell. Er sieht aus wie ein Wollknäuel.''
,,Wie hübsch er mit dieser roten Schleife ist. Er sollte vielleicht auch ein rotes Halsband bekommen.''
Das weiße Wollknäuel blickte zwischen den Kindern hin und her und weldelte mit dem Schwanz. Kleine Finger krabbelten durch sein Fell. ,,Ich finde er sieht aus wie eine Schneeflocke.'' Tobi nickte. ,,Wir sollten ihn Flöckchen nennen.'' ,,Autsch!'' Rin zog ihre Hand zurück. Flöckchen risk erschrocken die braunen Knopfaugen auf. Er hatte dem Menschen wehgetan. Das wollte er nicht! Jetzt wartete er gespannt,  was passieren würde. ,,Hey, der hat ganz schön spitze Zähne!'' Aber der kleine Mensch lachte schon wieder und wuschelte weiter durch das Fell. Flöckchen entspannte sich und fuhr mit dem Spiel nach Fingern zu schnappen fort. Doch plötzlich sprang er auf und lief schnurstracks Richtung Baum und hockte sich hin.
,,Was macht er denn da?'', wollte Tobi wissen. ,,Oh nein!'' Frau Viersen hielt sich die Hände vors Gesicht. ,,Ich glaube er hat gerade..'' Rin und Tobi lachten.

Wenig später lag Flöckchen in seinem Körbchen und winselte. Rin ließ eine Hand aus dem Bett baumeln und streichelte den Kleinen weiter. ,,Was ist denn Flöckchen?'', flüsterte sie. ,,Hast du Angst?'' Flöckchen leckte mit seiner Zunge über ihren Handrücken. ,,Na komm.'' Rin griff unter Flöckchens seinen Bauch und hob ihn ins Bett. Er rollte sich zusammen und war dann in null Komma nichts eingeschlafen. Rin ging noch mal in Gedanken die Ereignisse des Abends durch. Eigentlich war es ein sehr schönes Weihnachtsfest gewesen. Obwohl sich Vater noch über die ein oder Andere Sache aufgeregt hat. Aber meine Mutter hatte den Kleinen in Schutz genommen. Dann hatten sich Tobi und Rin noch darüber gestritten, wer von ihnen Flöckchen mit ins Zilmer nehmen durfte. Rin hatte gewonnen, weil sie mit ihren 9 Jahren die Ältere war. Und jetzt lag er also in Rins Bett. Im Schlaf fiepte er hell, als würde er von einem Kaninchen träumen. Schließlich schlief auch sie ein.

Am nächsten Morgen wurde Rin davon wach, dass ihr Jemand mit etwas nassem und kaltem durchs Gesicht fuhr. Erst als sie blinzelte erkannte sie das es Flöckchen war. Sofort fiel ihr alles wieder ein. Es war kein Traum! Endlich hatten sie und ihr kleiner Bruder Tobi ihren Hund bekommen! Als Flöckchen merkte, dass der kleine Mensch wach war, winselte er vor Freude. Seine Aufregung wurde so groß das er auf die Matratze pinkelte. Mit einem Satz sprang Rin aus dem Bett. Rin wollte ihrer Wut gerade Luft machen und öffnete bereits den Mund für ein ordentliches Donnerwetter. Doch ein Blick auf den Kleinen, ließ ihren Zorn auf der Stelle verfliegen.

~So das war der erste Teil =)ich hoffe er gefällt euch! Über Kommis würde ich mich sehr freuen.♡~

FlockeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt