Ich zog meinen Koffer vom Band und wartete auf meinen zweiten. Das stetige Surren und das Gequatsche der Menschen um mich herum nervte mich. Gut, vielleicht lag das auch daran, dass mein dämlicher Sitznachbar mich den ganzen Flug über voll geschnarcht hat. Ich kann schnarchen nicht ab, das stört mich total. Seufzend schnappte ich mir auch den zweiten Koffer und zog beide hinter mir her. Aber jetzt war ich endlich hier. In Miami. Für ein ganzes Jahr. Mein Traum war wahr geworden. Endlich. Ich lief die Gänge des Flughafens entlang und brauchte nicht lange um zu dem Eingang zu der Halle zu gelangen, in der die anderen Leute immer warteten. Ich blickte mich suchend um. Viele Menschen standen mit Schildern herum und am rechten Rand entdeckte ich das Schild mit der Aufschrift Alexis Black. Mein Blick schweifte nach oben und begegnete dem Lächeln eines Mannes mittleren Alters. Er trug ein dunkelblaues Hemd, das ordentlich geknöpft war und dazu eine schwarze Anzughose. Um seine Augen und die Mundwinkel waren Falten zu erkennen und sein Haar war grau durchzogen und akkurat zurückgekämmt. Ich ging auf ihn zu. „Hi", begrüßte ich ihn. „Hallo Alexis! Ich bin William Carter", antwortete er und schüttelte mir fröhlich die Hand. Er war mir sofort sympathisch und das war ein seltenes Gefühl für mich. „Sie hätten mich nicht selbst abholen müssen!" Er schmunzelte. „Ich bin zwar schon 50, aber duzen wäre mir trotzdem lieber." Er nahm sich einen meiner Koffer und bevor er den zweiten auch noch nehmen konnte, hatte ich den Griff schon selbst umfasst. Er setzte sich in Bewegung und ich folgte ihm. Als ich wieder an seiner Seite lief, antwortete ich ihm. „Also gut, du hättest mich nicht selbst abholen müssen. Das Büro hat mir übermittelt, dass Sie beide, sorry, ihr beide sehr viel arbeitet." Er sah immer noch schmunzelnd zu mir herüber. „Wir haben uns heute freigenommen." Ich merkte wie ich ihn entgeistert anstarrte: „Wegen mir?" „Natürlich." „Aber ich hätte doch ein Taxi nehmen können!" Ich fuhr mir durch die lockigen Haare. „Ist jetzt sowieso zu spät", lachte er auf und ich konnte nicht anders, als ihn anzugrinsen.
Die warme Luft Miamis schlug mir entgegen und ich atmete sie genießerisch ein. Über den schicken Range Rover staunte ich nicht schlecht. Ich hatte eine Schwäche für Jeeps und Range Rover.Nur leider viel zu wenig Geld für ein Auto.
Auf der Fahrt unterhielten wir uns über dies und das, bis ich ihm gestand, dass ich ihn ganz falsch eingeschätzt hatte. Er lachte nur wieder und meinte, dass er sich genauso eingeschätzt hätte, wäre er an meiner Stelle gewesen. Diese Familie konnte nur wie der Lottogewinn sein. Je weiter wir fuhren, desto edler und schicker wurden die Häuser, größer natürlich auch. Das wunderte mich aber nicht, da in meinen Infos stand, dass Mr. und Mrs. Carter sehr erfolgreiche Firmenleiter sind und somit eine Menge Geld verdienen. Haken an der Sache ist, dass sie natürlich viel zu tun haben, wenig Zeit für die Familie haben und deshalb ein Au Pair engagiert haben. Die Familie; das waren Jacob, 15 Jahre alt und würde dieses Jahr 16 werden und Madeleine, 10 Jahre alt und würde 11 werden innerhalb meines Aufenthalts. Nach unbestimmter Zeit, so etwas wie Zeitgefühl und Orientierung besitze ich nicht, rollte der Wagen auf eine große Einfahrt und blieb schließlich stehen. Ich stieg aus und bestaunte die wunderschöne Villa. Die Außenwände waren in einem hellen Beiche gehalten. Die riesigen Fenster waren weiß umrahmt und an den Wänden gab es an manchen Stellen weiße Säulen. Eine große Glastür diente als Haustür. Der große Vorgarten verlief um das komplette Haus herum und endete vermutlich in einem riesigen Garten hinterm Haus. Palmen, Büsche und Blumen wuchsen neben dem Steinpfad, der zur Tür führte. Es war einfach wunderschön.
„Krass", sagte ich leise. Ein Lachen ertönte. „Ich nehme das Mal als Kompliment." Ich drehte mich zu Mr. Carter um ihm mit meinen Koffern zu helfen, aber der dachte gar nicht daran, mich helfen zu lassen. „Das ist es auch", verdrehte ich die Augen über diesen Gentleman. „Nur 2 Koffer. Das verwirrt mich. Du bleibst doch ein Jahr und du bist eine Frau!" Verwirrt schauend führte er mich zur Tür. Ich musste lachen. „Beides korrekt", bestätigte ich, „Ich denke ich hab alles Nötige dabei und falls etwas fehlt, kann ich es immer noch kaufen." Er nickte und schloss die Tür auf. Kaum waren wir eingetreten hörte ich schnelle Schritte. Ich hatte gar keine Zeit das Innenleben dieser unglaublichen Villa zu bewundern, denn im nächsten Moment kam ein Mädchen auf mich zu gerannt. Wird wohl Madeleine sein. Sie stoppte direkt vor mir. „Du musst Alexis sein!", rief sie begeistert, woraufhin ich sofort lächeln musste, „Ich bin Maddy! Also eigentlich Madeleine, aber du darfst mich Maddy nennen." „Maddy klingt doch gleich viel cooler", zwinkerte ich ihr zu und ihr Lächeln wurde noch breiter. „Maddy, Süße, lass sie doch erstmal ankommen", hörte ich die Stimme einer Frau und schon bog Mrs. Carter in den Flur. Sie war Ende 40 und sah wirklich toll aus. Sie trug eine helle Jeans und eine gestreifte Bluse, deren Ärmel lässig hochgekrempelt waren. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Die strahlend blauen Augen fielen mir sofort auf. Die war doch sicher Mal Model! Sie lächelte mich warm an und schüttelte mir die Hand. „Ich bin Victoria Carter und du darfst mich gerne duzen." „Ich gebe mir Mühe", grinste ich. „Sie hat da noch so ihre Probleme mit", lachte William. Ich zog gespielt empört eine Augenbraue hoch.
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abroad
ChickLitAlexis Black's größter Traum erfüllt sich endlich. Sie bekommt einen Job als Au Pair in Miami und ergreift die Chance sich noch ein weiteres Stück von ihrer Vergangenheit zu entfernen. Problem in ihrem perfekten Plan: Maddox Carter. Das dritte Kind...