▪️ Winner or Loser?▪️

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In aller Frühe wurden wir geweckt. Wir rumurten kurz, standen dann aber auf und zogen uns an. Draußen war es noch kühler und ich zog eine Jogging-Hose über die weiße Turnierhose. Das Jackett und die Sattelsachen hingen schon im LKW. Es würden nur Sebastian, Jan, Tristan und ich zu diesem Turnier fahren. Der Rest traute sich nicht. Sebastian führte Mr.Magic, Tristan Los Langos, Jan Night Mare Moon; Big Missouri und Stars in Skys und ich Cajou und Firestorm in den LKW. Dann nahmen wir im Abteil platz.

"Sitzt du mit mir hinten? Basti und Tris sind Kumpels, ich will die nicht trennen müssen." Jan stellte sich vor mich und kratzte sich verlegen am Kopf.
"Wenn du dann endlich mal wieder ganz normal mit mir umgehst, mirwegen." Ich ließ ihn stehen, stieg in den LKW ein und pflanzte mich auf die hinterste Sitzbank.

Jan und ich saßen also ganz hinten. Sebastian und Tristan vor uns. Herr Ast, Jans Vater fuhr. Die Mädels und noch zwei weitere Mädchen, die ich nicht weiter kannte, fuhren in einem Multivan, den Frau Ast steuerte, hinter uns her.

Ein Polizist gab uns zwei Plätze zum Parken. Wir stiegen aus und luden erstmal alle Pferde ab. Meine Mädels bestanden darauf mir zu helfen. Als alle Pferde fertig gesattelt waren ritt ich auf Cajou zum Abreiteplatz. Den Parcours hatten wir schon angeschaut und wärmten uns daher auf. Jan ritt auf Night Mare Moon und Carlotta führte Big Missouri und Stars in Skys hinter uns her. Tristan und Sebastian ritten auf Mr.Magic und Los Langos.

Nach einer Weile war ich schon dran.
"Die Nummer 13 Cajou. Im Sattel Theres Barana."
Ich ritt ein, grüßte und es ging los. Cajou lief traumhaft. Bei keinem einzigen Sprung wackelte oder flog eine Stange. Nur ab und zu hatte ich sie so stark zurück genommen, dass wir zu dicht kamen. Aber halb so wild.
Als ich fertig war klatschten die Zuschauer, da ich fehlerfrei war.
"Für die Nummer 13 Cajou und Theres Barana ist das eine Note von 8,0!"
Das Publikum explodierte. Mein Nachname war relativ bekannt durch meine Eltern.
Nun war Jan an der Reihe. Bei ihm lief es nicht so glänzend, er hatte drei Abwürfe und wäre einmal beinahe gestürzt.
"Die Nummer 75 Night Mare Moon im Sattel Jan Ast, erhält eine Grundnote von 8,0. Minus 12 Fehlerpunkte ergibt das als Endnote eine 6,5."
Sebastian bekam ebenfalls eine 6,5, dank zwei Verweigerungen und Tristan eine 7,0. Alle waren relativ zufrieden und wir klatschten uns ab.

Ich tauschte am LKW die Pferde und sah zum Abreiteplatz. Dort herrschte reges Treiben. Einige Pferde sprangen ohne Kontrolle wild umher und veranstalteten eine wahre Zirkusaufführung. Manche Leute an der Umzäunung lachten und machten Videos. Plötzlich bekam ich es mit der Angst. Ich war seit mehreren Monaten nicht auf Turnier gewesen und Firestorm auch nicht. Noch hatte er sich zum Glück im Griff und affte nicht rum.

Ich saß beim LKW auf und klemmte die Abschwitzdecke unter meine Knie. Dann drückte ich meine Schenkel leicht an und nahm die Zügel auf. Kurz hob Stormy seinen Kopf, nahm ihn aber sofort wieder runter, als er merkte, dass er vom Vorderzeug begrenzt wird. Im Schritt ging es zum Abreiteplatz. Firestorm sah die anderen Pferde und blieb pronto stehen, riss den Kopf hoch und die Augen auf und spannte sich überall unter mir an. 

Ich machte mich bereit für einen Ruck und einen 180° Dreh seinerseits, als ich meine Unterschenkel wieder leicht andrückte. Doch außer, dass er seinen Kopf runter nahm, sich etwas entspannte und locker im Schritt losging, passierte nichts. Den kleinen Hang hinauf zum Abreiteplatz absolvierte er im Stechschritt, dann sah er sich kurz um und wieherte. Ein Rappe am anderen Ende des Platzes antwortete ihm.

Nach einigen Runden im Schritt trabte ich ihn an und wärmte ihn ordentlich auf, damit er im Springen nicht zu viel Energie loswerden will. Nebenbei sah ich einige hübsche Jungs, die auch an verschiedenen Prüfungen teilnahmen. Wie es wohl wäre, einen Freund zu haben, der erfolgreich auf Turnieren reitet? Das gleiche Hobby zu haben muss echt toll sein. Man kann zusammen trainieren und so noch mehr Zeit miteinander verbringen.

Ich malte mir meine Zukunft mit einem hübschen Reiter aus und bemerkte nicht, dass Jan auf dem Platz stand und mich mit verschränkten Armen beobachtete. "Theres? Über was denkst du denn schon wieder nach? Ich sehe, dass du nicht mit den Gedanken bei deinem Pferd bist! Konzentrier dich gefälligst und mach noch ein paar Aufwärmsprünge, bevor die Sprünge wieder hoch gebaut werden!" schrie er und riss mich somit aus meinen Tagträumen. So sehr ich Jan mag und ihn respektiere, so sehr regt er mich aktuell auch auf, wenn er z.B.wie jetzt, komplett am Ausrasten ist. 

Dann waren Firestorm und ich auch schon dran. Er war sehr hibbelig und durch den ganzen Trubel total aufgeregt, weshalb es leider nicht so gut lief, wir hatten 3 Fehler und somit eine 1,5 schlechtere Note.

"Nummer 22 Firestorm im Sattel Theres Barana erhält die Grundnote 7,5! Mit Abzug von drei Fehlern ergibt das eine 6,0"sagte der Sprecher. Ich war trotzdem zufrieden mit ihm, da sein letztes Turnier schon etwas her ist und hier echt viel Trubel ist.

Nach ein paar Minuten warten kam auch schon die nächste Ansage des Richters. "Das war auch der letzte Starter. Damit bitte ich alle mit einer Mindestwertnote von 7,0 zur Siegerehrung einzureiten!"

Ich hatte keine Zeit gehabt, die Pferde zu tauschen, weshalb ich mit Firestorm einreiten musste. Der fand die ganzen Leute, wie auch während der Prüfung, total gruselig. Er stand nicht still, riss den Kopf hin und her, ging rückwärts, tänzelte zur Seite und stieg schließlich auch leicht. Ich gab ihm kurz zwei etwas härtere Paraden, was mir auch gleich wieder in der Seele weh tat. Aber es musste sein, wenn wir hier halbwegs harmlos rauskommen wollen. Augenblicklich stand er still, bog den Hals und kaute am Gebiss.

Einzeln rief der Richter die Reiterinnen und Reiter nach vorn. Firestorm, also eigentlich Cajou, und ich konnten uns den dritten Platz ergattern und bekamen eine weiße Schleife an das Vorderzeug geheftet, da er am Kopf nicht still hielt und die Schleife natürlich total gruselig war und ihn noch umbringt. Die Ehrenrunde war dann nochmal eine Katastrophe für sich: Die Siegerin bekam ihr Pferd nicht in den Galopp, die Zweite ritt erst gar nicht die Ehrenrunde mit. Firestorm fand das natürlich total beschissen, denn er erschreckte sich beim Einsetzen der Musik und des Beifalls so sehr, dass er laut aufquiekte und nach vorn preschte. Ich, dumm wie drei Meter Feldweg, war darauf natürlich nicht vorbereitet gewesen und erlitt erstmal gefühlt drei Herzinfarkte. Glücklicherweise bin ich nicht runtergefallen, denn das wäre ja mehr als peinlich gewesen. 

Firestorm drehte da also seine Runden im Renngalopp (er hat eine reine Vollblüterin als Mutter), das Pferd der Siegerin rannte im Stechtrab umher, während sie den Trab nicht aussitzen konnte und auf ihrem Pferd umherhüpfte, wie auf einem Trampolin. 

Der Rest der Platzierten galoppierte irgendwoanders umher und versuchte die Pferde am Losstürmen zu halten. Mein Gott, warum sind die nicht wie die Zweite einfach in der Mitte der Halle stehengeblieben und haben gewartet? Ich meine, bis Firestorm außer Atem ist, dauert das eine Weile. 

Nach einiger Zeit merkte ich, dass Storm sich wieder kontrollieren ließ. Er galoppierte nun in Anlehnung, federleicht im Maul und mit sehr raumgreifenden Sprüngen um die Bahn. Dabei wirkte er wie ein Dressurpferd. Ich gab noch eine Parade, dann fiel er in den Trab und streckte seine Beine mit Betonung nach oben und vorn raus. Wie ein Dressurpferd eben, nur ohne meinen Willen.

Im Zeitspringen hatte ich mit Cajou zwei Verweigerungen und zwei Fehler, weil ich die Kurve zu eng genommen hatte und somit keine so gute Zeit. Das war mir aber egal, denn ich war immer noch so happy wegen dem dritten Platz im Stil A. Mit Firestorm lief es komplett anders. Im positiven Sinne. Wir konnten durch einige sehr gewagte Abkürzungen die schnellste Zeit erreichen und somit total unerwartet gewinnen. Bei der Siegerehrung benahm er sich vorbildlich und war auch bei der Ehrenrunde ein sehr gutes Vorbild. Er war im Vergleich zur anderen Siegerehrung komplett ausgewechselt und man könnte meinen, es wären zwei verschiedene Pferde gewesen.

Erschöpft und glücklich fuhren wir am Ende des Tages zurück zum Internat, versorgten dort die Pferde, aßen dann noch etwas und gingen dann total k.o. zu Bett.

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Ist doch echt prima gelaufen, für Theres. ☺️🎀

bei Jan war es dagegen nicht soooooo gut... Man muss auch mal mit einer Priese Salz zufrieden sein. Das Leben ist halt kein Ponyhof 🤷🏼‍♀️

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Reitinternat zur goldenen Krone Die grüne HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt