Kapitel 2 Es war kein Traum

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Unbekannt

Ein Schrei durchbricht die Stille der Nacht, gefolgt von einem leisen, jedoch schmerzerfüllten Stöhnen.

Mein Keller hat seine besten Tage wohl hinter sich. Der Putz ist lose und die Regale in denen sich meine Werkzeuge befinden, finden an der bröckelnden Wand kaum noch Halt.

Nicht, dass mich das stören würde. Ich benutze diesen Raum sowieso eher selten für handwerkliches.

Es ist kalt und riecht nach Eisen. Durch das kleine Kellerfenster dringt kein Licht.

Ich habe es zugehangen. Nur zur Sicherheit.

In der Mitte des Raumes steht ein einzelner Stuhl. Auf diesem sitzt ein Mann, mit dicken Ketten an seine Sitzgelegenheit gebunden. Meine Gäste müssen nicht stehen, ich bin schließlich gut erzogen und ein wahrer Gentleman. Nur wissen die meisten meine Gastfreundschaft eher weniger zu schätzen, was mich immer wieder dazu veranlasst den Abend etwas „fesselnder" zu gestalten.

Die Unterhaltung soll schließlich nicht zu kurz kommen. Ich jedenfalls fühle mich prächtig unterhalten.

„Bitte, lassen sie mich gehen. Ich habe Frau und Kinder" krächzt der Mann vor mir.

„Ruhe, siehst du nicht dass ich nachdenke? Hat denn heute keiner mehr Manieren? Außerdem hättest du dir das überlegen sollen, bevor du einen wildfremden in einer Bar ansprichst und nach einem ‚kleinen bisschen Spaß' fragst." gebe ich gelassen zurück. „Aber da du anscheinend noch sehr gut dazu in der Lage bist zu sprechen, darfst du mir gern bei meinen Überlegungen helfen. Findest du nicht auch, dass dieser Keller eine Renovierung dringend nötig hat? Ich dachte daran, die Wände vielleicht in einem dezenten altrosa zu streichen. Soll in Kombination mit grau ja der letzte Schrei sein. Was meinst du?" philosophiere ich vor mich hin.

Ich bekomme natürlich keine Antwort. Aber die brauche ich auch nicht. Genau so wenig wie eine Renovierung. Meine Gäste können ihren Freunden und Bekannten sowieso nicht davon erzählen, da keiner von ihnen mein Haus je wieder verlässt. Zumindest nicht auf den eigenen 2 Beinen.

Bisher ist das nur einem einzigen gelungen...

Es war an einem dunklen, leicht windigen Abend.

Ich war gerade auf dem Weg in den Wald um mich gewisser Überbleibsel meines letzten Besuchers zu entledigen, als ich einen anderen Wagen überholte. Um diese Uhrzeit war die Straße eher wenig befahren, weshalb ich neugierig einen Blick ins Innere des Wagens warf.

Dort saß ein attraktiver junger Mann am Steuer. Blond, das konnte ich trotz der Geschwindigkeit die mein Wagen beim Überholen erreichte noch erkennen.

Sein Gesicht ging mir den ganzen Weg bis zu meiner bevorzugten Stelle im Wald nicht mehr aus dem Kopf. Hatte ich ihn schon einmal irgendwo gesehen? Oder waren seine Gesichtszüge so einzigartig gewesen, dass sie mir derart im Gedächtnis blieben?

Ich machte mich daran ein Loch zu graben. Nicht besonders groß. Der Typ war wohl eher ein Zwerg als ein Mensch. Aber ich bin schon lange nicht mehr wählerisch.

Als ich mit meinem Gegrabe fertig war und mich gerade auf den Weg zurück zu meinem Wagen machte, sah ich dasselbe Auto, was ich vorhin erst überholt hatte nun am Waldesrand stehen.

Der junge Mann stand an einem Baum und war wohl gerade im Begriff sich zu erleichtern.

Das war meine Chance. Aber für was?

Ich musste mir dieses Gesicht näher ansehen. Als ich gerade überlegte wie ich die Sache am besten anging, drehte er sich plötzlich um und sah mich ein paar Meter entfernt stehen.

Love is his Obsession (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt