Seine Augen funkelten mich finster an und wenn Blicke töten könnten würde ich vermutlich gleich zu Staub zerfallen. Diesen Ausdruck hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Selbst wenn wir uns stritten konnte ich in seinem Blick immer noch Liebe und Verletzlichkeit erkennen. Doch das einzige was ich nun erkennen konnte war Hass und Schmerz. Auch in seiner Stimme konnte ich nichts von der Sanftheit erkennen, die sonst immer zum Vorschein kam. „Okay", lachte er kurz gespielt auf und schüttelte leicht seinen Kopf. „Na klar bin ich okay. Was sollte denn schon sein? Ich wurde nur an einem rostigen Fleischerhaken aufgehängt und hab mir dabei die Schulter ausgekugelt", fuhr er mit sarkastischem Tonfall fort. „Chris es..." „Nein", unterbrach er mich. „Sag nicht es tut dir leid." „Aber", setzte ich wieder an. „Nein! Nur wegen dir hing ich da! Nur wegen dir musste ich erneut unter Schmerzen leiden! Nur weil du zu egoistisch bist und nicht mal eine kurze Berührung von Eva aushältst!" Ich stutze. Woher wusste er das mit der Berührung? Da war er doch noch bewusstlos gewesen. Oder etwa nicht? „Woher?", hauchte ich nur. Er hatte mit seinen Anschuldigungen ja recht. Hätte ich meinen Kopf nicht zur Seite gedreht wäre das alles nicht passiert. Vielleicht aber auch doch. Wer wusste das schon bei so einer Psychopathin wie Eva. „Eva hat es mir erzählt als sie mich hierher gebracht hat", fauchte er und durchbohrte mich weiterhin mit seinen Blicken. „Es tut mir wirklich leid. Ich habe nicht nachgedacht. Als ich Evas Hand auf mich zukommen sah blitzten die Bilder der letzten Folter auf und ich habe einfach nur reagiert. Was das für dich bedeutet war mir in diesem Moment nicht bewusst." Ich senkte den Kopf und blickte auf meine ineinander verschränkten Finger. Seine Blicke schmerzten mehr als andere. „Du hättest es verhindern können verdammte Scheiße! Du hättest einfach nur etwas sagen müssen! Du hättest es nicht soweit kommen lassen müssen! Warum erst am Schluss?! Warum erst als ich das Gefühl hatte mein Arm wird mir vom Leib gerissen?!" Er wartete auf eine Antwort, doch wie vorhin in der Scheune gab ich keinen Laut von mir. Mein Blick haftete weiterhin auf meinen Fingern mit denen ich spielte. „Noch nicht mal jetzt kannst du was dazu sagen? Selbst jetzt bekommst du dein Maul nicht auf? Wo ist denn der Bruder, der immer behauptet hat mich beschützen zu wollen? Der immer versucht hat mich aus allem rauszuhalten und mich vor allem Schlechten zu bewahren hm? Große Reden schwingen konntest du ja schon immer, doch dein wahres Gesicht kommt anscheinend jetzt erst zum Vorschein. Ich frage mich echt wie wichtig ich dir bin oder ob ich es dir jemals war. Denn sonst kann ich mir nicht erklären warum du mich so leiden lässt, obwohl du es so einfach verhindern könntest." Jedes seiner Worte traf mich tief in mein Herz und hinterließ größere Wunden als es Eva jemals könnte. Ich war wie gelähmt. Zu gerne wollte ich ihm sagen wie lieb ich ihn habe, wie sehr es mir leid tut das ich nicht eingegriffen habe, auch wenn ich wusste, dass ich die Weite dieser Gefühle nicht in Worte fassen ließ. „Gut dann ist ja alles klar", meinte er nun wieder in normaler Lautstärke. Ich spähte mit gesenktem Kopf zu ihm und sah wie er sich auf den Knien umdrehte um sich anschließend mit dem Rücken zu mir so weit wie möglich von mir wegzusetzen. Nach einigen Minuten fand ich dann doch meine Stimme wieder: „Chris ich... ich weiß nicht wie ich es sagen soll, denn egal was ich sagen würde es würde nicht ausreichen um dir zu sagen wie leid es mir tut. Du hast jeden Grund sauer auf mich zu sein und ich weiß auch nicht warum ich vorhin nichts getan habe. Ich war wie gelähmt. Glaub mir. Ich liebe dich und du bist mir unendlich wichtig. Bitte glaub mir." Eine Träne rollte über meine rechte Wange. „Es fällt mir wirklich schwer dir zu glauben Bruder", wobei er das letzte Wort extrem sarkastisch betonte. „Ich weiß. Nur bitte glaube mir." Den Schluchzer, der sich den Weg meine Kehle hoch gesucht hatte konnte ich nun nicht mehr zurückhalten. „Aber weißt du was mich beruhigt?", meinte er nun, drehte sich langsam zu mir um, sah mich über seine verletzte Schulter hinweg an und grinste böse. „Das ich mich rächen kann."
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Ihr. Entkommt. Nicht!
ФанфикEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...