14. Chris vs. Hanna

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Wir hatten schon Samstag, als ich wieder nach Rust ging. Die blöde Englischarbeit hatte meine ganze Zeit beansprucht. Trotzdem war ich, wie immer, gut gelaunt, als ich das Gelände betrat. Bei den Pferden fühlte ich mich schließlich am wohlsten.

Marion traf ich dort als Erstes. Sie saß in ihrem Miladykostüm auf einem Plastikstuhl vor Thorgals Box und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.. „Ich dachte, du wolltest nicht sagen, dass du hier arbeitest.", begrüßte sie mich und meinte damit meinen Kommentar von Facebook. Ich zuckte die Schultern. „Irgendeiner hätte es sowieso gesagt und wen stört es? Im Netz kennt mich, bis auf euch natürlich, sowieso niemand.", erklärte ich. „Und noch was, Marion, was sollte der Sonnenschein? So etwas sagt man zu kleinen Babys, aber nicht zu der Person, die den wichtigsten Job hier hat.", grinste ich, gespielt beleidigt. „Es ist doch so. Du bist so ziemlich die Einzige, die durchgehend gute Laune hat und diese auch noch verbreitet!", meinte meine Freundin entschuldigend und schmunzelte.

„Ok, von mir aus.. Aber ich hatte auch nicht immer gute Laune. Zum Beispiel am letzten Vollmond.", konterte ich. „Ja da, das zählt nicht. Da konntest du ja nichts dafür.", Marion lachte. „Ok, ist ja gut.", meinte ich nur ausweichend und wechselte schnell das Thema, denn ich hasste es, wenn ich in Konversationen verlor. „Was machen wir heute? Wieder fechten? Oder proben wir mal, wie ich am besten vom Pferd falle?", redete ich also schnell herunter, doch meine Freundin schüttelte leicht den Kopf. „Nicht ganz. Zuerst schauen wir, dass du vom Thronpodest auf die Matte fallen kannst. Dann vielleicht noch fechten. Und heute Mittag haben wir eine Verabredung mit den Globe Darstellern. Danach kannst du machen was du willst, wahrscheinlich wirst du reiten gehen, wie ich dich kenne." Ich überlegte und ging in Gedanken meinen Plan für heute durch.

„Warte mal, Marion, kann ich heute Nachmittag schon früher gehen? Ich habe noch Training im Voltigieren. Können wir dafür noch ein bisschen die Trickreitsachen üben? Und das Fechten auf Morgen verschieben?", fragte ich. Verwundert hob die Milady eine Augenbraue. „Ja klar, so können wir das auch machen, auch wenn Fechten für dich jetzt wichtiger wäre, denn das kannst du ohne Musik nämlich nicht wirklich." Ja, Dankeschön. Das wusste ich auch selber. „Danke, Marion.", freute ich mich trotzdem für ihre Entscheidung, erst morgen wieder zu fechten. „Ok, kommst du dann mit in die Arena?", meinte sie schließlich und winkte mich zu sich. Ohne Widerrede folgte ich ihr und half ihr, die Matte in die Arena zu tragen.

Dort positionierte sie die weiße Polsterung unter dem Thronpodest. Ich kletterte schon mal darauf. Ok, sehr hoch war das ja nicht, aber mit Salto? „Kannst du das? Oder sollen wir zuerst leicht anfangen?", fragte die Milady von unten und blinzelte gegen die Sonne zu mir hoch. Sah ich so aus, als bräuchte ich Hilfe?, dachte ich sarkastisch. So etwas kratzte zu sehr an meinem Stozl. Also ließ ich mich einfach fallen und versuchte mich in der Luft zu drehen, was mir auch gelang. Da wurde ich auch schon von der weichen Matte aufgefangen.

„Huch", machte ich. „War's das schon?" Marion lächelte. „Klar, du kannst ja auch schon alles. Warum teste ich das überhaupt? Mach ruhig noch ein paar Mal, damit ich mich davon überzeugen kann, dass du es auch wirklich kannst.", sie verdrehte die Augen und murmelte irgendetwas von Multitalent. Ich gehorchte ihr und nachdem ich mich einmal überwunden hatte, schaffte ich es auch die anderen Male. „Kein Problem also.", freute sich meine Trainerin und nachdem wir die Matte wieder weggeräumt hatten, hängte sie das rote Tuch auf, damit ich das Trickreiten auch mal in Echt probieren konnte. Das Tuch hing als Absperrung für die Pferde da, damit sie in einer vorgegeben Bahn laufen mussten. Während dem Trickreiten hatte man nämlich nicht wirklich viel Kontrolle über das Pferd.

Die blonde Stuntreiterin hatte dafür Irmao, der heute nicht in der Show ging, gesattelt. Als wir uns warm gemacht hatten, ging es auch schon los. Für den braunen Hengst war Trickreiten nicht neu und so preschte gleich los, sobald ich die Hilfen gab. Ich ließ die Zügel los und ließ mich an seiner Seite hinunter hängen, kurz bevor er wieder in den Stall preschte, schwang ich mich wieder auf seinen Rücken und bremste ihn. Trickreiten erforderte eine hohe Konzentration und deshalb war ich, als wir die Arena nach einer halben Stunde räumen mussten, auch vollkommen fertig.

Moondancer - PferdemädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt