Kapitel 151

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*Karina*

In den nächsten Wochen machen wir öfters etwas mit Riku und Stephanie zusammen. Eine Woche vor dem errechneten Termin, probieren wir die üblichen Dinge aus, um bei mir die Wehen auszulösen, aber nichts klappt. Unser Krümelchen kommt wenn er kommen will, das müssen wir wohl oder übel akzeptieren. Heute machen wir uns einen gemütlichen Abend, kuscheln nur und kosten die Nähe des anderen aus. Bevor wir ins Bett gehen, werfe ich einen Blick in das Kinderzimmer. Es ist fertig eingerichtet, bereit für einen neuen Erdenbürger. Mit einem komischen Gefühl gehe ich heute schlafen.

Mitten in der Nacht erwache ich, mein Bauch zieht sich krampfhaft zusammen. Das fühlt sich ganz anders an, als die sogenannten Vorwehen, welche ich bereits hatte. Bedacht Samu nicht zu wecken, gehe ich auf die Toilette, so viel kann ich gar nie getrunken haben, wie oft ich in der Letzten Zeit muss. Dann lege ich mich wieder hin, versuche wieder einzuschlafen, was mir nicht gelingt. Da ist es schon wieder dieses Ziehen und Verkrampfen. Kann es sein das bei mir die Wehen endlich einsetzen. Ich stehe wieder auf, trinke einen kleinen Schluck Wasser, dabei schaue ich auf die Uhr. Etwa alle zwanzig Minuten wiederholt sich das Ganze, jetzt bin ich mir sicher, dass ich Wehen habe.

Ich dachte immer, dass ich nervös werden würde wenn sie einsetzen, aber das ist nicht der Fall. Hinlegen möchte ich mich nicht mehr, so mache ich es mir auf dem Sofa bequem und döse ein wenig vor mich hin. Nach etwa zwei Stunden werden die Wehen stärker und kommen in kürzeren Abständen von etwa 7-10 Minuten. Ich denke jetzt wird es an der Zeit ins Krankenhaus zu gehen, wo uns die Frauenärztin vor Wochen angemeldet hat. Ich gehe hoch in unser Schlafzimmer und wecke Samu, der mich verschlafen ansieht. In dem Moment kommt wieder eine Wehe und ich muss schon mehr mitatmen, sie werden immer schmerzvoller. Mein Schatz fragt besorgt „Was ist meine Engel, hast du wieder eine Panikattacke.“

Ich schüttle den Kopf „Nein mein Schatz, meine Wehen haben eingesetzt. Ich rufe rasch im Krankenhaus an, dann können wir fahren.“

Jetzt ist Samu hellwach, wie von der Tarantel gestochen steht er auf, was mich zum Lachen bringt. Während mein Schatz die bereits fertig gepackte Tasche holt, rufe ich schnell im Krankenhaus an. Dann ziehe ich meine Schuhe an, ich bin froh das es Sommer ist und ich nicht meine Schuhe binden muss, da ich nur solche habe zum reinschlüpfen. Samu läuft immer noch ganz nervös durch die Gegend, fragt mich immer wieder ob es mir gut geht. Als er das nächste Mal an mir vorbei läuft, halte ich in fest „Stopp mein Schatz, bitte beruhige dich, du machst mich ganz nervös. Jetzt atme ein paar Mal durch, wir haben in der Tasche alles was wir brauchen. Also können wir jetzt gehen, du brauchst nicht wie ein Tiger im Haus herum zu rennen.“

Er macht was ich ihm gesagt habe und wird zum Glück etwas ruhiger. Im gleichen Moment kommt wieder eine Wehe, die ist heftiger als die bisherigen. Ich bin froh mich an Samu festhalten zu können, er sieht mich besorgt an „Geht es wieder mein Engel.“

Ich nicke und sage „Ja geht wieder. Machst du mir bitte einen Gefallen und fragst mich nicht immer wie es mir geht. Die Wehen werden sicher noch schmerzvoller, da will ich nicht immer gefragt werden wie es mir geht.“

Jetzt grinst er mich verlegen an „Ich probiere es, ich kann dich einfach nicht leiden sehen mein Engel.“

Nun bin ich die, welche lachen muss „Dann bleibst du besser zu Hause, denn das ist nur der Anfang. Aber ich fühle mich wohler wenn du dabei bist.“

Er hält meine Hände fest „Sicher komme ich mir dir mit, werde dich nicht alleine lassen. Jetzt lass uns endlich fahren.“

Samu will mich schon Richtung Tür ziehen, als ich in schallendes Gelächter ausbreche. Er sieht mich verdutzt an, ich zeige auf ihn und sage „Bitte ziehe dir vorher eine Hose an, ich möchte nicht das die Hebamme die ganze Zeit von deinem Anblick abgelenkt ist.“

„Scheisse, die habe ich vollkommen vergessen.“, mit diesen Worten sprintet er die Treppe hoch. Es dauert nicht einmal eine Minute, bis er angezogen bei mir ist. Nachdem er die Tasche in Kofferraum verstaut hat, hilft er mir ins Auto. Während der Fahrt muss ich ihn immer wieder ermahnen, nicht zu schnell zu fahren. Ehrleichtert endlich beim Krankenhaus angekommen zu sein, atme ich tief ein und aus. Mein Schatz schnappt sich die Tasche und hilft dann mir wieder. Auf dem Weg zum Eingang müssen wir rasch anhalten, da wieder eine Wehe kommt. Die werden immer heftiger, ich habe es mir schmerzvoll vorgestellt, aber nicht so schlimm.

Wir werden direkt in einen Kreissaal gebracht, während ich mich umziehe, füllt Samu die Formalitäten aus. Dann werde ich an den Wehenschreiber angeschlossen, wir hören die Herztönchen unseres Krümelchens. Jetzt können wir nur noch abwarten, bis unser kleiner das Licht der Welt erblickt. Zwischendurch laufe ich ein wenig herum, oder versuche mich sonst irgendwie zu bewegen. Mein Schatz weicht mir keine Minute von der Seite, atmet mit mir, wenn ich eine Wehe habe. Ich sehe in seinem Gesicht, dass er mit mir mitleidet. So vergeht Minute um Minute, Stunde um Stunde, ich bin mehr als müde, liege jetzt nur noch und möchte mich am liebsten gar nicht mehr bewegen.

Die Schmerzen sind kaum noch auszuhalten, mittlerweile sind 8 Stunden vergangen, seit wir in diesen Raum gekommen sind. Ich kann nicht mehr „Bitte mein Schatz bringe mich nach Hause, ich kann nicht mehr.“

Hätte ich die Kraft dazu, würde ich jetzt wirklich aufstehen und vor diesen fürchterlichen Schmerzen davon laufen. Samu hält mir die Hand und streichelt mir meine schweissnasse Wange „Mein Engel, das würde ich gerne machen oder dir deine Schmerzen nehmen, aber das geht nicht. Du machst das super, ich bin stolz auf dich.“

Mit diesen Worten gibt er mir einen Kuss auf meine Stirn. Im gleichen Moment überrollt mich eine weitere Wehe, was mich schmerzvoll aufstöhnen lässt. Ich habe Angst meinem Schatz die Hand zu brechen, wenn ich sie immer wieder so zudrücke, wie ich es jetzt gerade tue. Die Hebamme schaut mich lächelnd an, als die Wehe vorüber ist „Sie machen das sehr gut Frau Haber, es geht nicht mehr lange, bis ihr Kind da ist. Bei der nächsten Wehe versuchen sie mitzupressen.“

Es geht nicht mehr lange, das hat sie vor einer Stunde auch schon gesagt. Mir bleibt kaum Luft zum richtig durchatmen, da rollt schon die nächste Wehe an. Es wird immer schmerzvoller, aber endlich mithelfen zu können durch das Pressen, ist angenehmer. Ich kann nicht mehr, komme kaum noch dazu durchzuatmen, nach einer halben Stunde sagt die Hebamme „Jetzt noch ein letztes Mal pressen, dann ist ihr Kind da.“

Ich nehme bei der nächsten Wehe meine letzten Kraftreserven zusammen. Was für eine Erlösung, was für ein unbeschreiblicher Moment, als wir zum ersten Mal unseren Sohn schreien hören. Mir treibt es die Freudentränen in die Augen, genau wie Samu auch. Die Hebamme legt mir Leevi auf meinen Bauch und deckt ihn warm zu. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich, finde keine Worte dafür.

You're an angel not asking who I'amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt