»Das war nicht so gemeint«

449 19 2
                                    

Gemeinsam steigen wir in's Auto und Ravan startet den Motor. Fluchend halte ich mir die Stirn.

,,Ich hab doch gar keine Schulsachen dabei." Sage ich zu Ravan und sehe ihn verzweifelt an.

,,Kein Ding, dafür haben wir noch Zeit, wir fahren schnell bei dir vorbei, liegt eh auf dem Weg." Beruhigt er mich und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Meine Haut fängt unter seiner Hand an zu brennen und ich sehe verlegen weg. Meine Atmung wird unruhig und ich traue mich kaum zu bewegen. Unschlüssig kaue ich auf meiner Unterlippe herum und sehe aus dem Fenster.

Wir verlassen den Waldweg und fahren jetzt auf einer geteerten Straße. Ich spüre wie sich der Griff an meinem Bein verstärkt und sehe erschrocken zu Ravan. Seine Augen haben sich verdunkelt und sind auf meine Lippen fixiert. Er konzentriert sich nicht auf die Straße und ich lasse von meiner Lippe ab. Er dreht sich wieder Richtung Fahrbahn und sein Kiefer zuckt kurz.

Ein grinsen schleicht sich auf meine Lippen, da ich jetzt weiß das er genauso auf mich, wie ich auf ihn reagiere. Wir halten vor meinem Haus und ich sprinte schon fast zur Haustüre und schließe sie auf. Ich renne hoch in mein Zimmer und hole meine Büchertasche und ziehe noch eine schwarze Jacke über das shirt, da es draußen kälter geworden ist. Ich laufe wieder nach unten und steige wieder zu Ravan in seine rote Schrottkarre.

Nach ca. 2 minuten sind wir fast an der schule angekommen und ich werde nervös.

,,Ravan, ich- vielleicht, ich meine." Frustriert schließe ich die Augen.

,,Vielleicht solltest du mich hier rauslassen, sie könnten dich alle sehen. Ich möchte nicht das-",,Schon verstanden." Zischt Ravan und hält an.

Verdamnte scheisse, das meinte ich nicht.

,,Ravan, verdammt." Rufe ich.
Er jedoch beißt die Zähne aufeinander und sieht mich abfällig an.

Er wird mir jetzt eh nicht zuhören.

Traurig steige ich widerwillig aus und höre wie quitschende Reifen davonfahren.

Ich fahre mir durch die Haare und könnte mich für meine eigene Dummheit schlagen. Den Rest zur Schule laufe ich und schaffe es gerade noch pünktlich in den Unterricht. Eine verwirrte Elle sieht mich misstrauisch an und auch nick zieht die Augenbrauen grübelnd zusammen.

Zum Glück ist Nash nicht in meinem Kurs.

Scheisse, Nash!

Ich habe letzte nacht mit einem verurteilten Mörder in einem Bett geschlafen, mich an ihn geschmiegt und hatte meinen ersten Kuss mit ihm.

Total verwirrt versuche ich doch noch etwas von der Biostunde mit zubekommen.

Ich kann mir in der Pause erstmal etwas von Elle anhören, warum ich gestern nicht kam und warum ich nicht geschrieben habe.

Beim Gong flüchte ich als erste aus dem Klassenraum und versuche so schnell wie möglich, ohne angesprochen oder aufgehalten zu werden, zu Mathe zu kommen.

Erleichtert lasse ich mich auf den Stuhl fallen und könnte mich schlagen, denn Nash sitzt jetzt neben mir.

,,Hey Eden" Ein strahlender Nash setzt sich neben mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Ich murmel ein schnelles Hey und tue so als würde ich mich auf den Unterricht konzentrieren.

Schuldefühle kommen hoch. Sowohl gegenüber Nash, als auch für Ravan. Was bin ich nur für ein Mensch. Ich habe mich doch in Nash verknallt, wieso bekomme ich dann Ravan nicht aus dem Kopf?

Als Ravan das heute früh falsch verstanden hatte und mich so abwertend angeschaut hat, ist mein Herz fast zerbrochen.

Es klingelt zur Pause und somit zu meiner persönlichen Hölle. Nash legt einen Arm um mich und redet irgendwas von Sport. Als wir in der Cafeteria ankommen sitzen Elle, Nick, Damien und Cary an unserem Stammtisch.

,,Hey Eden, wo warst du den gestern?" Kommt es von Elle und sie schaut mich misstrauisch an.

,,Stimmt, wir haben dich alle vermisst." Murmelt Nash und ich sehe wie Cary die Augen verdreht.

,,Ja, Eden?" Fragt dann auch Demon.

,,Leute lasst sie doch auch mal reden." Schnauft Cary und sieht mich herzlich an.

,,Ich- tut mir leid leute. Mir ging es gestern nicht so gut. Ich war kurz vorher noch draußen, etwas spazieren, da hat es auf einmal angefangen zu regnen und ich wurde total nass, dann wurde mir leicht schwindelig und ich habe mich lieber hingelegt."

Ich versuche das alles so glaubwürdig wie möglich rüberzubringen und sehe alle entschuldigend an.

Nick hat bis jetzt noch garnichts gesagt. Er hebt seine Cap um seine Haare nach hinten zu streichen und setzt sie schließlich wieder auf. Seufzend steht er auf und nimmt mich in den Arm.
,,Schon gut Eden." Meint er und gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz.
,,Hauptsache dir geht es jetzt wieder gut." Meint er lächelnd und setzt sich wieder hin.

Dankend und erleichtert zugleich nicke ich. Auch die anderen lächeln mich an und schon ist das Thema gewechselt. Alle reden von einem neuen Schüler, und natürlich ist es Kane.

Aber das sage ich lieber nicht, sonst könnten sie das falsch verstehen und werden hinterfragen woher ich ihn kenne.

Die Cafeteriatür öffnet sich und alle sind leise. Ein grinsender Kane tritt durch die Tür und genießt förmlich die Blicke aller Schüler.

Lachend kommt er auf mich zu und wuschelt mir durch die Haare. Erschrocken sehe ich ihn an.

,,Na Eden" Schmunzelt er und quetscht sich zwischen Nash und mich, weshalb ich ihm insgeheim dankbar bin.

,,Eden, kennst du den?" Fragt Nash und sieht mich verständnislos an.

Gerade versuche ich mir eine ausreden einfallen zu lassen, als Kane einfach anfängt zu reden.

,,Ich bin übrigens Kane. Ich habe Eden heute früh mit meinem Auto aufgegriffen, da ich selber nicht wusste wo's zur Schule geht, nicht wahr Eden?" Fragt Kane und ich nicke energisch.

Kane fängt an mit Nick zu reden, da beide im Footballteam sind und Damien, Nash und Elle diskutieren über die Hausaufgabe in Chemie. Cary scheint wieder wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Ich bin froh das ich meine Gedanken jetzt in Ruhe ordnen kann und gehe in die Mädchentoillete.

Überall reden sie über den 'Neuen' wie heiß er doch ist. Kane ist wirklich nett, genauso wie Nash. Aber nicht so wie Ravan...

Seufzend spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht und lehne mich gegen das Waschbecken. Ravan hat Recht, das sollte alles nicht so laufen.

RavanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt