Stöhnend wache ich aus meinem unruhigen Schlaf auf. Es ist 11:24 Uhr, ich habe keine 2 Stunden geschlafen. Mein Oberschenkel bildet nun das glühende Zentrum meiner Wahrnehmung, und mir wird klar, dass das Hoffen auf eine schmerz-geminderte-Phase vergebens ist. Ich brauche Pillen, oder noch viel besser, gleich einen Schuss Morphin direkt in den Muskel. Motorrad fahren ist nun keine Option mehr, ich könnte nicht mehr fahren, geschweige denn aufsteigen.
''Herzlich Willkommen bei Yellow Cap. Wohin darf ich ihnen einen Fahrer schicken?'' ''Zum Princton Plainsburrow, Eingangsbereich. Das wird ein Krankentransport, es wird ein Fahrzeug mit Beinfreiheit benötigt. Der Patient wird in 15 Minuten draussen sein.'' ''Verstanden, ein Fahrer ist auf..'' Aufgelegt. Das gequatsche muss ich mir nicht anhören. Bei dem Gedanken an die mir bevorstehende Tortur, beschleunigt sich mein Herzschlag. Aber herauszögern bringt nichts. Knurrend fahre ich hoch, und fange leicht an zu schwanken, doch kann mich gerade noch fangen. Schritt für Schritt kämpfe ich mich zur Tür. Die Tür auf zusperren ist kein Problem, doch den Willen zu finden weiter zu gehen, schon. Für einen Moment stehe ich in der offenen Tür und blicke in den aktuell menschenleeren Gang. Irgendetwas kitzelt den Rand meines Bewusstseins, und diese Ablenkung gibt mir die Kraft los zulaufen. Ich bin schon fast am Fahrstuhl, da wird mir klar, dass das was ich am Rande meines Denkens Wahrnehme Cuddys Parfum ist.
Im Fahrstuhl drücke ich die Taste für das Erdgeschoss, auch wenn es mir schwer fällt mein geliebtes Motorrad hier zu lassen. Jetzt stehe ich in der offenen Fahrstuhltür, und brauche all meinen Willen wieder zu laufen. So unauffällig wie möglich versuche ich mein Bein stark zu entlasten, doch meine Schritte werden dadurch langsamer, und mittlerweile zieht der Schmerz über die Hüfte bis zur Taille. Stück für Stück kommt so die Eingangstür näher. Mein Blick wandert zu den Wartenden in der Notaufnahme, die hinter einer Glastür sitzen. Eine Reihe von Patienten sitzt dort, und auch eine kleine Gruppe von Kindern spielt an einem niedrigen Tisch. Ein Mädchen sticht mir besonders ins Auge. Sie ist vielleicht Jahre alt, blass und hat blonde, lockige Haare die ihr bis zur mitte des Rückens fallen. Ich muss sofort an einen Engel denken als ich sie sehe. Die weißen Klamotten die sie trägt, unterstreichen das ganze.noch. Eines der Kinder tippt ihr auf die Schulter, doch sie scheint es gar nicht zu merken. Schulterzuckend kehrt der Junge wieder zu seinem Puzzle zurück. Das Mädchen steht auf, noch blasser als zuvor, und läuft zu seiner Mutter. Die Frau beugt sich hinunter um besser verstehen zu können was sie sagt. Ich kann sehen ,wie das Kind wage auf seinen Bauch deutet. Eine einzelne Träne läuft über die Wange des Kindes. Das Mädchen klettert der Mutter auf den Schoß, und lehnt sich an ihre Schulter.
Mein Bein tut nun so weh, dass ich eine Pause am Eingangstresen machen muss. Die Frau rüttelt leicht an der Schulter ihres Kindes, doch es scheint tief und fest zu schlafen. Merkwürdig, Kinder schlafen schnell ein, aber nicht so schnell. Langsam gehe ich in Richtung Notaufnahme, als Cuddy um die Ecke tritt. Sie hat mich zum Glück nicht entdeckt. Sie steuert direkt durch die Glastüre zu den Patienten. Die Frau mit dem Engelsgleichen Kind springt aufeinmal auf und brüllt. ''Ich brauche einen Arzt.'' Cuddy tritt näher und versucht sie mit ihren üblichen Gesten zu beruhigen. ''Sehen sie diese Leute hier? Die brauchen alle einen Arzt.'' Blankes Entsetzen tritt in das Gesicht der Frau, und ich bin mir sicher das sie Cuddy eine Ohrfeige gegeben hätte, würde sie nicht gerade ihr Kleinkind in den Armen halten. Da sehe ich. Die Adern an Hals und Schläge des Mädchens treten hervor, Speichel läuft ihr aus dem Mundwinkel, und die Muskeln ihrer Speiseröhre zucken. Mein Bein ignorierend humpel ich durch die Glastüre. ''Schwester, wir brauchen ein Bett. Und lassen sie einen OP vorbereiten.'', rufe ich. ''House, was fällt ihnen..'' Plötzlich versteift sich das Kind, reißt die Augen auf und sie erbricht sich. Nur das es kein Mageninhalt ist der zum Vorschein kommt. Jedenfalls nicht direkt. Sie erbricht Stuhl. ''O.P. ausrichten, sofort.'', brülle ich erneut. Und diesmal wird auf mich gehört. Das Mädchen wird auf die Trage gelegt, und Schwestern schieben sie rennend davon. So schnell ich kann, hinke ich hinterher. Jetzt kann ich nicht mehr sagen, wo der Schmerz anfängt und er aufhört. Halb blind spurte ich in Richtung Beobachtungsraum, um den O.P. verfolgen zu können. Ich kann mindestens 2 Paar Füße hinter mir aus machen . Cuddy sagt:''Mam, sie müssen hier bleiben, sie können nicht dabei sein. Aber ich versichere ihnen, wir kümmern uns so gut wir können um ihr Kind. Sie würden die verantwortlichen Ärzte nur mehr ablenken.'' Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Es gibt nichts nervigeres als besorgte Verwandte vor der Tür zu haben. ''Aber ich muss, ich.. ich...'' Blitzartig fahre ich herum, die Frauen währen fast in mich herein gerannt. ''Hören sie auf Cuddy. Im Moment sind sie mehr Hindernis als Hilfe. Gehen sie zurück ins Wartezimmer, na los. Gehen sie.'' Meine Stimme vor schmerz verzerrt, mein Blick der immer wieder den Fokus verliert und ein Bein das zittert wie Espenlaub waren wohl einschüchternd genug. Denn sie nickt und geht langsam zurück. Mit einem Kopfnicken weiße ich Cuddy an ihr zu folgen. Sie wirft mir einen Blick zu, der so viel zeigt wie:''Du hast mir nichts zu sagen.'' Geht dann aber. Nun bei jedem Schritt ächzend schleppe ich mich RIchtung O.P Saal.