Hallo Depression

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Hallo Depression,
du begleitest mich schon fast drei Jahre.

Und damals war ich gerade einmal zwölf Jahre alt, ein Kind.

Aber du bist damals nunmal zum ersten Mal aufgetaucht.

,,Heute ist mir klar geworden, dass ich nichts in dieser Welt zu suchen habe."
-2014

Du warst nicht immer nett.

Einsichtig.

Im Gegenteil.

Du hast mir Dinge erzählt, die ich nie hätte glauben dürfen.

,,Versinke ich in Selbstmitleid oder versteht keiner meinen Schmerz?"
-2014

Vielleicht ist es manchmal einfacher sich das Leben zu nehmen.

Weil das Sterben nicht endet.

,,Und man hat das Gefühl zu ertrinken
Und irgendwann sieht man es ein
Und hört au zu schwimmen
Und hört auf zu atmen"
- 2015

Weil das Leben so unendlich schwer geworden ist.

Jeder Tag bringt Herausforderungen, die unmöglich zu schaffen scheinen.

Und allein das, macht es nur schlimmer.

Denn vor wenigen Monaten, Jahren, war aufräumen, mit dem Hund spazieren, Freunde treffen oder lachen so einfach. Selbstverständlich.

Wieso ist es mittlerweile unmöglich?

Was macht es so unmöglich?

,,Ich weiß nicht ob der Schmerz eine Fassade ist, um zu vertuschen das ich gar nichts kann.
Oder ob mein nichts können eine Nachwirkung des Schmerzes ist."
- 2015

Manchmal ist das alles unerklärlich.

Aufstehen ist zu einer Qual geworden.

Nicht jeden Tag, doch immer wieder.

Lachen ist zu viel.
Essen.

Das einzige was ich vielleicht erbringen kann, ist auf dem Bett liegen und Musik hören.
YouTube gucken.
Lesen.

Mehr ist heute nicht drin.
Mehr lässt du nicht zu.

Und ich wehre mich gar nicht, denn irgendwie will ich ja einfach nur allein sein.

Und bin ich erstmal drin, fällt mir auf wie kalt es ist.
Wie still.
Wie dunkel.

Dann möchte ich vielleicht doch Freunde sehen. Ich möchte, aber es würde nie geschehen.

Vielleicht setze ich einen Schritt vor die Tür. Doch sobald dieser getan ist, fällst du mir ins Wort.
Laufen, Reden, Freunde - viel zu viel.
Musik ist einfach.
Am liebsten Schlafen.

Und ich kehre zurück ins stets dunkle Zimmer, lege mich aufs Bett und die Musik spielt wieder rauf und runter.
Ohne Pause.

Du hast mir meine Freunde genommen.

Nacheinander jeden einzelnen.

Freunde, die seit zehn Jahren an meiner Seite waren.

Du hast mich dazu gebracht ihnen abzusagen.

Ihre Anrufe abzulehnen.

,,Ich habe meine Freunde verloren,
nichts in der Welt ist schmerzvoller."
-2016

Du hast so vieles kaputt gemacht.

Hast Einsamkeit zu meinem stetigen Begleiter ernannt.

Ob in Gesellschaft oder in der Stille.

Sie ist da, so wie du.

,,Allein sein ist wie Müdigkeit.
Schlafend mit offenen Augen.
Wie Kälte, im Sommer frierend.
Wie sterben,
Schmerzvoll ohne Grund."
- 2016

Und dann scheint am Morgen die Sonne durch die Fensterläden.
Die Schwere hat nachgelassen, irgendwas hat deine Meinung geändert.
Der Tag hat begonnen und noch wünsche ich mir kein Ende.

Warum?

Weil eine Freundin mir geschrieben hat, weil mein Hund mich am Morgen geweckt hat,
weil ein Treffen heute ansteht, welchem ich nicht absagen kann.

Und ich stehe auf.

Ich mache mich fertig.

Du bist still.

Ich freue mich.

Lache.

Der Tag vergeht unbeschwert.

,,Ich glaube ich schreibe alles auf um später nicht sagen zu können, dass es gar nicht so schlimm war."
-12. Juli 2017, pt.1

Und dann geht die Tür hinter mir zu.

Der Heimweg steht an.

Bis eben hab ich noch gedacht, wie sehr ich manchmal übertreibe.

So schwer ist das Aufstehen gar nicht.

So unmöglich ist nicht der Tag.

Und so unerträglich nicht der Abend.

Ich hatte vielleicht sogar daran gezweifelt krank zu sein.

Und dann, schlägt die Tür hinter mir zu.

,,Es ist schlimm.
Es tut weh.
Jeden Tag.
Unaufhörlich.
Es kommt immer wieder.
Ich bilde mir das nicht ein."
-12. Juli 2017, pt.2

Wo auch immer ich war, was auch immer ich getan habe, wie viel ich gelacht habe, liegt hinter mir.

Vor mir die Straße, der Weg zurück in mein Bett.

Die Leere kommt zurück.
Die Schwärze frisst sich ein.
Jeder Gedanke kehrt Heim.

Warum warst du heute nicht da?

Wieso hast du mich glauben lassen, du wärst nicht so schrecklich?

Wieso tut deine Wiederkehr nun mehr weh, als zuvor?

Weil du weg warst und ich froh.

Weil ich geglaubt hatte, ich könnte Leben.

Ich hatte Hoffnung,
doch du bist wieder da.

,,Ich brauche keine Daten.
Jeder Tag ist gleich und die Zahlen von 1-31 werden daran auch nichts ändern."
-2017

Hallo Depression.

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