Kapitel 1

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„Paddy wir müssen los." Christian, mein Gitarrist und Freund, steht bereits ungeduldig am Auto und wartet auf mich. Mit einem gequälten Lächeln stehe ich auf und verabschiede mich von meinen Fans, die mal wieder herausgefunden haben, dass ich heute hier beim Radio eine Aufzeichnung habe und zahlreich erschienen sind. „Ihr habt es gehört, ich muss los. Danke für das nette Beisammensein. Kommt gut nach Hause."

Endlich Urlaub.

Der Termin beim SWR ist für 1 Woche der letzte der Promotour gewesen. Jetzt gibt es nur noch eines, was wichtig ist: Entspannung.

Eine Woche ohne aufdringliche Fans, die ständig aufs Neue ein Foto mit mir wollen. Eine Woche abschalten und Kraft für die neuen Konzerte tanken.

Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass mein Flieger in ein paar Stunden geht. Wir sind bereits auf dem Weg zum Flughafen. Während es für Christian nach Hause geht, sehne ich den Moment herbei, an dem das Flugzeug zur Landung in Irland ansetzt. Irland... die Heimat meines Herzens. Das Land, in dem mir das Leben geschenkt wurde.

Nachdem sich Christian am Flughafen von mir verabschiedet hat und ich mein Gepäck aufgegeben habe, husche ich unauffällig in Richtung Gate. Meine Hoffnung nicht erkannt zu werden, wird jäh zerstört, als mich plötzlich eine ältere Frau anspricht. „Sind Sie es oder sind Sie es nicht?" „Bin ich wer oder was?" antworte ich, um mich vielleicht doch noch einfach aus der Situation zu manövrieren. Doch so leicht will mir die Dame es wohl nicht machen. „Na... der Bruder von diesem Sportler... Joey Kelly heißt der doch!" „Ja ich habe einen Bruder der Joey heißt." antworte ich wieder und zwinge mich zu lächeln. Wie gerne hätte ich jetzt einfach nur meine Ruhe. „Sie sind doch der, der im Kloster war?!" löchert sie mich weiter mit Fragen. Ich nicke nur leicht. „Genau. Der bin ich. Und jetzt muss ich leider los. Das Flugzeug wartet nicht. Tschüß." Mit diesen Worten lasse ich die Dame stehen und begebe mich zum Boarding, das zum Glück schon begonnen hat.

Auch hier muss ich nochmal Rede und Antwort stehen, ob ich denn der aus dem Fernsehen bin und die Stewardess bittet um ein Foto mit ihr.

Endlich im Flugzeug angekommen, lasse ich mich mit einem tiefen Seufzer auf den Sitz fallen. I'm ready for take off. Kann es kaum noch erwarten diesen ganzen Rummel um meine Person endlich hinter mir zu lassen und einfach nur noch meinen Urlaub zu genießen.

Doch das Schicksal meint es heute irgendwie nicht gut mit mir. „Na das ist ja eine Überraschung." tönt es plötzlich schrill an mein Ohr. „Da können wir unser Gespräch von vorhin ja fortsetzen." Ich hoffe mich verhört zu haben, aber leider... Keine 2 Sekunden später lässt sich besagte Dame, die mich in der Flughafenhalle bereits in ein Gespräch verwickeln wollte, im Sitz neben mir nieder. Innerlich verdrehe ich die Augen, doch nach außen bin ich wie immer der nette Musiker. So habe ich es von Kindesbeinen an gelernt. Immer der gut gelaunte Sunnyboy, wie es wirklich in mir aussieht, wissen jedoch nur die wenigsten.

Und so presse ich ein „So sieht man sich wieder." hervor und verfluche mich gleichzeitig, weil ich in der Eile heute Morgen vergessen habe, meine Kopfhörer einzupacken. So bin ich also gezwungen, der netten Dame neben mir zuzuhören. „Wissen Sie... Ihr Bruder, dieser Joey. Der ist ja einer. Haben Sie diese Talkshow vor einiger Zeit gesehen?" Ich verneine und lasse sie weiterreden. Schweife mit meinen Gedanken ab. Sie spricht vom Comeback meiner Geschwister, der ominösen Talkshow in der sich Joey etwas daneben benommen haben soll und wie schade sie und ihre Nachbarin es finden, dass ich nicht dabei bin. Ja... schade finden es so einige. Meine Gedanken wandern weiter zu meinen Eltern, insbesondere zu meinem Vater. Was er wohl zu dem ganzen Comeback und dem Verhältnis unter uns Geschwistern sagen würde?

Plötzlich spüre ich einen Finger, der sich seitlich in meine Rippen presst. „Heeee Sie! Sie hören mir ja gar nicht zu. Sind Sie etwa auch so einer wie dieser Joey? Sie lassen mich hier reden und beteiligen sich gar nicht an der Unterhaltung." So langsam wird es auch mir zu bunt. „Gute Frau ich bin wirklich erschöpft und würde mich auf dem Flug gerne einfach nur entspannen. Ich habe eine arbeitsreiche Zeit mit vielen Promoterminen hinter mir. Können Sie das verstehen?" versuche ich es diplomatisch, schließlich muss ich noch den ganzen Flug neben ihr aushalten. Sie jedoch schnappt empört nach Luft. „Das ist ja mal wieder typisch. Für wen halten Sie sich eigentlich? Ich möchte ein Gespräch mit Ihnen führen und Sie... ja Sie halten es anscheinend nicht für nötig sich mit mir zu unterhalten." Wütend winkt sie unter meinem erstaunten Blick die Stewardess zu uns. „Fräulein. So geht das nicht. Ich möchte einen anderen Platz." Fragend sieht die Stewardess uns beide an. Ich zucke nur mit den Schultern und verdrehe die Augen. „Diese Person hier benimmt sich unmöglich. Nicht einmal ein Gespräch führen kann man." Die Dame ist wirklich aufgebracht.

„Es tut mir leid, aber wir sind ausgebucht und ich kann Ihnen keinen anderen Platz anbieten." erwidert die Stewardess nun. Eine sanfte Stimme 2 Reihen hinter uns meldet sich plötzlich zu Wort. „Ich tausche mit Ihnen den Platz, wenn Sie möchten." Oh halleluja. Ich atme erleichtert auf und bete, dass meine zukünftige Sitznachbarin kein Fan ist, der mich nun weiter zu texten will.

Die Dame räumt immer noch vor sich hin meckernd ihren Platz und ich warte gespannt, was das Schicksal diesmal für eine Aufgabe in Form der anderen Dame für mich bereithält.

Mitten ins Herz (Michael Patrick Kelly FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt