Sechs Jahre zuvor

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«Und so sind wir zum Entschluss gekommen, das du vorerst bei Lia unterkommen wirst.» «Wirklich? Danke! Ich, danke!» Glücklich umarme ich Lilith, welche sich zwar etwas gegen diese Sträubt, mir dann aber liebvollüber die Haare streicht. «Pack deine Sachen und dann geht's los.» Sagt Lia und eifrig nicke ich und stürme in mein Zimmer. Während ich meine Kleidung in den Koffer stopfe, höre ich Schritte hinter mir. «In einem Palast wohne zu dürfen wird ein tolles Gefühl sein.» Liv lehnt im Türrahmen und lächelt mir zu. Sie ist nun bereits zwanzig und durfte vor kurzem in ihren eigenen Palast einziehen. «Ist es nicht einsam dort?» Frage ich. Sie schüttelt den Kopf. «Überhaupt nicht. Überall sind Leute und du wohnst sowieso noch mit Lia zusammen. Glaub mir, es wird dir gefallen.» «Ich hoffe es. Es ist toll, das sie sich um entschieden haben.» Sage ich. Liv nickt. «Ja, sie können dich nicht wirklich verstossen. Du bist immerhin unsere Schwester.» «Danke Liv. Danke das du immer zu mir hälst.» Sie lächelt. «Das mach ich gerne.» «Leonie? Bist du fertig?» Schnell schliesse ich meinen Koffer. «Ja, ich komme!» Schnell stürme ich an Liv vorbei, runter zu Lia. «Gib mir deine Hand.» Ich tue wie mir geheissen und spüre ganz kurz eine Kälte um mich, dann wird es warm und ich stehe in einem grossen Saal. Lia lässt meine Hand los und schreitet elegant nach vorne. «Das hier ist die Eingangshalle. Die grosse Treppe führt nach oben, wo der Speisesaal und der Beratungsraum ist. Sowie mein Zimmer und deins. Die Zimer der Diener und Angestellten ist im Ostflügel, und ihr Arbeitsbereich im Westflügel. Du wohnst in einem kleinen Zimmer in der nähe von meinem. Früher war dies die Besenkammer aber ich habe sie etwas umbauen lassen. Aber komm, ich bringe dich hin.» Ich mache einen Schritt und mir wird klar, dass der Boden hier aus Eis ist. Ich kann den Satz kaum zu Ende denken, da liege ich bereits auf dem Boden. «Oh, Leonie! Alles okay?» Ich rapple mich wieder auf. «Ja, klar.» «Du musst die Füsse ganz gerade mit der gesamten Fläche auf einmal aufsetzen, sonst rutscht du aus. Aber keine Sorge, mit der Zeit geht es ganz leicht.» Ich befolge ihren Rat und kommt so langsam aber sicher voran. Die Treppe hoch geht es zum Glück leichter, an dem Geländer kann ich mich festhalten. Zu meinem Erstaunen ist das Eis auch nicht kalt, sondern angenehm warm. Nach einem schier endlosen marsch durch den hellen Eispalast und einigen Ausrutschern kenne ich das Schloss, sowie den Boden um einiges besser. In einem schmaleren Gang, auf der einen Seite ist die Wand komplett verglast und gibt den Blick auf einen Innenhof frei, ist auf der anderen Seite eine schlichte Tür. Lia öffnet sie und mir fallen fast die Augen aus. Das Zimmer ist riesig. Entweder ist die Besenkammer so gross oder Lia hat einen riesigen Umbau veranstaltet. «Wie gefällte s dir?» Fragt sie. «Es, es ist einfach super.» Bringe ich hervor.» «Ich habe extra einen Teppich bestellt, damit du nicht dauernd auf den Boden achten musst.» Nur kurz lasse ich vom Himmelbett und dem grossen Schrank ab, um den Teppich anzuschauen. «Richte dich ein und schau dir alles genau an. Wenn du hungrig bist folge einfach dem Gang, bis du zu einer offenstehenden Tür kommst, dort kriegst du etwas. Und sonst kann dir sicher einer der Angestellten helfen.» Ich nicke nur und beginne immer noch fasziniert mein Zimmer zu betrachten. Bis ich bemerke das ich sogar einen Balkon habe. Schnell renne ich zu der Dünnen Schicht Eis, welche die Tür zum Balkon darstellt und öffne sie Schwungvoll am Griff. Ein eisiger Wind streift meine Wange und ich trete auf den Balkon. Unter mir sehe ich die Mauern des Palasts und vor mir eine riesige Stadt. Alles ist in Schnee gehüllt, auf den Strassen herrscht jedoch reges Treiben. Die Sonne scheint fröhlich vom Himmel und ich blinzle. Hier lässt es sich leben. Und doch denke ich nicht daran, dass es nicht für immer sein kann. In diesem Moment war ich einfach zu glücklich.

Waldläuferin -Vorläufig abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt