Like the sea leaves the shore
If I drift from your side
Honey you can be sure
I'll come in
Like the tide
Right back through your door
~ At Your Door by Nathaniel Walcott and Mike Mogis feat. Big Harp
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Lucius Cantarini
Albuquerque – Restaurant Sons
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Nachdem ich Raevyn Zuhause abgeliefert hatte, fuhr ich zu einem kleinen aber teuren Restaurant im Zentrum der Stadt. Ich sollte mich mit Leroy, unserem Mittelsmann aus Europa, treffen. Derartige Treffen fanden heutzutage nicht mehr in irgendwelchen Hinterhofkneipen oder in schmierigen Gassen statt. Die beste Tarnung war es, sich mit viel Geld und Statussymbolen zu umgeben. Zwei Männer, die sich in der Nacht zwischen Containern trafen, erregten Misstrauen. Wenn zwei Männer sich aber zum Frühstücken in einem teuren Restaurant trafen, war es unverdächtig.
Als ich das Sons betrat, war es schon ziemlich voll. Obwohl es noch recht früh war, saßen alle möglichen Leute an den Tischen verteilt und waren in ihre Gespräche vertieft. Von ihnen wusste keiner, was hier wirklich in der Gegend ab ging. Die Frau in der Ecke zum Beispiel: Sie trug ein rosa Kostüm und las in einer Klatschzeitung. Hatte sie schon mal etwas von der Mafia gehört? Oder der ältere Mann, der zwei Tische weiter saß. Seine Hosenbeine waren zu kurz und sonst sah er aus wie aus den 80ern entsprungen. Hatte er schon mal etwas von den neuen Modedrogen gehört? Wohl kaum.
Ich wartete nicht, bis ein Kellnerin kam, sondern setzte mich einfach an einen freien Tisch. Eine Kellnerin, die aussah wie Jennifer Aniston in den 80er Jahren, kam eilig an meinen Tisch.
„Entschuldigen sie. Aber an dem Tisch sitzt schon ein Gast." Sie blickte mich schüchtern an.
„Ja", sagte ich. „Jetzt sitze ich hier." Ich dachte, dass sie protestieren wollte, aber als ich ihr mein charmantestes Lächeln schenkte, wurde sie rot und eilte, ohne noch etwas zu sagen, in die Küche. Ich hängte meine Lederjacke über den Stuhl und zündete mir eine Zigarette an. Jennifer kam mit einer Karte zurück. „Ähm, das Rauchen ist hier drin nicht gestattet."
„So? Ist es das?" Ich nahm ihr die Speisekarte aus der Hand und drückte die Zigarette auf dem weißen Tischtuch aus. „Ich nehme das Mexican Omelett und einen Kaffee dazu."
Die Kellnerin verschwand wieder und ich rieb mir über die Stirn. Ich war etwas unruhig, fast nervös. Wie oft hatte ich das hier schon gemacht? Ich konnte gar nicht mehr mitzählen. Aber heute war es irgendwie anders.
Plötzlich erschien ein Bild vor meinen Augen. Volle Lippen, saphirblaue Augen. Ich konnte noch immer ihre Hände um meine Hüfte spüren und ihre Wange an meinem Rücken.
„Lucius!", ertönte eine kratzige Stimme hinter mir. „Das letzte Mal hattest du einen Verband um den Kopf und eine Wunde von einem Streifschuss am Arm, wenn ich mich richtig erinnere."
„Leroy." Ich verzog keine Miene. „Du bist spät dran."
„Ich bin pünktlich. Du warst einfach zu früh." Leroy setzte sich mir gegenüber. Er besaß eine kleine Stupsnase, graue Augen und lange braune Haare, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ich konnte den Typen noch nie leiden. Er hatte etwas rattenhaftes, hinterhältiges an sich.
Die Kellnerin stellte mein Omelett vor mir ab.
„Ich nehme das gleiche", sagte Leroy, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Jennifer eilte wieder davon und kam wenige Minuten später mit dem zweiten Omelett und dem Kaffee wieder.
„Ich nehme an, dass alles geklappt hat?", fragte ich und begann zu essen.
„Naja, also der Flug lief soweit unbemerkt. Allerdings denke ich, dass die Polizei eine Vermutung hegt. Wir sollten den Lieferweg ändern." Ich atmete auf. Per Flugzeug war es sowieso immer zu riskant gewesen. Die Lieferung mit dem Schiff dauerte zwar länger, aber dafür war sie auch sicherer.
„Wir planen gerade eine Route mit Zug und Schiff. Das sollte unbemerkt über die Bühne gehen." Leroy griff nach seiner Kaffeetasse.
„Ich hoffe für dich, dass der jetzige Transport trotzdem unbemerkt läuft", sagte ich und blickte ihm in die Augen. Leroy war nicht dumm, aber er stellte sich so. Ich hatte das schon bei unserem ersten Treffen vor einem Jahren bemerkt.
„Natürlich wird er das. Wir werden nur ein paar Tage warten müssen, falls die Polizei tatsächlich etwas ahnen sollte."
„Gut. Aber es wirft uns in unseren Plänen zurück. Das wird meinem Vater nicht gefallen, Leroy."
„Ich weiß, aber wie lange arbeite ich schon für ihn? Ist jemals irgendetwas schief gelaufen?" Er erwartete keine Antwort auf seine Fragen.
„Bis jetzt gab es erst zwei Lieferungen, Leroy. Bei der Hälfte davon hast du es geschafft,dass die Polizei auf uns aufmerksam wird. Wenn also irgendetwas weiter nicht nach Plan verläuft, dann wirst du nicht mehr länger für uns arbeiten. Du wirst dann auch für sonst niemanden mehr arbeiten. Hab ich mich da deutlich ausgedrückt?" Mein Tonfall war bedrohlich und ich bemerkte, wie Leroy unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
„Es wird nichts mehr schief laufen.", sagte Leroy, dennoch mit fester Stimme.
Ich nickte und stand auf. Aus meiner Hosentasche fischte ich einen zerknitterten Fünfzig-Euro-Schein und legte ihn auf den Tisch. Dann griff ich nach meiner Lederjacke und verließ das Restaurant mit festen Schritten.
Vor der Tür wehte ein kalter Wind durch die Straßen. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und ging zu meiner Maschine. Eigentlich war das Treffen ganz gut gelaufen. Es kam zwar zu etwas Verzögerung, aber ein, zwei Tage machten uns nichts aus. Ich seufzte.
Meine Gedanken wanderten zu Raevyn. Ich fragte mich, ob ihr Bruder zu Hause war und ob es ihr schwer fiel, nicht über die Liste, die sie besorgen sollte, zu reden. Ich hoffte, dass sie die so bald wie möglich auftreiben konnte, dann würde sie wieder aus meinem Leben verschwinden und ich konnte mich auf die wirklich wichtigen Sachen konzentrieren.
Und ich musste mich konzentrieren! Wenn ich mich ablenken ließ, dann wir nichts nach Plan laufen und die zweite Fuhre eingeschmuggelter Drogen war wichtig für unsere Familie. Das Geschäft mit einem großen Drogenhändler wird uns mehrere Millionen Dollar einbringen.
Und noch lief alles nach Plan. Noch.
Ich stieg auf mein Motorrad und raste über die morgendliche Straße.
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So. Leider war ich in den letzten Tagen nicht da und konnte kein neues Kapitel hochzuladen. Leider, denn wir waren schon auf Platz 351. Als ich das gesehen hatte, war ich voller Freude aufgesprungen. Dafür kommt jetzt Kapitel 23.
Na vielleicht schaffen wir es nochmal bis da. Oder?! :)
Liebst Troian
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Nur Über Meine Leiche, Mafiosi
Teen Fiction„Principessa! Jetzt mach schon die Tür auf. Ich will dir doch nichts tun." Letzteres ließ mich fast auflachen. Von wegen. Dieser arrogante, gemeingefährliche Mistkerl träumte doch sicher davon, mir eine Kugel durch den Schädel zu jagen. „Ah komm. Au...