Kapitel 34

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Jills Sicht:

Wie saßen da, schweigend.. Der Highway war wie leer gefegt und das einzige was zu hören war, war das Ticken des Warnblinkers. Ich hatte meinen Kopf gesenkt weil ich mich schämte, ich schämte mich für das was ich war, für das was aus mir geworden ist. Justin war Sprachlos, ein Kind mit Matt wäre in seinem Kopf vermutlich das kleinere Übel gewesen. Aber nun verstand er, er verstand warum das zwischen uns nicht funktionieren konnte. Etwas in mir hoffte jedoch auf sein Verständnis, das es halb so schlimm für ihn sein würde. "Sag doch was." hörte ich mich flüstern, und ich spürte wie er nach Worten suchte. "Ich fahre dich nach Hause." sagte er nach einer langen Pause, mein Blick schnellte zu ihm auf. "Aber..aber..." ich konnte nichts sagen, meine Gedanken fanden keine Worte. "Du hattest recht, das geht einfach nicht." antwortete er und nun schaute er mir in die Augen. Es fühlte sich an als hätte er mir mit einem Messer das Herz durchbohrt. "Ich werde dich jetzt nach Hause fahren und dann brauche ich erstmal etwas Zeit." fügte er hinzu und ich musste mir die Tränen zurück halten. Irgendwie hatte ich diese Reaktion erwartet, aber ich hatte mir trotzdem eine Andere erhofft. 

"Das wird nicht nötig sein." nahm ich meinen Stolz zusammen und schluckte die Tränen hinunter, sie flossen Bitter meinen Rachen runter und landeten wie ein Stein in meinem Magen. "Ich laufe." flüsterte ich und stieg aus, Justin wollte noch etwas sagen doch ich schlug die Autotür heftig zu. Dann packte ich meinen Rucksack auf die Schulter und lief in Richtung Stadt, ich bemerkte wie Justin immer noch da stand. Doch irgendwann hörte ich wie der Motor startete und der schwarze SUV von Justin an mir vorbei rauschte. Erneut fühlte ich mich in meinem Leben alleine gelassen, voller Enttäuschung blieb ich alleine zurück. Erst hatte mich mein Vater im Stich gelassen, dann meine Mutter und jetzt auch noch die Person, der ich mein ganzes Leben anvertraut hatte. Nun übermannten mich meine Gefühle und die Tränen liefen in Strömen meine Wange hinunter. Der Weg in die Stadt dauerte ewig, es war viel Lauferei und meine Füße schmerzten, es war Abend als ich endlich ankam. Ich beschloss doch noch bei meiner Mutter vorbei zu schauen, schließlich hatte ich Lebensmittel für sie in meinem Rucksack. 

Vorsichtig schloss ich die Tür auf und trat in das dunkel Haus, ich stolperte die Treppe herunter, da die Tränen in meinen Augen mir die Sicht blockierten. Ich klopfte zwei mal, machte eine Pause und klopfte dann nochmals zwei mal. Es war unser Code, dann wusste sie, dass ich da war. Sie schloss die Tür auf und ließ mich herein. "Wo warst du solange? Ich habe mir sorgen gemacht." ertönte es und dann hielt sie sich die Hand vor den Mund. "Du hast geweint. Was ist passiert?" bemerkte sie und nahm mich am Arm, sie zog mich in das Zimmer und schloss dann wieder ab. "Ich hab es hm erzählt." schluchzte ich und ließ den Rucksack auf den Boden donnern. "Ich hatte keine andere Wahl.... ich musste es ihm erzählen, es war sein gutes Recht." fügte ich hinzu. Ihr Gesicht legte sich in Falten, "erst einfach gefahren." platzte es aus mir heraus und ich fing erneut an zu weinen. Sie strich mir sanft über den Rücken:"Es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld." murmelte sie und ich spürte wie ihre Knochigen Finger meine Wirbelsäule auf und ab fuhren. "Das alles hier, ist meine Schuld!" seufzte sie, andauernd entschuldigte sie sich bei mir dafür. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, und dieses schlechte Gewissen brachte sie langsam um. 

"Es ist unwichtig, ich bin immer für dich da und ich habe mich freiwillig dazu entschieden zu bleiben." wiederholte ich immer und immer wieder. Sie nahm zitternd ein Döschen aus der Schublade und nahm zwei Pillen raus, schluckte sie ohne Wasser hinunter und hielt sich eine Hand vor den Mund. Ich biss mir auf die Unterlippe, sie lebte nur noch durch diese Tabletten, es waren Schmerzmittel oder Betäubungsmittel, vielleicht auch Anti-Depressiva, ich wusste es nicht genau. "ich hol uns hier raus Mom, versprochen." schluchzte ich und fiel ihr in die Arme. Wir saßen eine gefühlte Ewigkeit so und nahmen uns einfach in den Arm, dann räumte ich schweigend die Lebensmittel in den Kühlschrank. Als ich auf die Uhr sah war es bereits elf. Meine Mutter hatte schwarze Augenringe und war sehr schwach auf den Beinen, noch dazu war sie dürr und ihr Gesicht war eingefallen. Sie war sehr müde, also verabschiedete ich mich mit einem Kuss auf die Wange von ihr und ging. Als ich die Tür hinter mir schloss stöhnte die kalte Nachtluft in mein Gesicht und setzte sich auf meine Haut. Ich wusste nicht wohin mit mir, ich wollte nicht in meine Wohnung. Der heutige Tag hatte alle verdrängten Erinnerungen wieder ins Leben gerufen, diese Wohnung hörte eigentlich Matt und ich lebte nur dort. Deswegen war sie so kühl, ich hatte mich in seiner Wohnung nie wirklich zuhause gefühlt und wollte es auch nicht. 

Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und lief einfach die Straße hinunter, vielleicht würde sie mich irgendwo hin führen, egal wo. Also lief ich vorbei an den Obdachlosen die sich in ihre Schlafsäcke zwangen, die sich ihren letzten Schnapp teilten um sich wenigstens warm zu fühlen. Ich lief an einem Spielplatz vorbei, der in der Nacht etwas gruseliges an sich hatte. Ich lief den Walk of Fame entlang, betrachtete die Sterne am Boden, die Leute die es besser in ihrem Leben hatten. Ich sprang von einem zum nächsten Stern und wurde von einigen Passanten etwas komisch angeschaut. Als ich zu dem letzten Stern sprang brachte mich der Name aus dem Konzept. 'Justin Bieber'war zu lesen, zunächst blieb ich wie eingefroren auf dem Stern stehen. Doch dann ging ich einfach weiter. Mein Weg führte mich immer weiter ins Innere von Beverly Hills, bis ich schließlich vor diesem Haus stand. Vor seinem Haus. Der hohe Zaun, die wunderschöne, moderne Villa dahinter, protzige Autos standen in der Einfahrt, genau wie zwei Bodyguards. Er hatte es gut. Ich setzte mich auf den Bürgersteig und betrachtete Justins Villa, einen Moment lang stellte ich mir sogar vor wie es wäre mit ihm zusammen dort zu wohnen. Doch diesen Gedanken schlug ich mir schnell wieder aus dem Kopf. 

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