Kennengelernt haben sie sich auf dem Gymnasium. Flo kam in die Klasse von Max, er war zwei mal sitzen geblieben. Sie haben sich auf Anhieb blendend verstanden, dann waren sie unzertrennlich.
Florian war es auch, der Max den Spitznamen Frodo wegen seiner vergleichsweise geringen Körperhöhe gab.
Mittlerweile sind die beiden mehr als drei Jahre ein Paar und Max ist 23, Flo 25 Jahre alt.
Alles in allem führen sie eine sehr glückliche Beziehung. Die zwei haben gemeinsame Interessen, gutbezahlte Jobs, wunderbare Freunde und tollen Sex.
Und dann kam dieser eine Tag. Dieser eine Tag, an dem alles aus dem Ruder lief.
Sie hatten einen Plan. Sie wollten kurz vor Schließung in die örtliche Filiale einer Privatbank gehen, ihre Forderung stellen und wieder hinausspazieren. Niemand sollte verletzt werden – die Geschädigten würden die Summe von der Versicherung der Bank zurückerstattet bekommen. Die Waffe, die sie sich besorgt hatten, war aus einem Spielwarengeschäft.
Warum sie das taten? Schon mal nicht, um sich selbst zu bereichern. Viel mehr wollten sie Robin Hood spielen – den Armen etwas Gutes tun.
Am Vormittag des entsprechenden Abends kränkelte Florian etwas. Sicherlich nur eine Erkältung; er konnte sich nicht wirklich konzentrieren, hatte starken Schnupfen.
Durchziehen wollte er es trotzdem. Schon alleine wegen seines Freundes. Dieser hatte am Abend zuvor leise Zweifel geäußert, ob es richtig sei, dies zu tun. "Ja. Max, ja. Es ist richtig. Denk an die Kinder. Und die Alten. Und die gemeinnützigen Organisationen, denen das Geld zugutekommen soll", redete Florian auf Max ein. "Du hast ja recht... Danke; ich liebe dich", erwiderte er und drehte sich so, dass er Florian ins Gesicht schauen und ihm einen Kuss auf den Mund hauchen konnte.
Jetzt war es soweit, sie standen vor der Bankfiliale, holten vorbereitend ihre Beanie-Mützen aus der Tasche und betraten den wie erwartet leeren Raum.
Am Schalter stand eine junge Frau, vielleicht Ende zwanzig. Schnurstracks gingen sie auf ebendiese zu und Florian zeigte ihr die Waffe.
Die Bankangestellte erstarrte kurz, jedoch hatte sie sich relativ schnell wieder gefangen.
"Wie viel wollen Sie?", fragte sie trocken und tonlos; vermutlich um Zeit zu schinden. "Alles?!", erwiderte Max, der eine solche Frage nicht erwartet hatte und Florian stellte die Tasche auf den Tresen. "Das dauert einen Moment. Immerhin hab ich hier das ganze Geld nicht lose unterm Tisch stehen", erklärte sie irgendwie genervt und angesäuert und drehte sich um. Scheinbar hatte sie keine Angst vor den zwei jungen Männern.
"Wo bleibt die denn? Die ist jetzt schon viel zu lang weg, nicht, dass sie auf die Idee kommt, die Polizei anzurufen", wandte sich Max nach einer halben Minute an seinen Freund. "Hey, kommen Sie bloß nicht auf dumme Gedanken! Sonst richte ich hier ein Blutbad an!", rief Florian in die Richtung, in die die Frau gegangen war.
In diesem Moment konnten sie von draußen entfernte Polizeisirenen hören. "Fuck, fuck, fuck, was machen wir jetzt? Wir können nicht ohne das Geld abhauen; das geht nicht!", machte sich in Florian Panik breit. "Ja und was jetzt?", fragte Max hektisch. "Wir nehmen so viel Geld wie möglich und hauen ab!" - "Hey, wo bleiben Sie? Her mit dem Geld und wir verschwinden sofort, wir wollen eigentlich niemandem etwas tun!", wandte sich Flo wieder an die Frau, die immer noch nicht wieder aufgetaucht war.
"Werfen sie Ihre Waffe auf den Boden und kommen Sie mit erhobenen Händen raus, dann passiert nichts!", konnten sie die durch ein Megaphon verzerrte Stimme eines Polizisten hören. "Ja scheiße, und jetzt? Wir sollten verschwinden...", Max war nicht mehr hektisch sondern eher verzweifelt. "Max, halt deine Klappe, ich muss nachdenken!", schnauzte Florian ihn an.
In diesem Moment kam die Bankangestellte aus dem hinteren Bereich wieder und die beiden Bankräuber standen mit dem Rücken zu ihr. Als sie sich gerade umdrehten, legte sie etwas in ein nicht einsehbares Fach unter der Tischplatte. "Wo ist das Geld? Was haben Sie da weggelegt?", wurde sie mit vorgehaltener Waffe angeherrscht. "Das mit dem Geld dauert einen Moment – Zeitschaltuhr; aber die Polizei ist da, da kommen Sie eh nicht wieder raus, ob mit Geld oder ohne", erwiderte sie leicht schnippisch. "Lassen Sie das gefälligst meine Sorge sein! Besorgen Sie lieber das Geld!"
"Haben Sie Forderungen?", meldete sich wieder der Polizist zu Wort. "Wir wollen einhunderttausend Euro und einen Fluchtwagen, dann passiert den fünf Geiseln nichts! Und ziehen Sie sich zurück!", rief und log Flo sehr spontan aber glaubhaft. "Ey, Flo, was soll das?", wandte sich sein Freund an ihn. "Ja denkst du, die lassen uns einfach gehen, wenn wir niemanden außer sie bedrohen?", versuchte er zu erklären und damit war das für ihn abgehakt.
"Waffe runter!", sagte die passiv Angesprochene auf einmal und Max und Florian drehten sich um. Sie zielte mit einer -echten- Waffe auf Max. Florian fuchtelte mit der Pistole herum, die er in der Hand hatte und es fiel ein Schuss. Max ging zu Boden. Florian stürzte zu ihm und verlor die Täterin völlig aus den Augen, welche wieder in den hinteren Bereich ging.
"Max, bitte, bleib bei mir! Bitte! Ich liebe dich, du darfst nicht sterben!", flehte er seinen Partner mit Tränen in den Augen an. Sein Kopf lag auf Florians Schoß. Max schaute ihn an. "Pass auf dich auf! Ich liebe dich. Und jetzt geh! Ich will nicht, da-", weiter kam er nicht; Florian unterbrach ihn. "Pscht, leise, nicht sprechen. Hilfe kommt gleich" Doch es kam niemand, anscheinend hatte keiner der Polizisten den Schuss gehört, weil sie sich an die Forderung gehalten hatten. "Das ist alles meine Schuld! Ich hätte aufpassen müssen – ich hätte auf dich aufpassen müssen. Es tut mir so schrecklich leid", während er dies sagte, bahnte sich die erste Träne ihren Weg nach unten über seine Wange.
"Hör auf... Bitte, das stimmt nicht. Das war alles meine Idee", widersprach Max ihm. Das Sprechen fiel ihm schwer – die Kugel hatte seine Lunge verletzt. Er würde innerlich verbluten oder an seinem eigenen Blut ersticken.
"Nei-ein, bitte, Frodo, bleib hier", schluchzte Florian. Max' Atmung wurde flacher, er schloss seine Augen immer wieder. "Es... es tut mir Leid; Flo, ich liebe dich. Mach's gut", sagte er leise, auch über sein Gesicht rollten Tränen. Er schloss seine Augen und nahm seinen letzten Atemzug.
Flo bebte vor Trauer, zitterte wegen eines Weinkrampfes – schrie vor Wut. Er streichelte seinem Freund über die kurzen blond gefärbten Haare und schaute sich um. Er saß mit dem Rücken an der Vorderseite des Tresens, der Kopf des Toten lag noch immer auf seinem Schoß.
Etwas außer Griffweite lag die Waffe, mit der die junge Frau auf Max geschossen hatte; sie musste sie bei ihrer Flucht fallen gelassen haben.
Er schaffte es irgendwie, an die Waffe zu kommen. Er hielt sie in den Händen; besah sie sich – soweit ihm das durch den Tränenschleier möglich war und hielt sie sich an die Schläfe.
Der Bank näherte sich gerade ein Polizeibeamter, als er den Schuss hören konnte. Er erschrak und rief nach drinnen; als ihm wiederholt niemand antwortete, betrat er den Raum und fand zwei halbvermummte Männer vor – beide nicht mehr am Leben.
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Bis zum Schluss - Froid-Oneshot
FanfictionMax und Florian lieben sich. Sie kennen sich seit mehr als zehn Jahren und sind wahrscheinlich das, was man als Paradebeispiel für eine innige Beziehung aus einer Freundschaft hervorgehend bezeichnet. ein kleiner Froid-Oneshot zwischendurch. danke a...