Merlania stand vor einem der großen, schwarz Getönten Scheiben im obersten Stockwerk von Gebäude 4444.
Ihre Augen glitten über die vielen Häuser, mit den schwarzen Glasfasaden des Zentrums. Neben jedem Gebäude schwebte eine Nummer. So viel hatten die Erfnurbs zusammen erschaffen. Aus einem einzigen, kleinen Bunker war eine riesige, unterirdische Stadt geworden. Die Stadt der dunklen Seite.Mit einem Angestrengten lächeln strich Merlania sich über den dicker gewordenen Bauch. Dieser Bauch. In dem dieses spezielle Kind heranwachsen würde. Dieses Kind. Dessen Vater der Anführer der hellen Seite war. Und dieses Kind war durch den wohl größten Fehler ihres Lebens geschehen. Sie, die Anführin der dunklen Seite hatte sich auf den Anführer der hellen Seite eingelassen. Wie sollte sie das erklären? Sie konnte es nicht erklären. Schon gar nicht den anderen der dunklen Seite. Leuten, die ihr vertraut hatten.
Plötzlich wurde ihr Denken durch das krachen der schweren, schwarzen Türen des größten Kontrollzentrums der Erfnurbs unterbrochen.
Ein Bote stürzte herein, lief zu einem Offizier und flüsterte ihm etwas zu. Sofort verhärtete sich dessen Miene. Der Bote stürzte wieder hinaus und der Offizier drehte sich zu ihr um.
Mit lauter Stimme verkündete er:" Die Urven wollen einen Kampf. Den Entscheidungskampf. Er soll etwas weiter weg von hier auf einem Feld abgehalten werden. Morgen. Ruft alle Jäger und Wächter zusammen."
Sofort hörte man das klackern von Computertasten.
Merlania stand kreidebleich vor den Leuten. Ein Kampf. Das würde alles verändern. Die Menschen. Das Zentrum. Alles. Ein Kampf gegen den Vater des Kindes in ihrem Bauch.Als die Dunkle Seite auf dem Feld ankam konnten sie schon die Reihen der Urven, ganz in weiß sehen, die sich auf der anderen Seite positioniert hatten. Ganz vorne stand ein groß gewachsener Mann mit weißblonden Haaren und kalkweißem Gesicht. Cermanus. Die dunkle Seite waren auch viele. Sehr viele. Heute würde ein blutiger Tag werden. Alles was zur anderen Seite gehören würde würde nicht von den Schwertern der Gegner verschohnt bleiben.
Cermanus hob die Hand. Das Zeichen zum Angriff. Sofort stürmten die weißen Krieger los. Die schwarzen ihnen entgegen. Nach kurzer Zeit war die Luft von klirrenden Schwertern, keuchenden Leuten, Schreien und Triumphgeheul erfüllt. Merlania kämpfte. Schlug mit dem Schwert einmal dort, einmal da und dann wieder woanders zu. Sie schützte ihren Bauch. Das Kind sollte verschont bleiben. Die Krieger auf der hellen Seite wurden immer weniger. einer nach dem anderen fiel einem Schwert der dunklen Seite zum Opfer. Alles sah nach einem Sieg der dunklen Seite aus.
Doch dann wurde Merlania umzingelt. Scheinbar Endlos musste sie sich gegen Schwertklingen schützen. Doch dann fiel ihr ihr Schwert aus der Hand. Sie hatte nichts mehr um sich zu verteidigen. Sofort stürzten sich die Krieger der hellen Seite auf sie und fesselten sie. In diesem Moment standen alle Kämpfe still. Alle erwarteten, dass Merlania getötet werden würde.
Cermanus würde über ihr Schicksal entscheiden müssen.
Er kam langsam auf die Gruppe zu. Merlania schloss die Augen. Würde Cermanus sie verschonen?
Als sie sie wieder öffnete stand er vor ihr. Ihre Blicke trafen sich, sie sah wie er mit sich rang. Er sah ihren Blick, der voller Verzweiflung, Anspannung und flehentlich war.
"Ich werde dich nicht töten. Das würde mir nichts bringen sage noch etwas zu deinen Leuten, denn du wirst sie nie wieder sehen", rief Cermanus, damit es alle hörten. In seinem Blick aber lag ebenfalls Verzweiflung. Und ganz hinten konnte Merlania ein winzig kleines Fünkchen Liebe aufblitzen sehen.Die weiße Tür schloss sich hinter ihr und der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht. Die Gefängniszelle war komplett weiß. Alles. Licht gab es nur spärlich. Merlania seufzte, schloss und öffnete ihre Handfläche wieder und Feuer tanzte um ihre Finger. Ihr Element war Feuer. Sie lächelte schwach und nahm die Zelle weiter in Augenschein.
Eine weiße Pritsche war an der linken Seite befestigt. Daneben lag auf dem Boden eine dicke Wolldecke und in der rechten Ecke stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl. Sonst gab es nichts.
Merlania ließ sich auf die Pritsche fallen. "Kämpft weiter, ein Erfnurb gibt sich nicht kampflos geschlagen, denkt nicht weiter an mich"
Das hatte sie den anderen zugerufen, bevor sie weggebracht wurde. Diese Wörter dröhnten nun in ihrem Kopf wie ein Zug der durch ein Tunnel fährt.
Hilflos war sie geworden. Cermanus hatte sie nicht getötet. Aber freigelassen hatte er sie auch nicht. Und aus diesem Gefängnis zu entkommen war ungefähr in dem Schwierigkeitsgrad eine Atombombe zu überleben. Mit Zombieapokalypse und allem drum und dran. Stein brannte eben nicht. Sonst wäre das mit dem Ausbrechen schneller gegangen. Aber so?
Wie würde sie es Cermanus erklären, dass sie schwanger war? Wie würde er darauf reagieren?Sechs Monate später hatte Merlania ihre Wehen. Die Mitgefangenen bekamen es als einziges mit und riefen nach den Wächtern. Bis diese dann aber einen Arzt geholt hatten war das Kind schon da. Die Zelle war voller Blut und den Arzt ließ Merlania nicht an sich ran. Es war ein Mädchen. Dunkelblonde Haare und blau-braune Augen. Sie war eben eine Mischung aus Merlania und Cermanus.
Dieser kam auch dazu. Er schickte die anderen weg und sah Merlania dann ausdruckslos an. "Ja, es ist deine Tochter", brach Merlania die Stille.
Cermanus atmete tief durch.
"Sie wird auf der hellen Seite aufwachsen. Ich bin ihr Vater", meinte er dann.
Merlania sah ihn wütend an.
"Und ich bin die Mutter und habe immer noch mitspracherecht. Ich möchte nicht, dass meine Tochter auf der hellen Seite aufwächst. Genauso wenig kann ich es aber auch zulassen, dass sie in diesem Gefängnis hier aufwächst. Mein letzter Wunsch für dieses Kind ist es, dass sie in einem Kinderheim aufwächst. Unparteiisch. Wenn das nicht passiert töte ich dich jetzt und auf der Stelle", antwortete sie.
Cermanus sah sie an. Er wusste, dass er eine Chance gegen sie hätte. Aber er wollte seine Tochter nicht zur Halbwaise machen. "Ok, dann wächst sie in einem Kinderheim auf. Unparteiisch und ohne Eltern. Ich sorge dafür, dass sie dorthin kommt".
DU LIEST GERADE
Die Dunkle Seite
Short StoryEin Kampf zwischen hell und dunkel. Ein Kampf, unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Das ist der Kampf, in den Elena hineingezogen wird. Als Jägerin auf der dunklen Seite versucht sie ihre Seite vor dem Verderben zu bewahren. Doch der Kampf ist sc...