Wonderwall || Gzuz

4 || Denn wenn ich eines gelernt hab, dann die zeit heilt nicht alle Wunden.

"Warum hast du dich nicht gemeldet?"

Ich hüpfte neben Jonas auf die alte Steinmauer irgendwo in Hamburg.
Zwei Stunden waren wir Kreuz und quer durch Hamburg gefahren. Hier und da habe ich ein paar story's aus seinem Leben erzählt bekommen.
Und jetzt saß ich hier, um 2 uhr nachts, in Hamburg.

"Wie meinst du das? Wie denn melden?"
"Du achtest nicht so auf dein Handy stimmts?"
Zum gefühlt hundersten mal in dieser Nacht erklang sein lautes lachen, was mich wieder mal ansteckte.
"Freibad? Ich hab meine Nummer eingespeichert."
Half er mir dann doch noch auf den sprung und grinste mich an.
"Was fällt dir ein einfach an mein Handy zu gehen?"
Ich schaute ihn mahnend an.

"Ich bin Gzuz, ich darf alles!"

Ich ließ diesen Satz lieber unkommentiert, stattdessen grinste ich in mich hinnein und beobachtete Jonas heimlich dabei wie er sich voll konzentriert einen Joint baute.

Mittlerweile lag ich auf dieser scheiß Mauer, so entspannt es eben ging. Meine Beine angewinkelt versuchte ich immer noch den nötigen "sicherheitsabstand" zu Jonas zu halten. Auch wenn wir beide schon getrunken hatten.
Und ich den Alkohol so langsam echt merkte.

"Bock?"

Ich stütze mich auf meine Ellbogen und schaute seufzend auf den Joint in seiner Hand. 
"Hab ich noch nie probiert."

Wie auf ein Zeichen hin kramte er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete ihn an.

Sofort kam mir dieser nur viel zu bekannte süßliche Geruch in meine Nase. Und mit ihm alte Erinnerungen.
Schöne Erinnerungen, aber auch genauso viele schlechte.
Ich schüttelte sie aus meinem Kopf , denn wenn ich eines gelernt hab, dann die zeit heilt nicht alle Wunden.

Nach meinem ersten Hustenanfall nach dem ersten Zug. Und einem weiteren vorsichtigeren Zug gab ich Jonas den Joint wieder und lehnte mich zurück.
Wartete auf die Wirkung, auf andere Gedanken.
"Was machst du beruflich?"
"Ich studiere Psychologie. Soll irgendwann die Praxis von meinem Vater übernehmen."
Jonas Schulter lehnte an meinen angewinkelten Beinen, aber mittlerweile hatte ich dafür keinen Kopf mehr.
"Also stresst dich dein Alter. Und was wäre dein Ding wenn du allein entschieden hättest?"
"Nein ich fühl mich ganz wohl und bin zufrieden hier. Aber was machst du?"

"Musik."

Kurz und knapp, das hatte ich schon herausfiltern können. Jonas war meist kein Mann der großen Worte.

Mein Kopf auf dem harten Boden war keine angenehme Position, was wohl nicht zu übersehen war, denn wie aus dem nichts sprang der Musiker von der Mauer und rechts von mir wieder drauf hob meinen Kopf an und setzte sich drunter.
Die plötzliche Nähe machte mich nervös. Meine Augen huschten überall hin nur nicht zu dem Mann auf dessen schoß ich "lag".
"Relax, ich will dich nicht fressen."
Wieder dieses lachen, wieder seinen Blick den ich auf mir spüren konnte.

"Ehm was für Musik machst du?"

"Hip hop. Ich rappe. John von vorhin, er auch. Arbeiten gerade an nem neuen Album."

Er schaute auf mich herunter und grinste, ich lächelte einfach nur zurück.