FÜNF - Alte Bekannte

286 15 1
                                    

Als Ich die Tür öffnete waren meine Hände schweißnass und Ich zitterte vor Nervosität. Der Raum, den Ich jetzt betrat war größer als allen anderen Räume die Ich je gesehen hatte, sogar größer noch als die Lobby.

Ich befand mich hier in dem Stockwerk über meinem Appartement und es schien als sei die ganze Etage entkernt und dann mit weichen Matten ausgelegt worden. Eine Ecke war komplett mit Schaumstoff aus gepolstert und daneben standen alle möglichen Trainingsgeräte, auch solche, die Ich noch zuvor gesehen hatte. Jetzt wusste ich, warum der Raum hier Trainingscenter hieß. In der Mitte des Raumes standen zwei Gestalten, ein Junge und ein Mädchen. Der Junge war groß und muskulös, er hatte dicke Oberarme und ein breites Becken, dazu kamen seine kurzgeschorenen blonden Haare und eine lange Narbe die sich quer über seinen Nacken zog. Sein Gesicht konnte Ich leider nicht erkennen, da er mir den Rücken zukehrte, als er gerade dabei war dem Mädchen einen Kinnhaken zu verpassen, doch Sie wich geschickt aus. Sie hatte ebenfalls blonde Haare, doch ihre waren lang und zu einem Zopf geflochten. Sie hatte weiche, fast schon kindlich Gesichtszüge. Ihre braunen Augen waren groß und rund und Sie hatte ihre Lippen zu einem schmalen Strich vor Konzentration zusammengekniffen. Von der Statur her war Sie eher klein uns zart gebaut, aber dennoch muskulös. Ich schätzte Sie auf circa 19, denn Sie sah definitiv älter aus als Ich, zwar nicht viel aber etwas.

Ich hatte nicht bemerkt, dass noch eine andere Person hier im Raum war, ein Junge. Er stand in der Ecke zur rechten von mir und bearbeitete einen Sandsack. Ich musst zugeben, er sah echt gut aus. Seine etwas längern braunen Haare fielen ihn in die Stirn, wo Sie kleben blieben. Er hatte stechende braune Augen, und hohe Wangenknochen. Seine feinen Finger passten überhaupt nicht zu dem Rest seines Körpers, denn er war sehr gut gebaut. Muskulös, so wie alle hier in diesem Raum, stellte Ich fest. So wie ich.

Bis jetzt hatte mich noch niemand bemerkt, alle waren viel zu beschäftigt mit trainieren. Also beschloss Ich auf mich aufmerksam zu machen.

"Ähm... Hallo? Bin ich hier richtig im Trainingacenter?", meine Stimme zitterte etwas, Ich versuchte es so gut es ging zu unterdrücken.

Sofort wurde es still um mich herum. Ich schluckte schwer und Ich hatte das Gefühl, das jeder es hören konnte. Der Junge mit den kurzgeschorenen Haaren hatte klare blaue Augen und eine eingedrückte Nase, er hatte etwas bulliges an sich, wie ein Boxer.

Niemand sagte etwas, alle starrten mich an, bis plötzlich der hübsche Junge mit zwei langen Schritten bei mir war und mich umarmte. Ich stand stocksteif da und wusste nicht so richtig wie Ich mich verhalten sollte. Als er sich von mir löste und mich mit Tränenfeuchten Augen ansah verstand Ich die Welt nicht mehr, auch die anderen zwei hatten ihren Kampf unterbrochen und standen nun neben mir.

"Oh mein Gott!", hauchte er und strich mir über die Wange "Ich dachte du bist tot!"

Ähm ja, das war mir jetzt sehr unangenehm, Ich weiß auch nicht so recht warum. Vielleicht lag es daran das ein völlig Fremder mich umarmte, einfach so. Und nein ich war nicht tot, wie oft soll ich das denn noch sagen? Offenbar hatte der Doktor die drei noch nicht in Kenntnis darüber gesetzt, das Ich von den Toten auferstanden war.

"Ich weiß", war dann das einzige was Ich darauf erwidern konnte.

Ich fühlte mich hier irgendwie sehr fehl am Platz. Ich wusste nicht so richtig wie Ich mit den Gefühlsausprüchen der anderen umgehen sollte. Das Mädchen sah mich so bedauernd an, als ob Ich nichts dafür könnte, dass Ich zum Beispiel einen dicken Pickel auf der Nase hätte und der Blonde starrte mich an als wäre Ich das neunte Weltwunder! Doch der Junge der mich gerade umarmt hatte benahm sich am merkwürdigsten, denn er strich mir immer noch über die Wange und war kurz davor in Tränen auszubrechen.

Plötzlich und ohne Vorwarnung bückte er such zu mir hinab und küsste mich!

Ok... Dafür hatte Ich jetzt keine Erklärung. Seine Lippen lagen weich auf meinen, doch Ich konnte mich nicht auf den Kuss konzentrieren, denn mein einziger Gedanke war,

Was macht der da und warum? Er soll gefälligst aufhören!

Als er sich mit etwas enttäuschter Mine von mir löste, denn Ich benahm mich immer noch wie eine Eissäule, starrte Ich ihn ungläubig an und ohne es recht zu überlegen schlug ihm ohne Vorwarnung mitten ins Gesicht. Ich hörte ein lautes Knacken und war mir nicht sicher ob es von meinen Knöcheln oder seiner Nase stammte.

Er taumelte erschrocken zurück und hielt sich die Nase. Durch seine großen braunen Augen starrten mich unglaublich an. Doch in meinem Gesicht zeigte sich keine Regung, dafür kreisten meine Gedanken wie wild. Das Mädchen hatte mit einem erstickenden Schrei ihre Hand vor den Mund geschlagen. Der andere Junge wollte ihm zu Hilfe eilen. Ich wusste nicht was mich dazu bewogen hatte ihm einfach ins Gesicht zu schlagen, er hatte ja nichts falsches gemacht. Und doch er hatte mich geküsst, einfach so und das hatte sich falsch angefühlt.

"Was sollte das Alice?", schrie mich das Mädchen an. "Bist du noch ganz dicht?", meinte Sie wütend.

"Aber...", fing Ich an, doch Sie ließ mich nicht ausreden "Du hättest ihm beinahe die Nase gebrochen! Mein Gott! Er ist dein Freund!", schrie Sie mich an und kleine Spucke tropfen sprühzen aus ihrem Mund.

Ach du scheiße, das war mein Freund? Kein Wunder das er mich geküsst hatte. Und Ich habe einfach ohne zu überlegen zugeschlagen! Ich sank erschöpft die Wand hinunter und schlug mir die Hände vor das Gesicht. Das war alles einfach zu viel für einen Tag. Erst erzählt man mir wer und was Ich bin, dann das Ich ein Weise bin und dann erfahre Ich, dass mir ein Penthouse gehört und jetzt habe Ich auch noch eine Freund!? Das war definitiv zu viel für einen Tag!

"Aber das wusste Ich doch nicht!", schluchzte ich.

Das Mädchen runzelte die Stirn.

"Wie du hast das nicht gewusst?", ihre Stimme war immer noch wütend doch nun sah Sie mich fragend an "Jetzt rede kein Scheiß!"

Doch bevor Ich etwas sagen konnte öffnete sich die Tür erneut und Beck erschien in der Tür.

"Ach du liebes bisschen!", sagte er erschrocken. "Du bist schon hier? Oh je!", er stockte und blickte sich die Szene an, die beiden Jungen die auf dem Boden knieten, der eine mit blutverschmierte Nase. Dann das Mädchen das mich anklagend ansah und Ich, die zusammengesunken an der Wand saß.

"Alice, du bist schon hier? Du solltest doch auf mich warten!", ups sollte Ich das? Der Doktor seufzte

"Carolin, Alec und Jeremy kommt ihr mal mit, bitte?", er winkte die drei zu sich und mit einem letzten wütenden Blick von Carolin setzten Sie sich in Bewegung. "Warte bitte kurz hier Alice", sagte Beck und dann war auch er verschwunden. Die vier standen in der mir gegenüber liegenden Ecke und unterhielten sich leise. Ich vermutete, dass der Doktor Sie über meinen Gedächtnisverlust aufklärte, denn Sie schauten manchmal verstohlen zu mir hinüber. So langsam wurde Ich auch müde, denn Ich hatte einen echt anstrengenden Tag hinter mir und die Matten waren so herrlich weich! Auf einmal fielen mir die Augen zu und ich döste ein. Doch, so kam es mir jedenfalls vor, wurde Ich sofort darauf wieder geweckt und schaute in die Augen meines Freundes. Oh mein Gott. Wenn ich es mir recht überlege, war es mir mittlerweile echt peinlich was Ich ihm angetan hatte. Ich blinzelte verschlafen zu ihm hoch und hörte den Doktor nur noch sagen

"Wohnung... Du Alec... Schlafen... müde... Morgen reden wir weiter", und da war Ich auch schon endgültig eingeschlafen.

Lost Memory [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt