Wir zögerten nicht lange und planten schon die ersten Vorbereitungen für unsere Reise. Wir hatten beschlossen schon morgen früh aufzubrechen.
"Was meinst du wie lange wir unterwegs sein werden?", fragte mich Feuerblüte, während wir Fische fingen. Ich grummelte nur etwas unverständliches als Antwort.
"Und was ist, wenn wir keine Insel finden?", zweifelte sie weiter. Als ich wieder keine vernünftige Antwort gab, hakte sie prüfend nach: "Was ist los mit dir?"Ich sah kurz zu ihr rüber, bis ich schließlich zugab: "Ich muss ständig an Nachtflug denken."
"Ja, ich auch.", murmelte meine Schwester daraufhin traurig und sank ihren Kopf.
"Denkst du, er lebt noch?", zweifelte ich an meine vorherige Aussage."Du sagtest, die Menschen würden ihm nichts tun!", erinnerte sie mich und unterdrückte dabei ein Schluchzen.
"Nein.", korrigierte ich sie, "Ich sagte, sie würden ihn nicht töten."
"Glaubst du etwa, sie foltern ihn?", rief sie erschrocken.
Genervt wollte ich das Thema loswerden: "Lass uns jetzt nicht über ihn reden, das bringt nur Streit."
"Du hast doch damit angefangen!", schnaufte Feuerblüte entrüstet und kehrte mir beleidigt den Rücken zu. Ich ignorierte sie eine Weile und konzentrierte mich auf die Fische.Nach der Mahlzeit fand ich keinen Schlaf. Während Feuerblüte in aller Ruhe in unserer Höhle schlummerte, musterte ich mit wachen Augen den Sternenhimmel. Gedanken, Ängste und Sorgen bombardierten meinen Verstand, sodass an Schlaf nicht zu denken war. Meine größte Angst war jedoch, etwas falsch gemacht zu haben. Ich fing an, die Dinge zu hinterfragen. Hätte ich es verhindern können, dass Nachtflug die Seite wechselte? Hätte ich den riesigen Drachen tatsächlich besiegen können?
Jetzt waren wir nur noch zu zweit. Bruder und Schwester mussten die Vergangenheit verarbeiten und mit dem klar kommen, was sie verloren hatten. Und wir hatten viel verloren. Unsere Mutter, unseren Vater und nun auch unseren Bruder. Es grenzte an einem Wunder, dass wir zwei noch lebten, dem Schicksal standhielten und trotz der vielen Verluste noch die letzte Kraft hatten, zu lächeln. Obwohl wir beide innerlich zusammenbrachen, ließen wir unsere schwachen Herzen nicht zum Vorschein kommen. Es war wie ein Wettkampf zwischen uns. Wer als erstes nachgeben und in Tränen ausbrechen würde, hatte verloren.
Ich wälzte mich die gesamte Nacht hin und her, kniff mehrmals die Augen zu, bis ich verschwommene Punkte vor mir sah und zwang mein Gehirn, zur Ruhe zu kommen.
Am frühen Morgen schlief ich ein.○
"Salir! Aufwachen, wir haben verschlafen!", rüttelte mich Feuerblüte aus dem Schlaf und schüttelte meinen müden Körper.
"Was...", brummte ich schlafend und stöhnte träge auf. Ich war noch viel zu müde um wach zu werden.Ungeduldig quängelte meine kleine Schwester: "Wir wollen doch los! Du hast mir versprochen, dass wir zu einer Insel fliegen, auf der andere Drachen leben." Dabei boxte sie mir gegen meinen Flügel. Ein erschöpfter Luftstoß stieß aus meinen Nüstern und brachte sie zum beben. Mit immer noch geschlossenen Augen glurrte ich: "Ist gut, wir fliegen in einer Stunde los..."
"Nein!", riss sie mich wieder aus meinem Halbschlaf, "Es ist schon fast mittag! Salir, du hast es mir versprochen!" Wieder schüttelte sie mich und verpasste mir einen Klaps auf die Ohren.
"Okay, okay...", seufzte ich, "Hol uns schon mal Fische, ich mache mich währenddessen startklar."
Zufrieden lächelte Feuerblüte und huschte auch schon zum Wasser.Ich rappelte mich mit schwachen Beinen auf und taumelte ihr gähnend hinterher.
Feuerblüte war gut im Fischefangen, genauso wie Nachtflug. In wenigen Minuten hatte sie unser Frühstück vorbereitet.•••
Nachdem wir gefressen hatten, segelten wir nebeneinander über das weite Meer. Hin und wieder hatten wir Umrisse von Donnertrommler, Glutkessel und Schrecken der Meere erkennen können, doch ansonsten trafen wir auf keinen anderen Drachen.
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Ohnezahns Lebensgeschichte
FanfictionTROTZ OFFENEM ENDE WIRD DIESE GESCHICHTE NICHT MEHR FORTGESETZT UND GILT ALS ABGESCHLOSSEN. Woher kommt er? Ist er der Letzte seiner Art? Wo ist seine Familie? Was musste er alles durchmachen? Wie sah seine Vergangenheit aus? So viel Unwissen über d...