And like the dawn
You broke the dark and my whole earth shook
I was sleeping in the garden
When I saw you~ Like the Dawn by The Oh Hellos
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Lucius Cantarini
Boxhalle Albuquerque
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Ich fuhr auf den Parkplatz der Boxhalle. Vereinzelt standen Autos herum und ein, zwei Fahrräder waren vor dem Eingang angeschlossen. Ich hielt direkt vor dem Eingang-freihalten.-Parken-Verboten-Schild und stieg von meiner Maschine. Wie lang war ich hier schon nicht mehr gewesen? Ein Jahr? Vielleicht half mir etwas Training, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich steuerte auf den Eingang zu und betrat die große Halle. Die Wände waren dunkel und rostige Stahlbalken liefen an der hohen Decke entlang. Früher war das hier eine Lagerhalle gewesen, die kaum genutzt und deshalb irgendwann verkauft wurde. Weit oben, unterhalb der Decke befanden sich ein paar Fenster, die nur wenige Sonnenstrahlen ins Innere warfen. Es roch nach Schweiß, Deo und Leder. Eine unangenehme Mischung, aber nach einer Weile hatte man sich daran gewöhnt. Ein paar Boxsäcke hingen an einer langen Kette von der Decke und in der Mitte der Halle befand sich ein Boxring, in dem gerade zwei Männer miteinander trainierten.
Ich hatte keine Sportkleidung dabei, da ich schließlich nicht geplant hatte, hierher zu kommen. Also zog ich mein T-Shirt und meine Lederjacke aus und schmiss sie auf die Matte neben dem Boxsack. Nur in Jeans begann ich auf den Sandsack einzuhauen. Ich vergaß alles um mich herum, jetzt zählte nur noch der Schlag. Die Faust, die mit voller Wucht auf das Leder traf. Mit jedem Treffer klimperte die Kette, an welche der Boxsack aufgehängt war. Schweiß lief mir über die Stirn und den Rücken und es rauschte in meinen Ohren.
Nach einer Weile begannen meine Fingerknöchel zu schmerzen, aber das interessierte mich nicht wirklich. Sie waren aufgescheuert und bluteten leicht. Jetzt brannte jeder Treffer und erst jetzt verschwand langsam das Gesicht von Rae vor meinem inneren Auge. Schmerz war schon immer eine Ablenkung vom Alltag gewesen.
Allerdings waren diese paar aufgeschürften Knöchel wohl nicht Ablenkung genug, denn als eine weibliche Stimme langsam in mein Bewusstsein drang, dachte ich zuerst, dass es Raevyn wäre.
„Entschuldigung", sagte sie und ich drehte mich zu ihr um. „Bist du Lucius?"
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und musterte sie. Sie war nicht besonders groß, hatte schulterlange braune Haare und graue Augen. Hässlich war sie nicht. Das musste ich zugeben.
„Kommt drauf an", erwiderte ich kalt. Sie wirkte etwas verängstigt, aber dennoch wich sie keinen Zentimeter zurück. Sie trug ein braunes Kleid und eine rosafarbene Handtasche von Dolce & Gabbana hing an ihrem Arm. Mit ihren Absatzstiefeln und der großen Sonnenbrille im Haar passte sie so gar nicht in eine Boxhalle.
„Der Typ da vorne meinte, dass dir das Motorrad gehört." Ich nickte. „Ich habe es beim Wenden meines Autos aus Versehen getroffen. Eigentlich bist du ja selber daran Schuld, schließlich hast du an der falschen Stelle geparkt, aber ich bin ja nicht so blöd und fahre dann einfach weg. Also ich fände es toll, wenn du mal gucken würdest, ob es irgendwelche Schäden abbekommen hat."
Ich traute meinen Ohren kaum. Man darf einfach keine Frauen ans Steuer lassen, sie konnten einfach alles schrotten. Ich ballte die Fäuste. Ich hoffte stark für sie, dass die Honda nicht beschädigt war.
„Hast wohl nicht richtig fahren gelernt, Farfalla. Wozu gibt es nochmal den Rückspiegel?", fragte ich sie barsch. Sie ignorierte meine Frage und starrte stattdessen auf meine Bauchmuskeln.
„Du trainierst wohl ziemlich oft." Sie grinste mich an und lief dann zum Ausgang. Ich schnappte mir mein T-Shirt und meine Lederjacke und folgte ihr auf den Parkplatz.
Meine Maschine lag umgekippt auf dem Boden und ein sportlicher Dodge stand wenige Meter davor. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
„Na toll." Ich hievte meine Maschine hoch. Auf den ersten Blick konnte ich keinen Schaden sehen, nicht mal einen Kratzer.
„Ich gebe dir am besten meine Nummer, falls du etwas entdecken solltest. Ich muss nämlich jetzt los." Sie zog einen kleinen Blog aus ihrer Handtasche und kritzelte etwas darauf. „Heute Abend steigt eine Party im Morningside und dafür muss ich mich noch fertig machen. Vielleicht willst du ja auch kommen. Ich bin auf jeden Fall da." Sie zwinkerte mir zu und reichte mir dann den zusammen gefalteten Zettel, stieg in ihr Auto und brauste vom Parkplatz.
Ich faltete den Zettel auseinander. Im Inneren stand eine Telefonnummer und ein Name. Charity Danvers.
„Charity-Wohltätigkeit. Wirklich sehr passend", murmelte ich vor mich hin. Ich stopfe den Zettel in meine Hosentasche und stieg auf meine Maschine. Ich lies sie an und fuhr vom Parkplatz. Sie lief genau wie vorher. Man merkte gar nicht, dass sie angefahren wurde. Zum Glück.
Ich brauste die Straße zum Haus meines Vaters – die Straße, die ich heute Morgen mit der Kleinen entlang gefahren bin – durch das Tor auf das große Anwesen. Ich hielt vor der Treppe und sprang ab. Hier musste ich wenigstens keine Angst haben, dass irgendeiner mein Motorrad umfuhr.
In der Eingangshalle traf ich auf Mattia, der einen dicken Ordner schleppte.
„Oh hey kleiner Bruder." Der Ordner in seiner Hand kam mir bekannt vor.
„Hey Mattia." Sehr bekannt sogar. „Ist der aus Vaters Arbeitszimmer?"
„Ja." Mattia blickte auf den blauen Ordner. „Dad hat mich gebeten etwas nachzuschauen. Jetzt wollte ich ihn gerade wieder zurück bringen."
„Ah okay." Ich wollte an Mattia vorbei die Treppe nach oben gehen.
„Was hast du heute noch so vor?", wollte Mattia aber noch wissen.
„Nichts."
„Das kann nicht sein. Irgendwas musst du doch heute Abend noch machen." Mein Bruder lachte und sah mich an.
„Vielleicht geh ich auf so ne Party. Aber ich bin mir noch nicht sicher."
„Oh cool. Ich komm mit. Es wird Zeit, das wir als Brüder endlich mal wieder nen bisschen Spaß haben." Jetzt musste ich auch grinsen. Da hatte er Recht. Das könnte wirklich ganz lustig heute Abend werden. Vielleicht hatte diese Charity ja auch schon wieder vergessen, wer ich war.
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So, ich weiß gar nicht so genau, mit was ich euch jetzt gerade nerven soll XD
Ach: Hört euch mal Like the Dawn an. Das ist wirklich ein bezaubernder Song.
Liebst Troian
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Nur Über Meine Leiche, Mafiosi
Teen Fiction„Principessa! Jetzt mach schon die Tür auf. Ich will dir doch nichts tun." Letzteres ließ mich fast auflachen. Von wegen. Dieser arrogante, gemeingefährliche Mistkerl träumte doch sicher davon, mir eine Kugel durch den Schädel zu jagen. „Ah komm. Au...