Zauberwürfel

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Prompt: Zauberwürfel

P.o.V. Sola

Nico betrat, wie immer leicht verspätet, sein Büro bei Summoners Inn, das er sich mit Maxim, Kevin, Niklas und noch ein paar weiteren teilte.

Niklas, der ihn schon seit Tagen in den Wahnsinn trieb.

Eigentlich war es bei ihrem verrückten Haufen kein Wunder, dass es nie wirklich ruhig war, aber erst seit kurzem störte es ihn.

Nach dem letzten großen Systemabsturz in der Firma hatten sie eine Spieleschublade eingerichtet, zu der jeder ein Brett- oder Kartenspiel dazu steuerte. Johnny hatte einen Zauberwürfel mitgebracht, aber keinen normalen sondern eine Special Edition mit blinkenden Lichtern und Soundeffekten. Bis vor fünf Tagen hatte sich noch niemand für dieses Teil interessiert, und dann gab Niklas Computer den Geist auf, weil sein Windows mal wieder übelst rumspackte. Seitdem piepte, klickte und fluchte es an dem Tisch hinter Sola und er konnte sich kaum noch konzentrieren. An dem Schnitt eines Gameplays saß er neuerdings einen ganzen Tag, sonst würde er dafür höchstens vier Stunden brauchen. Den letzten King of Spandau hatte das Spandauer Inferno komplett verkackt, weil ihr ADC während der Pick & Ban Phase fast eingeschlafen war.

Die Arbeit, die er in der Firma nicht erledigt bekam, nahm er mit nach Hause und machte sie dort bis spät in die Nacht fertig. Oder er versuchte es zumindest, denn meistens schlief er totmüde über seinem Laptop ein.

Eigentlich konnte Nico nicht sagen, was genau ihn so sehr an dem neuen Spielzeug seines besten Freundes störte, schließlich schrie Maxim täglich durch das ganze Gebäude oder quatschte seine Kollegen aus purer Langeweile zu. Vielleicht störte es ihn, weil NiksDa sonst sein Ruhepol in diesem ganzen Trubel war? Oder vielleicht, weil der Ältere sonst immer ein offenes Ohr für ihn hatte und sofort erkannte, wenn etwas nicht in Ordnung war? Ja, sogar Max war mittlerweile aufgefallen, das etwas nicht stimmte und hatte ihn darauf angesprochen. Eine richtige Antwort hatte er von Sola zwar nicht bekommen, aber es zählte ja der gute Wille.

Der einzige, dem noch nicht aufgefallen war, das sein bester Freund mit den tiefen Augenringen und dem starren Blick aussah wie ein Zombie und quasi nur noch von seinem Kaffee aufrecht gehalten wurde, war Niklas selbst. Klar, wenn der Blick nur noch auf diesem Teufelswürfel lag und die einzigen Worte, die man mit seinem Tischnachbarn wechselte, ein gemurmeltes „Tag“ und ein ebenso abgelenktes „Bye“ waren, konnten einem solch unwichtige Nebensächlichkeiten natürlich entgehen.

Sola schlurfte zu ihrer Kaffeemaschine und dankte den Göttern, als er die volle Kaffeekanne erblickte. Mit der vollen Tasse machte er sich auf, wieder an seinen Schreibtisch zu schleichen. Die Augen auf seine Schuhe gerichtet, bemerkte er nicht, wie ihm jemand auf dem eigentlich recht breiten Flur entgegenkam. Zumindest bemerkte er ihn nicht bis er durch den plötzlichen Zusammenprall auf den Boden geworfen wurde und etwas schweres auf ihm landete. Perplex starrte Sola in die braunen Augen über ihm.

„Oh, Sola. Was machst du denn hier?“, fragte Niklas mit seiner sanften und so unendlich ruhigen Stimme. Eben diese Stimme und der unschuldige Blick ließen Nicos Sicherungen durchbrennen. Mit einem lauten Wutschrei rollte er sich so, dass er nun oben war und drückte seinen Freund an den Schultern auf den Boden.

„Was ich hier mache? Ich arbeite hier, oder hast du das etwa schon vergessen? So, wie du unsere Verabredung gestern vergessen hast? Bin ich dir wirklich so scheißegal?“

Nico schrie die Worte mit der ganzen angestauten Wut aus sich raus. Als Niklas ihn weiterhin nur verwirrt anblickte traten dem Jüngeren Tränen in die Augen. Schnell wendete er sich ab, diesen Triumph würde er ihm nicht gönnen. Aber natürlich hatte Niklas das verräterische Glitzern gesehen.

„Hey Kumpel, was ist den los? Rede doch mit mir. Komm mal her Großer“, flüsterte Niklas besorgt und zog Sola an sich ran. Dieser drückte sofort sein Gesicht in die Halsbeuge des Älteren und klammerte sich an ihn. Jetzt wo er die ganze Wut rausgeschrien hatte, spürte er den Stress und die Müdigkeit umso mehr. Niklas streichelte ihm mit einer Hand über den Rücken, mit der anderen kraulte er seinen Kopf. Schniefend, aber wieder beruhigter, bemerkte Nico, wie abhängig er sich doch von dem Blonden gemacht hatte. Fast so, wie von Kaffee und Salz, dachte er sich schmunzelnd.

Stichwort Kaffee, da war doch was. Hatte er nicht eben noch eine Tasse in der Hand? Abrupt löste er sich aus der Umarmung und bemerkte jetzt auch endlich die braune Brühe, die sich auf seinem grauen T-shirt,  NiksDas rotem Pulli, aber auch auf dem ganzen Flur ausbreitete.

„Bäh, wegen dir ist jetzt alles voll mit Kaffee“, meckerte Sola.

„Wegen mir? Das war dein Kaffee, was kann ich dafür, wenn du in mich reinrennst?“

„Ehm, es ist ja wohl ganz klar, dass DU in MICH reingerannt bist. Schau mich an, sehe ich so aus, als wäre ich tollpatschig?“

Gleichzeitig brachen die Beiden in lautes Gelächter aus. Nico hob die Brille auf, die neben ihm lag und schob sie seinem Besitzer zurück auf die Nase. Niklas lächelte dankbar und hob einen Gegenstand auf. Der Zauberwürfel.

„Niklas, kannst du mir bitte einen Gefallen tun und das Ding erstmal in der Schublade lassen?“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2017 ⏰

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