Kapitel 28- Noan

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Noan P.o.V

Nachdem wir das Treffen für den folgenden Tag verabredet hatten, sprachen wir noch lange über Gott und die Welt, bevor es zum Stundenende klingelte und wir wieder unsere getrennten Wege gingen. Was ich schade fand, liebend gern hätte ich mich noch länger mit Ben unterhalten. Aber wir hatten unterschiedliche Freundeskreise und eine Zusammenführung war aufgrund von Alex und seinem homophoben Verhalten nicht möglich. Apropos Alex, wollte er mich nicht heute abend vom Café abholen?

Suchend schaute ich mich nach ihm um und entdeckte ihn sogleich. Er stand rauchend an seinem Auto und starrte auf sein Handy, ohne auch nur einen Finger zu bewegen. Nachdenklich schritt ich auf ihn zu, nur zu oft fragte ich mich, was in seinem Kopf eigentlich ab ging.

„Hey Alter”, begrüßte ich ihn, doch er reagierte nicht. Vorsichtig stupste ich ihn an der Schulter an. Langsam richtete er sich auf und blickte mich betrügt an. „Kann ich mit dir reden?”, fragte er mit erstaunlich ruhiger Stimme und ich nickte verwundert.

„Nach der Arbeit?”, fragte ich besorgt und er nickte langsam. „Ich stehe um sechs vor dem Café”, murmelte er leise und ich nickte, bevor ich ihm noch winkte und dann in Richtung Café verschwand. Ich war schon zu spät, aber das verziehen Emma und Toni mir immer wieder.

Während der ganzen Stunden im Café dachte ich darüber nach, was Alex mir erzählen wollte. Ich grübelte und grübelte und schmiss dabei zwei Gläser um, verteilte Kuchen an die falschen Leute und fegte zwei mal die Dekoration vom Tisch.

Plötzlich stand Ben vor mir. „Was tust du hier ?”, fragte ich verwirrt und klang unabsichtlich ein bisschen schroff. Doch glücklocherweise ignorierte er das und beantwortete sachlich meine Frage: „Emma hat mich angerufen und gesagt, dass du ganz neben der Spur bist.”

Natürlich hatte sie das und der gutmütige Ben wollte mir helfen. „Also was ist?”, fragte er besorgt und ich schüttelte abwesend den Kopf. In meinem Kopf sprudelten Szenarios von denen ich nicht wusste, ob eine von ihnen vielleicht war sein würde. Würde ich meinen besten Freund verlieren? Das ging nicht, er hat mich durch meine schlimmen Zeiten getragen und aus dem depressiven Loch gezogen, in welches ich vor ein paar Jahren gefallen bin. Ich konnte nicht ohne ihn.

„Okey. Setz dich”, befahl Ben in einem Ton, dem man nicht widerspricht und dirigierte mich zu einem der Nischen. Dann winkte er Emma zu, die nickte und in der Küche verschwand.

Sanft klatschte er auf meine Wangen. „Ey”, brummte ich, doch spürte ich, wie es half. Ich beruhigte mich und die Wellen der Sorge in mir glätteten sich.

Auch Ben bekam das mit und setzte sich mir gegenüber auf die Bank. „Gut. Und jetzt erzähl mir was los ist”, sagte er mit beruhigender Stimme und schob mir eine heiße Schokolade hin, die ich dankend an nahm. Sie schien von Emma zu kommen.

„Alex will mit mir über etwas reden und ich weiß nicht was, aber es scheint ernst zu sein”, erklärte ich und sprach so schnell, dass es ein Wunder war, dass ich mich nicht verhaspelt hatte.

„Okey”, murmelte er langsam, „und du denkst die ganze Zeit darüber nach, was er dir sagen könnte?”

Zaghaft nickte ich und fragte mich, woher er das wusste. Ben schaute auf die Uhr an der Wand und auch ich tat es ihm gleich. Es war gerade sechs Uhr und meine Schicht war vorbei. Sofort wurde ich wieder nervös und trank meine Schokolade in einem Schluck aus.

„Ich glaube nicht, dass es so schlimm ist wie du denkst Noan und du wirst es ja jetzt erfahren”, versuchte er mich zu beruhigen. Er stand auf und auch ich sprang auf und zog meine Schürze aus. Schnell lief ich in den Personalbereich und zog meine Jacke an. Den Rucksack nahm ich in die Hand und verschwand wieder. Im Ladenbereich stand Benni noch wie angewurzelt und blickte mich aufmunternd an. Ich schritt auf ihn zu und wollte mich nur verabschieden, doch zog er mich in seine kleinen Arme und drückte sich fest an mich. Kurz verharrten wir so, bevor ich auch meine Arme um ihn legte. Aline hatte behauptet seine Umarmungen wären magisch und das waren sie tatsächlich auch. Denn ich wurde ruhiger, entspannter und konnte nun gelassener nach draußen gehen, und in Alexs Auto steigen.

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