Zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit kam ich an unserer Wohnung an. Ohne mich vorher mit einem Klingeln zu melden, öffnete ich die Hauseingangstür und lief die Treppe hinauf. Ich war ziemlich nervös, gleichzeitig aber auch sehr selbstsicher. Ich wusste, wo mein Fehler lag und, in welcher Hinsicht ich Recht hatte.
Ich schloss die Wohnungstür auf und trat ein. Zum Glück stand alles noch so, wie als ich gezwungenermaßen gegangen war. Ein paar ungeöffnete Pakete standen im Flur und vor meiner Zimmertür.
Charlott hatte gehört, dass ich gekommen war. Sie kam aus ihrem Zimmer, ohne mich mit ihrem starren Blick aus den Augen zu lassen. „Hey", sagte sie flüchtig. Miteinem Kopfnicken gab sie mir zu verstehen, dass wir ins Wohnzimmer gehen sollten.
Wir setzten uns gegenüber an den Tisch.
„Also..?" begann sie zu fragen.
Im Kopf ging ich nochmal meine zurechtgelegten Notizen durch und atmete tief ein und aus.
„Wie ich bereits angedeutet habe,werde ich für einen Monat vom Time Magazine sozusagen versetzt, in die USA." Ich machte eine kleine Pause, um ihre mögliche Reaktion einfangen zu können. Sie nickte kurz und zog ihre rechte Augenbraue hoch.
„Dort soll ich einen Schauspielerberuflich und privat begleiten, um einen Bericht für die Jubiläumsausgabe zu verfassen. Die besten Britischen Schauspielerwerden darin vorgestellt, beziehungsweise, der Artikel soll neue Einblicke in deren Leben zeigen."
„Das klingt.." ,sie presste ihre Lippen zusammen, „..wie eine große Chance."
Ich nickte und rang mir ein kleines Lächeln ab. „Das ist es, ja. Ich habe aber auch keine Wahl. Mir wurde die Aufgabe von meiner Chefin zugeteilt."
Sie sah mich an, als würde sie Verständnis zeigen. „Wer ist denn der glückliche Schauspieler?"
Mein Herz machte einen Ruck. „Tom Hiddleston... Ich schätze, dass ich nun einen Ruf weg habe."
Ihre Augen verdunkelten sich sofort wieder und der kleine Schimmer Verständnis und Freundlichkeit war verschwunden. „Wie passend." Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
„Es ist nicht so, dass ich das wollte. Tom und ich haben uns genau aus diesem Grund sozusagen getrennt. Er soll in Colorado für mehrere Monate einen Film drehen und diese Entfernung würde uns nicht gut tun. Deshalb haben wir unsentschieden, das alles erst einmal dabei beruhen zu lassen...", ich machte eine kleine Pause, damit meine Stimme nicht versagte. Diesentsprach nicht ganz der Wahrheit. Nicht wir hatten das entschieden, sondern er allein.
„...Doch nun wird er mich wahrscheinlich für einen Stalker halten, der nicht loslassen kann."Ich verzog mein Gesicht.
Charlott schnaubte. „Vielleicht ist dem auch so..."
Ich spürte Wut in mir aufkommen und zwang mich, sachlich zu bleiben. „Nein, Charlott, ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich möchte gar nicht in seinem Privatleben herumbohren, doch ich schätze, dass ich das nun muss. Wahrscheinlich habe ich das auch dir zu verdanken." Ich schaute sie enttäuscht an, sie zog ihre Braue erneut hoch.
„Ach ja?"
„Ja, weil du mich schließlich indiesem Interview mit der Klatschpresse komplett falsch dargestellt hast. Was hast du dir dabei eigentlich gedacht? War das eine Art von Rache?"
„Ich wollte, dass du weißt, wie es sich anfühlt, wenn man hintergangen wird und allein dasteht." „Und anscheinend hat es auch geklappt", fügte sie leise bei.
Das war genug. „Ich? Hintergangen?Charlott, es tut mir leid, dass ich deinen Geburtstag vergessen habe,doch ich habe dich nie absichtlich demütigen oder allein lassen wollen." Mir stiegen Tränen in die Augen, nicht, aus Reue, sondern aus Wut. „Und ja, ich gebe zu, dass ich dich vielleicht für eine Woche mal nicht wie die wichtigste Person in meinem Leben behandelt habe, weil ich mich verliebt hatte. Doch das rechtfertigt keinen Rufmord. Dir ist klar, dass ich das zur Anzeige bringen könnte?"
Charlott sah mich nicht länger an,starrte auf die Tischplatte. „Es schien mir richtig.."
„Nein, das war es nicht. Nur, weil du nicht gelernt hast, wie man ohne die Aufmerksamkeit von anderen überlebt, kannst du nicht wie ein Wirbelsturm alles um dich herum zerstören." Meine Stimme bebte. Sie sagte nichts.
Für einige Minuten saßen wir schweigend da. Als sich meine Stimme beruhigt hatte, ergriff ich erneut das Wort. „Ich kriege einen Bonus für diese Auslandssache,sogar im voraus. Für diesen Monat wird mir zusätzlich die Wohnung bezahlt. Ich möchte also, dass du ausziehst. Ich werde dir einen Anteil der Miete zurückerstatten und die Hälfte vom Bonus geben,damit du dir ein vernünftiges Studentenzimmer auf deinem Campus holen kannst. Ich kann mir auch ohne dich diese Wohnung leisten."
Mit großen Augen schrak sie hoch. „Du wirfst mich raus?"
„Ja. Es war von Grund auf falsch,mich von dir herumkommandieren zu lassen, da schließlich ich die Hauptmieterin bin. Ich denke, dass hiermit unser Abenteuer Fürs Erste endet. Ich weiß nicht, ob ich dir in nächster Zeit vergeben kann."
„Es war doch nur ein wenig Spaß!Niemand wird sich an das Interview erinnern in ein paar Wochen."
„Ja und es hätte einen erheblichen Schaden anrichten können. Ich hätte meinen Job verlieren können,aus Unprofessionalität. Ich hätte meine Glaubhaftigkeit verlieren können."
„Aber...-" Sie brach ab und begann zu schluchzen. „Wir sind doch beste Freunde..."
„Beste Freunde tun das nicht. Sie tun es schon gar nicht, weil sie sich einmal in über fünfzehn Jahren vernachlässigt gefühlt haben. Sie versuchen das verbal mit der Freundin zu klären und nicht diese in einen möglichen sozialen Ruin zu stürzen."
Allmählich schien sie zu verstehen.
„In 9 Tagen, also nächsten Freitag,geht mein Flug. Bis dahin möchte ich, dass du ausgezogen bist. Ich habe mich informiert, auf deinem Campus stehen noch genügend Zimmer in kurzer Zeit zur Verfügung. Ich lasse auch das Schloss ändern und streiche dich aus den Mietvertrag, nur als Information."
„Sind wir dann keine Freunde mehr?"Nun weinte sie richtig.
„Charlott, ich liebe dich und werde nie die schönen Momente mit dir vergessen. Du warst meine beste Freundin. Doch jetzt brauche ich Abstand. Ich kann dir auf diese Frage keine konkrete Antwort geben."
Sie stand auf und wischte sich dieTränen weg. Ich gehe dann mal meine Sachen packen. Bleibst du heute Nacht hier?
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich lasse dich hier alleine. Ich werde aber morgen kommen, da ich hier die meisten Unterlagen habe, die ich noch für meine Reise benötige.Wenn ich dann noch Zeit habe, helfe ich dir auch mit dem Packen."
„Okay, dann also bis morgen."
Ich verließ die Wohnung und ging auf die Straße.
Länger konnte ich die harte Fassade nicht aufrecht halten, ich brach zusammen.
Mir fiel es so schwer, meine einzigeBezugsperson hier in London zu verlassen.
Ich wusste aber, dass ich das Richtige getan hatte.
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The Dreams of Hope - Ist es die große Liebe? (Tom Hiddleston FF)
Novela JuvenilDas ist die Geschichte der jungen Emily Albrecht, die mit ihrer besten Freundin Charlott nach London zieht, um ein besseres Leben anzufangen. Kaum hat sie dort einen Job gefunden passiert etwas magisches: Emily lernt ihren liebsten Schauspieler Tom...