Die gleiche Triskele

Man sagt, dass es einen Menschen auf dieser Welt gibt, der für einen bestimmt ist. Nur einen. Einen einzigen. Seit der Geburt ist es festgelegt. Einige mögen die Vorstellung dieser unsichtbaren Kontrolle nicht, doch, wenn man diesen einen Menschen erst mal gefunden hat, glaubt jeder daran. Jeder fühlt es. Egal, ob seit der Geburt vorhergesagt oder Liebe auf den ersten Blick oder plötzliche Einsicht. Wenn man seinen Seelenverwandten findet, hat man es geschafft. Dann kann das Leben nur besser werden.

Auch ich glaubte daran.

Jedenfalls jetzt noch.

Viele Menschen glauben daran, dass das Zeichen, das an unserem 18. Geburtstag hinter unserem linken Ohr erscheint, besagt, wen wir einmal lieben werden. Es ist dasselbe Zeichen, das unser Seelenverwandter trägt. Auch wenn es etwas Übernatürliches ist und die Menschen normalerweise nicht an sowas glauben – Dämonen, Vampire, Werwölfe, die gibt es ja nicht wirklich –, dieses kleine Zeichen verändert unser ganzes Leben.

Ich blicke meinem 18. Geburtstag entgegen, seit meine Mom mir das erste Mal davon erzählt hat. Da war ich gerade mal fünf oder so. Es ist also schon eine Ewigkeit her. Aber in ein paar Tagen ist es endlich soweit.

Mein bester Freund Scott ist nur einen Monat vor mir 18 geworden und als die umgedrehte fünf hinter seinem Ohr aufgetaucht sind und sich nur eine Woche später herausgestellt hat, dass ein Mädchen aus unserer Klasse dasselbe Zeichen hat, hat sich sein ganzes Leben verändert. Allison Argent. Sie wohnt schon ungefähr genauso lange in Beacon Hills, wie Scott und ich – nämlich unser ganzes Leben lang. Die ganze Schulzeit sind sie blind aneinander vorbeigelaufen und plötzlich hat es gefunkt.

Ihr sagt das ist Blödsinn? Oder vielleicht nur Einbildung? Aber das Gehirn hat schon immer alles im Körper gesteuert. Miese Gedanken können sogar Krankheiten hervorrufen. Wieso soll so ein winziges Zeichen also nicht die kompletten Hormone durcheinanderbringen? Wenn man nur stark genug daran glaubt, ist doch alles möglich.

Jetzt sind sie gute drei Wochen zusammen und ich habe Scott nie so glücklich erlebt. Er ist immer noch er selbst, aber eben ein besseres, fröhlicheres Selbst.
„Du hast also deine Gefährtin gefunden?"

Scott hat uns alle eingeladen, nach seinem Feierabend in die Tierarztpraxis zu kommen. Wir hängen oft hier rum, auch wenn es sich extrem seltsam anhört.
Scott und ich, Lydia, Cora – obwohl sie heute nicht dabei ist – und jetzt auch Allison. Wieso Derek auf die Einladung eingegangen ist, weiß ich nicht. Er hasst mich. Und ich meine nicht nur ‚nicht wirklich mögen'. Derek hasst mich so richtig.
Scott grinst breit auf seine Frage und nickt. Er zieht Allison an sich und sie drückt ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ich kann nicht glauben, dass ich sie für 18 Jahre ignoriert habe. Ist das nicht total verrückt?"
„Ja, verrückt."

Derek gehört zu den wenigen Ungläubigen. Soviel wie in Beacon Hills dauernd abgeht, glaubt ziemlich jeder hier an das Übernatürliche. Dass Scott und Derek, sowie dessen ganze Familie, noch viel tiefer drin stecken, als wir anderen, wissen jedoch nur meine Freunde und ich. Wenn die Menschen herausfinden, dass es tatsächlich Werwölfe gibt, fänden sie das sicher nicht so toll wie die Sache mit dem Seelenverwandten.
„Ich werde auch bald 18! Und dann krieg ich auch mein Zeichen!"
Ich hatte es Scott und auch Lydia bestimmt schon drei Mal gesagt – nur heute. Aber ich bin eben aufgeregt.

„Nach deiner Meinung hat kein der gefragt", knurrt Derek mich an und verschränkt die Arme vor der Brust, „als würde sich irgendjemand in so einen Idioten verlieben."
Ich hab ja gesagt: Er hasst mich. Ich weiß, dass er mich hasst. Trotzdem tut es immer wieder weh, wenn er so gemein ist.

„Derek!", protestiert Scott und ich weiß, dass er mal wieder kurz davor ist, Derek rauszuschmeißen.
Wieso er ihn immer noch einlädt, weiß ich nicht. Vermutlich denkt er in seiner Naivität, dass Derek irgendwann aufhören wird, mich zu hassen. Aber das wird er nicht. Niemals.