Kapitel 1

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Calum's P.o.v.

Zitternd stand ich vor ihrem Grab. Gemma Anne Styles stand eingraviert auf dem Grabstein. Ich merkte wir mir eine Träne über die Wange lief. Ich hockte mich hin und starrte weiterhin den Stein an. Bilder schossen in meinen Kopf. Bilder von dem Unfall, Bilder von der Beerdigung. Harrys Gesichtsausdruck, wie er mich hasserfüllt anstarrt. Harry wie er nach der Beerdigung auf mich zukommt und anfängt auf mich einzuschlagen. Ich, wie ich es einfach geschehen lasse und mich nicht wehre, weil ich weiß, dass ich es verdient habe.

Mein Körper fing an zu beben. Mit aller Kraft versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.

"Es tut mir leid, Gemma. Es tut mir so unglaublich leid", flüstere ich in die Richtung des Grabes. Plötzlich fing es an zu regnen. Ich stand wieder auf und zog mir die Kapuze über den Kopf. Ich legte die rote Rose, die meine Hand zuvor umklammert hatte, auf das Grab und verließ den Friedhof.

Als ich im Bus saß überkamen mich die Schuldgefühle. Meine Hände fingen an zu zittern und jemand fragte mich, ob alles okay wäre. Ich ignorierte die Frage und stieg an der nächsten Bushaltestelle wieder aus. Ich wusste nicht wo ich war und ich wollte es auch nicht wissen. Ich wollte nur noch weg. Irgendwohin, wo mich keiner kannte. Wo niemand wusste, was ich getan hatte.

Am anderen Ende der Straße sah ich eine Gruppe von drei Mädchen. Plötzlich zeigte eine von ihnen auf mich. Ich lief so schnell ich konnte los, denn ich wusste, dass sie mir folgen würden. Doch was ich jetzt am wenigsten vertragen konnte waren irgendwelche hysterischen Fans, die Fotos machen und Autogramme haben wollten, und die Fragen stellen würden.

Es hatte bereits einen Tag nach dem Unfall in jeder Zeitung gestanden. Jeder wusste es. Jeder.

Auf Twitter las ich jeden Tag nur noch über Gemmas Tod und Fragen von den Fans. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich deaktivierte meinen Twitteraccount.

Als ich stehen blieb und hoffte, dass ich die Mädchen abgehängt hatte, klingelte mein Handy. Ich zog es aus meiner Hosentasche. Auf dem Display stand Lukes Name. Ich nahm ab und wartete bis er sich meldete: "Calum? Bist du dran?" "Sonst hätte ich ja wohl nicht abgehoben, oder?" Er ignorierte meine patzige Antwort und fragte dann: "Wo bist du?" "Das geht dich nen scheiß Dreck an." Mit diesen Worten legte ich auf und schob mein Handy wieder in die Hosentasche.

Ich wollte wirklich nicht so fies zu Luke sein, aber ich konnte nicht anders. Seid Wochen versuchte er irgendwie an mich ran zu kommen, doch ich blockte alles ab.

Im Krankenhaus hatte er mich jeden Tag besucht und versucht mich irgendwie abzulenken. Ich war ihm unglaublich dankbar dafür, auch wenn ich es ihm nicht sagen konnte.

Ein weiteres Problem war, dass ich früher immer der war, der immer gute Laune hatte. Egal was war. Für Michael, Ashton und Luke war die Situation ziemlich schwierig, denn sie kannten mich so nicht. Ich kannte mich selbst so nicht.

Ich wollte es ihnen nicht schwer machen und ihnen nicht zur Last fallen, aber genau das tat ich durch mein Verhalten. Trotzdem waren sie immer für mich da. Doch wie gesagt, ich wehrte jede Hilfe ab und wollte einfach nicht an das denken, was passiert war.

Doch ich konnte die Gefühle und Gedanken nicht unterdrücken.

Ich konnte meine Gedanken nicht mehr hören und packte meine Kopfhörer aus der Hosentasche und machte Musik an. Ich war wieder auf dem Weg zu Bushaltestelle, denn langsam war es Zeit nach Hause zu fahren.

Ich merkte jedoch nicht, dass die drei Mädchen vor denen ich weggelaufen war mir folgten.

Erschrocken drehte ich mich um als mich jemand an der Schulter antippte. Wie schon erwartet standen die Mädels mit ihren Handys vor mir und machen Fotos. Ich zog meine Kopfhörer wieder aus und starrte sie fassungslos an: "Was wollt ihr von mir?" Die Mädchen schauten mich grinsend an und eine sagte lachend: "Na was wohl? Fotos und Autogramme?!" "Gibt's heute nicht." Jetzt starrten die Mädchen mich fassungslos an. "Ist bestimmt wegen dem Autounfall und Gemma...der beruhigt sich schon wieder", flüsterte die eine der anderen zu, doch ich hörte es trotzdem.

Plötzlich packte mich die Wut und ich schrie die drei Mädchen an: "Ich beruhige mich nicht, verstanden? Sucht euch ein verdammtes Leben und lasst mich in Ruhe!" Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging weiter zum Bus.

Als ich einstieg zog ich die Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht, denn ich hatte Angst wieder entdeckt zu werden.

Als ich den Wohnungsschlüssel ins Schloss von Ashtons, Michaels, Lukes und meiner WG steckte, öffnete jemand von innen die Tür, noch bevor ich sie öffnen konnte. Vor mir stand Ashton, der mich erleichtert anschaute und in den Arm nahm: "Ich hab mir Sorgen gemacht, Cal!" Ich schubste ihn weg und verschwand in mein Zimmer. Im Flur drehte ich mich noch ein mal kurz um. Ashton schaute auf den Boden, seinen Gesichtsausdruck konnte ich jedoch nicht erkennen.

Als ich in meinem Zimmer ankam schloss ich die Tür hinter mir und ließ mich aufs Bett fallen.

Wieder tauchten die ganzen Bilder in meinem Kopf auf. Ich konnte meinen Tränen nicht mehr standhalten, drehte mich auf den Bauch und schluchzte ins Kissen.

Jemand klopfte an die Tür, doch ich hatte keine Kraft um zu antworten. Die Tür wurde geöffnet und jemand setzte sich neben mich auf mein Bett. Ich spürte, wie die Person seine Hand auf meinen Rücken legte und dieses mal wehrte ich es nicht ab.

"Hey, ich weiß, dass du nicht reden willst, aber ich will nur, dass du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Auch mit den anderen Jungs. Wir sind immer für dich da." Es war Ashton. Ich erwiederte nichts. Ich weinte einfach weiter und Ashton blieb neben mir sitzen. Irgendwann stand er wieder auf und verließ das Zimmer. Wenige Minuten später kam er wieder und stellte etwas auf meinen Tisch: "Wenn du Hunger hast oder so, dann sind hier Pfannekuchen", sagte er sanft.

The FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt