Es war ein sonniger Frühlingsmorgen. Der Großteil der Gruberfamilie saß auf ihrem Frühstücksterrasse und genossen die Morgensonne und den friedlichen Ausblick auf die Berge.
"Ist das schön. So ein friedlicher Morgen ohne Streit und Telefon.", sagte Lisbeth und nahm ihre Kaffeetasse.
"Eigentlich fehlt jetzt nur noch der Papa und die Susanne mit den Kindern.", pflichtete Lilli bei.
Und schon kam der Vermisste gähnend den Abhang herunter.
"Guten Morgen, Hans. Du siehst müde aus. Hat euch die Prinzessin wieder nicht schlafen lassen?" fragte sein Bruder Martin.
"Nix Prinzessin, eher Hexe. Sophia hat uns heute Nacht keine Sekunde schlafen lassen. Ständig hat sie geweint. Nix rumtragen hat geholfen. Trinken wollte sie auch nichts. Susanne ist schon total verzweifelt. Als ich jetzt gefahren bin, hat die Kleine leichtes Fieber bekommen. Susanne wollte gerade Wadenwickel machen. Martin, vielleicht kannst du später mal."
"Kein Problem Hans, ich schau später im Gasthof vorbei. Lilli, soll ich dich mitnehmen?", fragte Martin seine Tochter und machte sich auf den Weg zum Haus.
Lilli sprang auf, nahm noch einen Schluck von ihrem Orangensaft. Sie gab ihrer Oma und ihrem Vater Hans einen Kuss und folgte ihrem Vater Martin.
Ja, Lilli hatte zwei Väter und nein, Hans und Martin sind nicht schwul. Martin hatte eine kurze Affäre mit Hans Frau Sonja. Das er, Martin der leibliche Vater von Lilli war, kam erst nach Sonja's Tod ans Licht. Zum Wohle der damals elfjährigen hatten sich die beiden Brüder zusammengerauft und lebten nun mal mehr, mal weniger harmonisch auf dem Familien-Hof.
Lilli saß auf dem Beifahrersitz des grünen Mercedes, den Martin leihweise von seinem Freund und Kollegen Dr. Roman Melchinger erhalten hatte und sah aus dem Fenster.
"Du bist so still, Süße. Ist alles in Ordnung bei dir?"
"Ja, eigentlich schon. Ich weiß, dass ich kein Recht habe mich zu beschweren, aber manchmal fühle ich mich so allein. Oma ist mit dem Hof beschäftigt. Papa muss sich um Susanne und das Baby kümmern und hat zusätzlich noch die Arbeit auf dem Hof. Und du trauerst noch der Lena hinterher."
"Und da hast du das Gefühl zu kurz zu kommen. Ach Lilli, es ist grad keine leichte Zeit für uns alle. Und es tut mir sehr Leid, dass wir dich dabei vernachlässigte haben. Wie wäre es, wenn wir beide am Samstag was unternehmen?", fragte Martin um seine Tochter glücklich zu machen.
"Nur wir beide?", wollte Lilli mit einem Strahlen in den Augen wissen.
"Ja, nur wir beide. Ich habe keine Bereitschaft und ich frag Roman, ob er für Notfälle einspringen kann. Der Tag gehört ganz dir. Du darfst dir aussuchen, was wir machen."
"Danke Martin, dass ist eine super Idee. Und ich weiß auch schon was wir machen. Bügel schon mal deinen besten Anzug.", grinste Lilli, als sie aus dem Wagen stieg.
"Oh Gott, auf was hab ich mich da eingelassen?", murmelte Martin als er den Wagen wieder startete.
Als Martin das Schulgelände verlassen hatte, nahm er die Freisprecheinrichtung seines Handys und rief seinen Praxisvorgänger und Freund Roman an.
"Guten Morgen Roman, ich bin es. Du hör zu, ich komme heute etwas später in die Praxis. Ich muss erst bei Susanne vorbei schauen. Die Kleine scheint krank zu sein.", sagte Martin, als er Richtung Gasthof Wilder Kaiser fuhr.
"Kein Problem. Momentan sind noch keine Patienten da. Fräulein Schneider und ich werden schon die Stellung halten. Grüße Susanne und die Kleine von mir."
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Tanja
FanfictionDer Bergdoktor / Eine schicksalhafte Begegnung könnte das komplette Leben der Grubers auf den Kopf stellen. #bergdoktor #derbergdoktor