Ein aufregender Abend

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Oh, mann ich war wieder viel zu spät dran. Ich machte mich noch schnell im Bad zurecht und im vorbei laufen erhaschte ich noch einen kurzen Blick in den Spiegel.
"Naja, muss so gehen", fuhr nochmal kurz mit den Händen durch meine Haare, nahm meine Tasche, meinen Schlüssel und ging aus der Tür. Zog die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Dann ging ich die Treppe hinunter und aus der Haustür hinaus, stieg auf mein Rad das ich dort stehen hatte und machte mich auf den Weg. Gottseidank war mein Ziel nur unweit meiner Wohnung, sodass ich schon bald mein Ziel erreichte.
Schloss Gymnich, ein Schloss nahe der Stadt Erfstadt. Die ab 1354 errichtete Burg die stätig erweitert wurde bis zu ihrem heutigem Aussehen.
Seit ca. einem halben Jahr hatte Gymnich einen neuen Besitzer. Eine Musiker Familie wandelte nun durch die altehrwürdigen Hallen. Ich bog von der Hauptstraße in die kleine Seitenstrasse ein die zum Haupteingang führte. Vor dem Tor standen einige Mädchen, die versuchten einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen und eventuell ein Foto oder ein Autogramm zu bekommen. Teilweise beunruhigten mich diese Fangirls. Einige waren recht nett und ruhig, andere wiederum laut und aufdringlich. Mir war dieser Hype eher suspekt.
Endlich kam ich am grossen Eisentor an, stieg vom Rad und drückte den Rufknopf und hörte wie sich das grosse schwere Tor öffnete. Ich ging hindurch und hinter mir schloss sich das Tor wieder. Ich schwang mich wieder auf mein Rad und fuhr den langen Weg zum Haupteingang des Schlosses entlang. Dort angekommen stellte ich mein Rad ab und lief zum Personaleingang, um dann zum Umkleideraum zu spurten, mich umzuziehen und auf die letzte Minute in der Küche anzukommen. Dort standen schon alle bereit zur allgemeinen Besprechung, die täglich stattfand.
Marie war die Housekeeperin von Schloss Gymnich und meine Vorgesetzte. Sie war ein freundlich, fast mütterlich und wie eine Mama für mich. Ich war seit 3 Monaten in Schloss Gymnich und war für den Bereich der Küche und der Gästezimmer verantwortlich.

"Heute Abend ist ein grosser Empfang mit ca. 100 Gästen, erklärte Marie. Es werden Leute aus dem Managementbereich, Konzertveranstalter und der Plattenfirma von Familie Kelly hier sein. Wir haben noch einiges vorzubereiten. Es wird verschiedene Canapes und Fingerfood geben. Und im grossen Saal muss noch das Büffet aufgebaut werden.
"Lilly! Marie schaute zu mir, du wirst heute Abend mit Susa und Celeste Getränke reichen. Ihr kümmert euch auch um den grossen Saal, das alles hergerichtet ist".
Susa, Celeste und ich nickten Marie zu um ihr zu signalisieren das wir verstanden hatten.
"Noch irgendwelche Fragen?, schaute Marie fragend in die Runde." "Okay, dann an die Arbeit."
Alle wussten was zu tun ist und alle verteilten sich um ihren Aufgaben nachzugehen.
Susa, Celeste und ich gingen hoch in den grossen Saal, der direkt an die grosse Eingangshalle anschloss.
"Hast du schon mal den Jimmy gesehen?, fragte Susa? Der ist so hübsch!"
"Also, ich finde Joey ist total hot", kicherte Celeste.
"Und du? Wer ist dein Favorit, Lilly?", fragte Susa mich grinsend und beide schauten mich erwartend an.
"Ich kenne nur Maite. Sie kommt ab und zu mal in die Küche zum quatschen. Sie ist wirklich nett und sehr quirlig. Ein echter Sonnenschein! Die anderen habe ich noch nie persönlich gesehen. Ich bin ja auch noch nicht so lange hier und die Familie war bis vor 2 Wochen ja auch noch auf Tour," gab ich zur Antwort.
"Bestimmt ist John dein Typ!", grinste Celeste.
"Hmmmm! Ich lass euch die Jungs. Ich hab kein Interesse an ein Groupie-Dasein. Musiker haben doch in jeder Stadt mindestens 10 Mädels am Start, sagte ich, zog meine Schultern hoch und drehte mich um".
Der grosse Saal wirkte sehr mondän. Hohe Decken die mit Stuck verziehrt waren. 2 weiße Breite Türen die zum einen zur Eingangshalle führten und zum anderen in den Westteil des Schlosses, in dem unteranderem die Küche und einige Angestelltenzimmer lagen. Manchmal, wenn es spät wurde blieb ich die Nacht über auf Gymnich. Der Weg hoch zur Hauptstrasse war sehr schlecht ausgeleuchtet und ein bischen Angst hatte ich dann doch. So allein auf dem Fahrrad.
Neben der Tür zum Eingangsbereich war eine riesige Fensterfront die über die komplette Wand verlief. Es waren Bodentiefe Fenster die von weissem Holz umrahmt waren. Die beiden mittleren Fenster liessen sich öffnen und man konnte in die wunderschöne Parkanlage sehen.
An den Wänden, die eine lindgrüne Tapete hatte, hingen Porträts ehemaliger Besitzer von Schloss Gymnich.
Ich musste grinsen, als ich mir vorstellte wie in hundert Jahren Menschen durch diesen Raum gehen und auf ein Bild der Kelly Family blickten.
Der Boden war aus hellem Parkett in dem man dunkle Intarsien entdeckte. Wenn man den Raum betrat fiel der Blick zuerst auf den grossen Kamin an der gegenüberliegenden Wand. Er war aus weissem Mamor und hatte wunderschöne runde Verziehrungen rechts und links.
An der Wand unterhalb der Ahnenporträts stand ein barockes Sofa, zwei hohe Lehnstühle links und rechts daneben, die aus dunklem Holz bestanden und mit lindgrünem Samt bezogen waren. Davor stand ein barocker Tisch aus dem gleichem Holz.
An der letzten Wand stand ein alter dunkler Schrank und eine hohe alte Standuhr mit einem goldenen Zifferblatt und einem goldenen schwerem Pendel.
Ich ging zum Schrank, holte ein paar Tischdecken heraus und legte sie auf die lange Tischtafel, die der Hausmeister schon aufgestellt hatte. Der Florist brachte die Blumendeko vorbei die wir auf die Tische verteilten.
Dann holten wir unzählige kleine Teller, Besteck, Weingläser, Sektgläser, Wassergläser hervor, die wir putzten und mit auf die lange Tischtafel stellten.
Celeste und Susa quasselten die ganze Zeit über die beiden Typen, Joey und Jimmy, wie süss sie sie fanden und wie sie sich ein Date mit ihnen ausmalten. Ich war total genervt.
"Könntet ihr vielleicht mal aufhören von diesen beiden Typen zu reden?"
"Ach Lilly, sagte Celeste augenzwinkernd und legte ihre Hand dabei auf meine Schulter, wir verkuppeln dich mit John und dann wirst du auch etwas entspannter!"
Susa und Celeste grinsten mich an.
"Damit ich dann vielleicht irgendwann mit euch verwandt bin und mir euer gequatsche noch weiter anhören muss? Nein, danke ich verzichte." Ich schaute die beiden ernst an und dann lachten wir alle drei laut los.
Manchmal nervten sie schon, aber ich mochte sie.
Irgendwann hatten wir unsere Arbeit geschafft und noch etwas Zeit um in der Küche eine Kleinigkeit zu essen.
"Marie, hast du noch was leckeres für uns? Ich hab so einen Hunger, das glaubst du nicht", ich schaute Marie mit einem bemitleidenswerten Blick an.
"Ich hab extra was leckeres gekocht!" Marie nahm 3 Teller aus dem Schrank und rührte in einem Topf der auf dem Herd stand.
"Irish Stew", sagte sie, füllte uns die Teller und gab jedem von uns einen.
"Guten Appetit", lächelte sie freundlich.
"Mhhhh! Marie das ist göttlich!", sagte ich mit vollem Mund.
"Hallo!" Die Tür ging auf und Maite kam rein. "Oh, gibt es hier Irish Stew?" Sie reckte ihren Hals über den Tresen und schaute in den Topf. "Kann ich wohl auch ein Teller davon haben?", fragte sie erwartungsvoll.
"Natürlich!", sagte Marie und holte noch einen Teller aus dem Schrank den sie füllte und Maite hinstellte.
"Schmeckt genauso wie in Irland. So lecker!", schmatzte Maite genüsslich.
"Lilly, wie geht's dir?, fragte mich Maite mit vollem Mund.
"Gut! Und dir? Wie lief eure Tour?", fragte ich zurück?
"Oh, sehr gut, aber man ist immer wieder froh nach Hause zu kommen."
Ich schaute zur Uhr.
"Maite, ich würde gerne noch etwas mit dir plauschen, aber ich muss mich für den Empfang nachher noch fertig machen. Ich bin wieder viel zu spät!"
"Kein Problem", sagte Maite in ihrer unnachahmlichen quirligen Art.
"Danke Marie für das richtig leckere Essen!", ich gab Marie einen Kuss auf die Wange und lief in die Umkleideräume um mich dort frisch zu machen. Ich zog einen dunklen Rock, eine Strumpfhose, eine weisse Bluse und dunkle flache Schuhe an. Meine Haare band ich streng zusammen und trug dezentes Make up auf.
Susa und Celeste kamen auch um sich frisch zu machen.
"So, Mädels kann es los gehen?", fragte Susa.
Wir schauten noch ein letztes Mal mit prüfenden Blick in den Spiegel.
"Ja, kann losgehen!, sagten Celeste und ich.
Zusammen gingen wir in den grossen Saal um noch die restlichen Kleinigkeiten zu erledigen. Susa ging vor den Eingang um zu schauen ob die Fackeln, die den Eingangsbereich säumten, schon brannten.
Das Essen stand schon auf den Tischen bereit, die Küche hatte es hochgebracht. Ich liess einen letzten Blick darüber schweifen. Es gab kleine Hackbällchen, Gemüsestreifen mit Kräuterdip, Canapes mit Lachs, mit Forelle, mit hauchdünnem Rindfeisch, mit Käse in allen Variationen, Cousous Salat aus kleinen Gläsern. Außerdem gab es noch verschiedene Brotsorten, einen Obstkorb und Nachtisch in kleinen Bechern Art Mousse a Chocolat mit Frucht.
Ich zündete noch die Teelichter an, die wir ringsherum überall verteilt hatten. Susa und Celeste befüllten noch die letzten Gläser.
Herr Kelly senior kam gestützt von John die grosse gebogene dunkle Treppe, die mit einem rotem Teppich belegt war, herunter.
"Guten Abend die Damen!, sagte Herr Kelly. Sie sehen bezaubernd aus!"
"Danke schön, Herr Kelly. Sie aber auch", lächelte ich.
"Ach, nun schwindeln sie aber!", lachte er und John lächelte mich an und deutete mit seinen Augen ein "Danke" an.
Ich denke sein Vater erfuhr, seit seinem 2. Schlaganfall, nicht mehr soviel Zuspruch außerhalb der Familie. Er war nicht mehr in der Lage lange außerhalb von Gymnich unterwegs zu sein, geschweige denn den stressigen Touralltag zu bewältigen.
Wir sahen das erste Auto die Einfahrt hochkommen und stellten uns mit unseren Tabletts, mit Sekt und Orangensaft, unterhalb der Eingangstreppe um die Gäste zu begrüßen.
Gut das der Schotterplatz vor dem Haus so gross war, sodass die Autos bequem dort parken konnten.
Nach und nach stiegen die Gäste aus und kamen auf die Eingangstreppe zu.
"Guten Abend!, begrüsste ich die Gäste. Darf es ein Sekt oder ein Orangensaft zur Begrüßung sein?", fragte ich freundlich.

I Feel Love ( Michael Patrick Kelly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt