“Durchschnittlich. Normal. Langweilig. Das sind Worte, mit denen man uns beide beschreiben kann. Und jetzt schau dir mal Sheila an. Queen der Schule. Warum sollte sie dich jemals auch nur mit dem Arsch anschauen?“, fragte ich, während ich mir den nächsten Löffel Eis in den Mund steckte.
“Oh bitte. Sieh dir nur mal die ganzen Teenie Filme an. Da passiert sowas ständig“,erwiderte Josh entspannt. Obwohl er bereits bei der 75. Liegestütz angekommen war, zeigte er keinerlei Zeichen von Anstrengung. Doch das überraschte mich nicht mehr. Bereits seit einem halben Jahr trainierte er, um es nächste Saison endlich in das Footballteam der Schule zu schaffen, nachdem es die letzten Jahre nie geklappt hatte. Mittlerweile sah man ihm das viele Training deutlich an, allerdings versteckte Josh seinen gestählten Körper gerne unter ein wenig zu großen Sweatshirts, was ich ziemlich schade fand. Jedoch würde ihn Sheila vielleicht ja doch mal wahrnehmen, wenn er ein bisschen mehr auf sein Äußeres achten würde, immerhin war er eigentlich ein gut aussehender Kerl. Deshalb kritisierte ich seinen Klamottenstil nicht.
“Manchmal frage ich mich echt, wer von uns beiden hier das Mädchen ist“, lachte ich und versenkte den Löffel erneut in meinem Cookie Dough Eis.
Josh, der mittlerweile mit seinen 100 Liegestütz fertig war, setzte sich auf und warf mit anzüglich gehobenen Augenbrauen einen ausgiebigen Blick auf mein Dekolleté und blickte dann auf seine durchtrainierte Brust.
“Ich bin's nicht“, verkündete er dann.
Lachend boxte ich ihm in den Bauch, woraufhin ich mit einem Wimmern meine schmerzende Hand hielt, er jedoch nicht mal mit der Wimper zuckte.
Er rappelte sich auf, um sein Workout an der Klimmzugstange, die er im Türrahmen angebracht hatte, fortzusetzen, während ich den jetzt leeren Eisbecher in die Ecke warf und mein Handy aus der Tasche zog.
Mit einem missbilligenden Blick auf den leeren Eisbecher meite Josh: “Ein bisschen Sport würde dir auch mal gut tun, meine Liebe.“
“Nur weil du jetzt so sportfanatisch bist, heißt das nicht, dass ich das auch machen muss. Ich bin stolz auf diesen Speck hier“, erwiderte ich und nahm die kleine Speckrolle die sich im Sitzen gebildet hatte zwischen zwei Finger. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, aber die Bemerkung hatte mich gekränkt. Josh war mein bester Freund und wir trietzten uns die ganze Zeit und warfen uns lustig gemeinte Beleidigungen an den Kopf, also war ich das gewohnt, jedoch hatte Josh damit meinen wunden Punkt getroffen. Ich war selbst nicht gänzlich zufrieden mit meiner Figur, weswegen dieser Satz besonders schmerzte.
Josh lachte und sagte zwischen zwei Klimmzügen: “Klar. Frauen sind wie Frühstück. So ganz ohne Speck ja irgendwie auch langweilig.“
Dann ließ er sich wieder auf den Boden fallen und verkündete: “Ich muss jetzt noch eine Runde joggem gehen. Ich nimm mal an, du willst mich nicht begleiten?“
Ich strahlte ihn an und umarmte ihn, weil dieser Satz mein Selbstwertgefühl wieder ein wenig aufpoliert hatte.
“Danke für die Einladung, aber ich passe. Ich hab noch Muskelkater vom Treppensteigen gestern.“
Mit einem halb belustigten, halb abfälligen Schnauben löste er sich von mir und zog seine Laufschuhe an. Als er daraufhin aufstand, zog er mich zu sich und warf mich über seine Schulter, woraufhin mir ein Schrei entfuhr.
“Na, dann bring ich dich besser mal nach Hause“, meinte er vergnügt und schlenderte mit mir zur Tür hinaus.Als ich schließlich Zuhause in meinem Zimmer angekommen war, warf ich mich mit einem Seufzen auf mein extra breites Bett. Josh hielt immer noch an seiner Schwärmerei für Sheila fest. Was er an ihr fand, was mir allerdings wirklich ein Rätsel. Natürlich, sie sah gut aus. Manche (Josh) sagten sogar unfassbar gut. Klar, sie hatte einen Körper wie eine Barbie. Manche (Josh) sagten sogar, sie hätte den perfekten Körper. Selbstredend hatte sie Haare, die aus einem Shampoowerbespot kommen könnten. Manche (Josh) sagten sogar, es wären die schönsten Haare, die sie (er) je gesehen habe.
Ich rollte mich aus dem Bett und stellte mich vor den Spiegel, der an meiner Tür hing und betrachtete die Hanna die mir daraus entgegen blickte.
Mein Gesicht war im Grunde genommen ganz hübsch, jedoch ein wenig breit, was ich meinen Hamsterbäckchen zu verdanken hatte. Auch standen meine Augen ein klein wenig zu weit auseinander. Aber alles in allem war das schon okay.
Mein Körper. Ugh. Das war definitiv meine größte Schwäche. Ich war nicht dick, aber eben auch nicht wirklich dünn. Hier und da hatte ich einige Fettpölsterchen, die nun wirklich überflüssig waren und ein flacher Bauch war auch was anderes. Dafür hatte ich 'Titten und Arsch', worauf Jungs allgemein bekannt ja ziemlich abfuhren. Trotzdem würde eine Diät nicht schaden. Gleich morgen würde ich anfangen.
Mein Blick wanderte weiter zu meinen Haaren und ich seufzte gleich noch einmal. Für meine wilde Naturlocken bekam ich unzählige Komplimente, jedoch hatte ich mich immer noch nicht ganz mit ihnen angefreundet. So viel Volumen sie auch hatten, so schnell sahen sie auch ungepflegt aus. Am einen Tag waren sie wunderschöne definierte Engelslöckchen und am nächsten Tag sahen sie aus, als hätten Krähen auf meinem Kopf genistet.
Mit Sheila konnte ich mich auf jeden Fall nicht mal annähernd messen. Doch anstatt jetzt im Selbstmitleid zu versinken, konzentrierte ich mich auf die positiven Aspekte. Ich war nett, witzig, treu und eine gute Zuhörerin. Und außerdem war ich bereits Joshs beste Freundin und kannte ihn in und auswendig. Großer Vorteil Sheila gegenüber. Zudem wollte ich was von ihm und wusste immerhin, dass Josh existierte, damit hatte ich Sheila schon einiges voraus.
Jetzt musste eben genannter nur noch erkennen, was für eine fantastische feste Freundin ich wäre. Nur wie sollte ich ihm das begreiflich machen?
Während ich nachdachte, ließ ich den Blick durch mein unordentliches Zimmer schweifen, bis er an meiner DVD Sammlung hängen blieb. Genauer an den drei Staffeln meiner Lieblingsserie. Faking it. Ich las den Titel wieder und wieder, bis schließlich ein Plan in meinem Kopf Gestalt annahm.
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Real Fake Love
RomanceHanna steht auf Josh, ihren besten Freund. Josh steht auf Sheila, das beliebteste Mädchen der Schule. Ein Plan muss her. Ein Buch über eine gefakete Beziehung, um Sheilas Aufmerksamkeit zu erregen (Josh) und um Josh zu zeigen was für eine tolle fe...