Er saß am Ufer eines Sees. Seine Beine hatte er angewinkelt und seine Hände lagen locker auf seinen Knien, welche leblos herunterbaumelten. Ein zerknitterter Zettel drohte aus seiner Linken herauszufallen, doch ihn interessierte es nicht. Sein Rücken berührte die kalte Rinde des Baumes, an welchen er sich anlehnte. Ein eiskalter Wind wehte ihm die Haare ins Gesicht, die dort kleben blieben. Sein Kopf war gesenkt und an seinen Wangen rannen feine Tränen hinunter. Er hatte die Augen fest zugekniffen und leise Schluchzer verließen seine Lippen. Von außen wirkte er zerbrechlich und sein Anblick würde jede Person mitfühlen lassen. Doch hier war keiner, er war alleine. Nur die kalte Herbststimmung leistete ihm Gesellschaft, indem sie seine kleine Gestalt drohte einzufrieren und mit leblosen braunen Blättern zuzudecken. Der Wind wurde nun von Sekunde zu Sekunde stärker, denn ein Unwetter zog auf und machte sich über dem verlassenen Ort breit. Es sah für Yoongi so aus, als hätte sich das Gewitter in seinem Inneren einen Weg nach außen verschafft. Denn er war alles andere als zerbrechlich, in ihm wütete ein gewaltiger Sturm, der alles zugrunde schlagen und von Nichts und Niemandem beruhigt werden konnte. Yoongi wusste nicht mehr weiter. Sein innerer Sturm brachte ihn immer weiter zur Verzweiflung. Es sah so aus, als würde sich seine Rettung immer weiter entfernen und es für ihn bald keinen Ausweg mehr gibt. Der Zettel, der sich in der vor Kälte zitternden Hand befand, war nicht der Auslöser für seine jetzige Situation, nein, es war nur ein weiteres Puzzleteil, das im Gesamten sein eigenes Bild der Vernichtung darstellte. Keiner konnte sagen, wie viele Teile noch fehlten, damit sein Entsetzen vollständig ausgefüllt würde. Doch jeder sah, dass dazu nicht mehr viel fehlte. Der Blonde blieb weiterhin so sitzen. Seine Gedanken waren wirr und würden für andere Personen keinen Sinn ergeben, doch er verstand sie. Der Text erzählt die Geschichte. Das Gefühl beschreibt die Wahrnehmung. Der Rhythmus hält am Leben. Doch die Melodie überbringt die Botschaft. Wie auf Knopfdruck leerten sich seine Gedanken. Yoongi stand auf, putze sich den Dreck von der schwarzen Hose ab und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Über ihm grollte ein Donner, weshalb er kurz zusammenzuckte. Emotionslos wischte er sich die verklebten Tränen aus dem Gesicht und fing an los zu gehen. Er musste schnellstmöglich nach Hause, wenn er unbeschadet ankommen wollte. Langsam fing es an dicke Tropfen zu regnen, die schnell immer mehr wurden. Sein Schritt beschleunigte sich und er rannte nun so schnell er konnte. Sein Kopf war nun leer und jegliches Gefühl verdrängt, doch seine Beine schrieben einen unsichtbaren Text, während er den Park hinter sich ließ.
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Melody I Yoonmin
FanfictionYoongi ist am Verzweifeln, seine Welt droht zu verstummen und farblos zu werden.. gibt es noch Hoffnung? Findet er einen Sinn zum Leben?