| Prolog einer Creepy Pasta |

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"Aufhören ... Hört auf, lasst mich in Ruhe! Ich habe euch nichts getan!", schrie sie, während sie verzweifelt die Straße entlang rannte.
Die Häuser zu beiden Seiten wirkten verhüllt und schwarz, nur hasserfüllte Augen und weiß blitzende Zähne waren durch die zerbrochenen, dreckigen Scheiben zu erkennen. Sie rannte weiter, versuchte den Blicken dieser hämischen und zugleich wütenden und verabscheuenden Augen zu entkommen. Vergebens. Hinter sich hörte und spürte sie die näher kommenden Schatten, welche sich über den zerbröckelten Asphalt schlängelten und sie zu greifen versuchten. 'Nein, ich will so nicht enden. Nicht hier, nicht so!', dachte sie angsterfüllt, während sie panisch um ihr Leben rannte.
Sie wurde langsamer, war am Ende ihrer Kräfte. Ihr Atem, nichts weiter als ein stoßartiges, unregelmäßiges Keuchen. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Sie wusste, dass es ihr Ende war, doch trotzdem wollte sie nicht aufgeben. Sie stolperte weiter die Straße entlang, welche sich bis zum Horizont weiterhin geradeaus zog, genau wie die Häuser am Straßenrand. Es schien kein Ende zu nehmen. Sie fiel erschrocken schreiend über einen Stein, welcher im Weg lag und den sie nicht bemerkt hatte und ging kraftlos zu Boden.
Erschöpft blieb sie aus dem harten, heißen Boden liegen. Die Augen nur halb geöffnet, zum Himmel schielend, welcher sich wie ein roter Schleier über die Stadt zog. Die Hitze des Bodens wurde verdrängt von plötzlicher Kälte. Sie schluckte, was ihr schwer fiel, da ihre Kehle vor Angst wie ausgetrocknet war. Ohne richtig hinzusehen, wusste sie, dass die Schatten sie umzingelt hatten. Sie hörte Getuschel, Beschimpfungen und Geflüster. Stumm liefen einzelne Tränen ihre Wange hinab, ohne dass sie es verhindern konnte. Dann wurde sie ruckartig an den Haaren nach oben gezogen. Sie schrie und schlug aussichtslos um sich. "Ich sagte, haut ab! Verschwindet ihr Mistviecher! Verschwindet aus meinem Leben und kommt nie wieder!", schrie sie laut und hielt derweil krampfhaft die Augen geschlossen, um wenigstens einen Teil der Tränen zurückzuhalten.

"Ann, sei ruhig! Was redest du da? Beruhig dich und mach nicht so ein Theater!", sagte eine strenge, belehrende Frauenstimme.
Langsam öffnete das Mädchen die Augen und sah sich um. Die Straße und Häuser waren verschwunden. Sie befand sich in ihrer Schule, mitten im Deutschunterricht, bei Frau Schuhmann. Verstört ließ Ann weiter
ihren Blick durch das Zimmer schweifen. An den anderen Bänken, saßen ihre Mitschüler, ein paar grinsten oder redeten leise, mit bösem Blick auf sie gerichtet. 'Die Schatten', dachte sie dabei bloß, als ihr klar wurde, dass ihre Klassenkameraden die waren, die sie in ihrem Traum gejagt und verspottet hatten.
'Sie waren es. Wieso wollen Sie mir das Leben zur Hölle machen? Was habe ich Ihnen getan?', dachte sie und senkte langsam den Kopf, in der Hoffnung Ihnen so ausweichen zu können, wie den dunklen Kreaturen in ihrem Traum.

'Es war kein Traum. Es ist meine Sichtweise. Das, was ich in diesen Menschen sehe: Dunkle, bösartige Kreaturen. Und sie wollen mich um jeden Preis vernichten'

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