Kapitel 4: Lovely Losers

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Ja, das bin ich. Alexander Liam Tamer, kurz Alex, 17 Jahre und für die meisten Menschen ein Mysterium voller Geheimnisse und Bösartigkeiten.

Aber nicht für Pauli (den ich ja bereits erwähnt habe), Melanie und Andreas. Sie sind die einzigen Menschen auf der gesamten Welt die mich jemals verstehen werden, wie es sonst nie jemand wird. Die drei sind mindestens genauso gestört und vorbelastet wie ich. Außerdem habe ich neben ihnen keine echten Freunde und auf diese Fake-Friends-Scheiße hab ich keinen Bock mehr. Blöderweise gehen alle Lovely Losers, so nennen wir unsere Clique, auf unterschiedliche Schulen und sehen uns daher vielleicht einmal in der Woche oder weniger.

Mel ist mit 14 Jahren die Jüngste unserer Gruppe, hat dafür aber am meisten mitgemacht in ihrem Leben. Mit sieben Jahren wurde sie von einem Verwandten vergewaltigt, das Jahr darauf verlor sie beide Elternteile durch einen Autounfall und lebt seitdem in einer Einrichtung für schwererziehbare Jugendliche, in die sie von ihren verbitterten Großeltern gesteckt wurde. Zusätzlich ist sie seit vier Jahren magersüchtig und leidet unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Pauli ist 19 Jahre alt und seit vier Jahren mein bester Freund. Damals lernten wir uns im Wartezimmer unseres Arztes kennen, Pauli war noch nie besonders schüchtern oder zurückhaltend gewesen. Er sprach mich sofort auf meine giftgrünen Haare an und so entwickelte sich eine Freundschaft zwischen zwei depressiven, verkorksten
Jugendlichen die bis jetzt anhält.
Durch ihn kam ich im Laufe der Zeit mit den anderen zusammen. Trotz seiner unschönen Vergangenheit, über die er übrigens noch nie mit uns geredet hat, versucht Pauli meist uns alle aufzumuntern, natürlich nur, wenn er gerade selbst nicht in einem schwarzen Loch der Emotionen feststeckt. So hat er auch meine übermäßig lauten Gedanken (oder ‚Stimmen im Kopf' wie andere es bezeichnen wollen) schlicht und einfach ‚Kinder' getauft. (siehe Kapitel 1)

Und dann ist da noch Andreas. 16 Jahre, hatte ziemlich früh seinen ersten Absturz mit Drogen und dem ganzen Drumherum und ist seither fast täglich vollgepumpt mit was weiß ich für Substanzen. Deswegen sieht er des Öfteren mal Drachen und Einhörner in seinem Zimmer umherfliegen und lacht sich über jeden Dreck kaputt. Zur Schule geht er auch nicht mehr und lebt bereits in seiner eigenen Wohnung, welche wir auch immer nutzen um uns ungestört zu treffen. Mehr gibt es über Andi nicht zu sagen.


Ja, das sind wir. Die Lovely Losers.


Gedanken auf dem ScheiterhaufenWhere stories live. Discover now