23. Kapitel

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Kyles Pov (nachdem Ashley Ava in die Scherben gestoßen hat)

Ich sah Ava hinterher, wie sie weinend aus der Cafeteria rannte und wollte Ashley am liebsten umbringen. Fynn schien es genauso zu gehen, denn er stand auf und lief, die Hände zu Fäusten geballt, auf sie zu. Auch wenn ich ihr liebend gern selbst eine reinhauen würde, ging ich Fynn schnell hinterher und hielt ihn an der Schulter fest. "Tu das nicht. Ich weiß das sie es verdient hätte, aber du würdest nur riesen Probleme bekommen, wenn du sie jetzt verprügelst. Außerdem sollten wir erstmal nach Ava sehen, meinst du nicht?", versuchte ich ihn zu überreden. Erst wirkte es so, als würde er trotzdem auf Ashley losgehen, doch dann nickte er zum Glück und gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach Ava. Wir liefen durch die Gänge und riefen immer wieder ihren Namen, doch konnten sie nicht finden. "Wo kann sie denn bloß sein?", fragte mich Fynn verzweifelt. "Vielleicht ist sie auf der Toilette. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.", überlegte ich laut. Fynn stimmte mir zu und ging vorraus. Wir betraten die Mädchentoilette, hoffend dass uns keiner dabei erwischte, und tatsächlich war eine der Kabinen abgeschlossen. Fynn klopfte dagegen und rief immer wieder Avas Namen. Allerdings dauerte es etliche Minuten, die sich wie Stunden an fühlten, bis eine blasse zitternde Ava endlich die Tür öffnete. Bei ihrem Anblick erschrak ich. Sie wirkte so unsicher, zerbrechlich und verletzt. Fast schon gebrochen. Fynn hob sie hoch und lief los, während ich ihnen folgte. Er brachte sie zum Schulkrankenzimmer, wo er Ava auf die Liege legte. Wir holten uns Stühle und setzten uns neben sie. Bisher hatten wir alle geschwiegen und das taten wir auch jetzt. Es fühlte sich falsch an die Stille zu durchbrechen, weshalb ich nur ihre Hand nahm und mit meinem Daumen Kreise zeichnete in der Hoffnung sie so etwas beruhigen zu können, während Fynn sanft über ihren Kopf strich. Das schien auch zu wirken, denn sie hörte auf zu zittern und schien sich etwas zu entspannen, doch dann brach sie plötzlich in Tränen aus. Wir versuchten sie zu trösten, doch nichts half, sodass ich sie schließlich verzweifelt auf meinen Schoß zog und umarmte. Tatsächlich hörte sie langsam auf zu Weinen und schluchzte nur noch vereinzelt auf. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich in meinen Armen entspannte und auch in mir breitete sich so ein komisches warmes Gefühl aus. Was war das? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, löste sie sich wieder von mir und setzte sich zurück auf die Liege. "Geht's dir wieder besser?", fragte Fynn sie besorgt. "Ja es geht schon wieder." War ihre Antwort, doch sie wirkte ziemlich erschöpft. "Was war denn los? Wir haben mindestens fünf Minuten an die Tür geklopft. Warum hast du denn nicht aufgemacht?", wollte ich nun von ihr wissen. "Ich konnte nicht." Verwirrt sah ich sie an. "Wie du konntest nicht?" "Das was in der Cafeteria passiert ist hat mich an meinen V... an meine Vergangenheit erinnert. Bilder von damals sind wieder hochgekommen und ich war davon so abgelenkt, dass ich euch nicht gehört hab." Mir fiel auf, dass sie eigentlich etwas anderes sagen wollte, doch eine andere Frage brannte mir noch viel mehr auf der Zunge. "Was ist denn damals passiert, dass es dich so abgelenkt hat?"

Sie überlegte lange, bevor sie mir schließlich antwortete. "Ich hab dir doch schonmal gesagt, dass meine Vergangenheit nicht so toll war. Mehr kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid Kyle." Betreten sah sie zu Boden. "Schon okey Ava. Ich versteh das." Nein eigentlich verstand ich es nicht. Was war bloß passiert, dass sie nichtmal darüber reden konnte und so stark in den Erinnerungen daran versank. "Am besten wir fahren nach Hause und du ruhst dich etwas aus. Was meinst du?", schlug Fynn ihr nach kurzer Stille vor. Ava nickte bloß und so verschwanden die beiden nach draußen. Ich holte noch schnell meine Sachen aus der Cafeteria, bevor ich ebenfalls nach Hause fuhr. Auf Unterricht hatte ich jetzt einfach keinen Bock mehr. Daheim angekommen warf ich den Rucksack neben meinen Schreibtisch und schmiss mich aufs Bett. Ich konnte nicht aufhören an Ava zu denken. Daran, wie zerbrechlich sie heute gewirkt hatte, wie verletzt, doch auch unser Treffen am Freitag wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich hätte sie fast geküsst und wusste nicht wieso. Ich versuchte mir zwar einzureden, dass ich das nur wegen der Wette getan hatte, doch in diesem Moment galten meine Gedanken einzig und allein Ava und wie wunderschön sie in diesem Moment ausgesehen hatte . Noch nie hatte ich soetwas gespürt und das machte mir Angst. Apropos Wette. Ich sollte sie abbrechen. Ava hatte anscheinend kein leichtes Leben gehabt und ich wollte sie nicht noch mehr verletzten, was definitiv passieren würde, wenn das mit der Wette ans Licht käme. Also machte ich mich auf den Weg zu Dan. Bei seinem Haus angekommen klingelte ich mehrmals und wartete trotzdem sicher zehn Minuten bis mir endlich ein nur mit einer Jogginghose bekleideter Dan die Tür öffnete. "Sorry Bro war grad duschen. Was gibt's denn?", entschuldigte er sich. "Kein Ding, aber wir müssen reden." "Ok. Komm rein." Er führte mich ins Wohnzimmer, wo wir uns auf dem Sofa gegenüber setzten. "Worüber musst du denn reden?",  fragte mich Dan interessiert. "Es geht um die Wette. Ich will sie abbrechen.", gestand ich ihm. "Was? Warum das denn Alter?" "Ich hab ein paar Sachen über Ava erfahren und will sie mit der Wette nicht verletzten.", versuchte ich ihm zu erklären. "Seit wann juckt es dich denn, ob du ein Mädchen verletzt? Früher war dir das doch auch egal. Und willst du wegen ihr wirklich auf das ganze Geld verzichten?" Ich überlegte. Ja früher waren mir die Gefühle von Mädchen egal, doch Ava war nicht nur irgendein Mädchen. Sie war besonders. Und das Geld brauchte ich auch nicht unbedingt. "Das Geld ist mir egal und wie du schon sagtest waren mir die Gefühle früher egal." Dan betrachtete mich komisch. "Kann es sein, dass du dich verliebt hast?" "Was? Nein! Was laberst du da? Ich hab mich sicher nicht verliebt!", rief ich geschockt. Natürlich hab ich mich nicht verliebt. Oder? Nein! Was denk ich da nur. "Dann können dir ihre Gefühle ja auch egal sein." Sind sie aber nicht. "Ich will die Wette trotzdem nicht weiterführen. Warum willst du das denn so unbedingt?" "Damit ich meinen Spaß habe. Und außerdem kann ich Fynn so auch gleich eins auswischen. Ihm scheint nämlich ziemlich viel an seiner Schwester zu liegen." "Das ist doch krank. Sorry Bro aber ich mach da nicht mehr mit." Ich wollte aufstehen und rausgehen, doch Dan hielt mich zurück. "Ich wollte das ja eigentlich nicht tun, doch du lässt mir leider keine Wahl. Entweder du bist weiterhin mit dabei oder die ganze Schule bekommt dieses Video zu sehen.", drohte er mir. Ich drehte mich wieder zu ihm um und als ich sah welches Video er meinte, bekam ich eine Gänsehaut. Woher hatte er das? Das dürfte nie jemand zu sehen bekommen! Scheiße! Es tut mir leid Ava, aber dieses Video durfte einfach nicht veröffentlicht werden. "Mistkerl! Nagut du hast mich. Ich mach weiter." Und mit diesen Worten verschwand ich aus seinem Haus.

Da mir privat etwas dazwischen gekommen ist, wegen dem ich morgen Abend nicht zu Hause bin, habe ich die Lesenacht auf heute vorverlegt. Ich hoffe das stört euch nicht.

Was könnte in dem Video wohl zu sehen sein?

Bis gleich
Eure Lili

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt