Das Drachennest war in sagenhaften vierundzwanzig Gruppen eingeteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten ihren Einsatz hatten, das Wikingerdorf zu überfallen. Jede Gruppe hatte einen Namen. So gab es die Alpha-Gruppe, die Beta-Gruppe bis hin zur Omega-Gruppe. Jeder Drache war sesshaft in einer dieser Zuteilungen. Jeder, außer Feuerblüte und ich. Wir wechselten von Schar zu Schar, denn unsere Genauigkeit und Feuerkraft war überall gefragt und gebraucht.
So kam es, dass wir nur so von Einsätzen konfrontiert wurden und uns fast mehrmals täglich auf den Weg zu den Menschen machen mussten. Nur selten griffen die Gruppen am Tag an, so wären wir Drachen womöglich eine zu leichte Beute für die Wikinger. Denn die Nacht half uns zum Tarnen und zum Überraschungsangriff.
Nach einigen Überfällen, die wir Drachen angerichtet hatten, fanden die Menschen schnell heraus, dass unter den Drachenangriffen eine weitere Drachenart - der Nachtschatten - aufgekreuzt war. Damit hatten sie natürlich recht, jedoch gingen die Wikinger davon aus, dass es nur ein Exemplar von uns Nachtschatten gäbe. Dabei waren wir zu zweit, Feuerblüte und ich. Nur blieben wir immer zusammen, damit wir uns in all dem Trubel nicht verloren.
Zudem dachten die Wikinger, wir Drachen wären unorganisierte und chaotische Wesen. Sie waren der Meinung, wir würden keinen Überfall so richtig planen. Als würden wir uns einfach so auf das Dorf stürzten. Vielleicht mag das für die Menschen so aussehen, doch in Wahrheit planten wir unsere Angriffe immer sehr genau. Wir teilten uns Aufgaben auf, ordneten uns in Gruppen ein und hielten uns gegenseitig so gut es ging den Schwanz frei.
Woher ich das Wissen über die Wikinger hatte? Ich erfuhr es von den anderen Drachen. Hatte man gerade keinen Einsatz und somit kostbare Freizeit, so erzählte man sich untereinander so manchen Klatsch und Tratsch. Darunter auch sowas. Woher diese Drachen das allerdings wussten, war mir nicht klar. Es hieß, einige Drachen verstehen die Sprache der Menschen und bekommen so mit, was sie über uns denken und sagen. Doch ich glaubte dem nicht, denn ich hielt es für unmöglich die Sprache der Menschen zu erlernen. Das war einfach ausgeschlossen.
Feuerblüte und ich arbeiteten nun sage und schreibe zwei Jahre für die Königin. Wenn ich mir diese Zahl durch den Kopf gingen ließ, konnte ich es immer noch nicht ganz glauben. Wir waren inzwischen älter geworden. Das Zerstören von Katapulten war nun ein Kinderspiel für uns. Und trotzdem ließen wir uns nicht vor den Menschen blicken. Zu groß war die Gefahr, dass sie uns doch erwischten und im schlimmsten Fall töteten. Unsere Aufgabe war es nach wie vor Häuser, Gebäude und Katapulte zu zertrümmern. Na gut, hin und wieder kam es dann doch mal vor, dass wir den einen oder anderen Drachen aus einem Fangnetz befreiten, aber das war auch alles.
Heute flogen Feuerblüte und ich mit der Gamma-Gruppe. Dies war -zumindest meine - Lieblingsgruppe. Denn ich war dort mit vier unterschiedlichen Drachen befreundet. Ja, ich, Salir, hatte auch noch nebenbei Freunde. Kaum zu glauben, aber wahr. Diese Freunde waren zum einem ein blauer, weiblicher Tödlicher Nadder, eine braune Gronckeldame, ein recht eingebildeter, roter Riesenhafter Albtraum und ein sehr verrückter, grüner Wahnsinniger Zipper. Ja, meine Freunde waren allesamt etwas schräg, aber ich mochte sie trotzdem. Am meisten verstand ich mich mit dem Tödlichen Nadder namens Dorn. Das lag vor allem daran, dass sie in etwa die selbe Vergangenheit wie ich durchgemacht hatte. Na ja, sie war doch ein wenig anders. Als Dorn aus ihrem Ei schlüpfte, so erzählte sie mir, wurde sie sofort von ihren Eltern verlassen. Ein anderer Tödlicher Nadder nahm sie bei sich auf und versorgte sie mit dem nötigsten. Zudem brachte die Adoptivmutter ihr das Jagen und Sozialverhalten bei. Im Kindesalter musste sie allerdings für sich selbst sorgen. Einen richtigen Namen besaß sie bis zu dem Tag immer noch nicht. So gewöhnte sie sich an einem Namen ihrer Wahl, Dorn. Das Drachenmädchen kam auch soweit ganz gut zurecht, bis sie durch den indirekten Ruf des Roten Todes von ihrer Heimat gelockt wurde und nun hier im Drachennest seit fast drei Jahren arbeitetete. Dorn war ungefähr in meinem Alter, fanden wir in Kürze heraus.
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Ohnezahns Lebensgeschichte
FanfictionTROTZ OFFENEM ENDE WIRD DIESE GESCHICHTE NICHT MEHR FORTGESETZT UND GILT ALS ABGESCHLOSSEN. Woher kommt er? Ist er der Letzte seiner Art? Wo ist seine Familie? Was musste er alles durchmachen? Wie sah seine Vergangenheit aus? So viel Unwissen über d...