Müllhalde entdeckt

120 7 6
                                    

Ich sage Julia Bescheid, dass ich mit dem Kochen beginne und Dave und Steve erklären sich sofort bereit, mitzuhelfen. Ich schaue in den Kühlschrank. „Und was gibt es?", fragt Dave neugierig. Ich hole einen Sack Kartoffeln aus einem Schrank und stelle ihnen diesen vor die Nase. „Die könnt ihr schälen und schneiden", erkläre ich ihnen, während ich die Hähnchenschlegel aus dem Gefrierfach hole. „Und die hier." Ich lege noch Paprika dazu und hole zwei Messer.

„Sollen wir alle Kartoffeln machen?", fragt Steve und beide sehen plötzlich weniger begeistert aus. Ich überlege. „Wir werden zwei Bleche machen müssen, der Sack sollte dafür reichen, also ja", lächle ich und Steve kann sich ein Seufzen nicht verkneifen. „Mit euch sind wir zu zehnt", lache ich, „Wenn alle satt werden sollen, dann macht euch schön an die Arbeit!" „Na gut, wir haben dir unsere Hilfe ja angeboten", meint Dave und sie beginnen mit dem Schneiden. In der Zwischenzeit bereite ich das Hähnchen vor, würze es und lege es auf die Bleche. Das Gemüse kommt auch dazu, als letztes etwas Rosmarin und dann kann das Essen schon in den Ofen. „Danke für eure Hilfe", bedanke ich mich bei den beiden Musikern, „das Essen braucht jetzt eine Weile."

Er mustert sie kurz und sein Blick wandert zu den Truhen. Er drückt seine Zigarette aus. „Seit wann sind die zwei da?", fragt er sie und versucht etwas zu lächeln. „Nicht lange, sie haben einfach geklopft." Sie streicht sich die schon etwas verblassten pinken Strähnen hinters Ohr. „Und was wollen sie hier?" Sie lacht. „Keine Ahnung, das haben sie uns noch nicht erzählt. Habt ihr viel mit Maiden zu tun?" „Nicht im geringsten. Aber die sind mir auch lieber als Mötley oder so", erklärt er und nimmt das Fotoalbum in die Hand. „Das sollte Axl lieber nicht finden", meint er schmunzelnd zu ihr und schlägt es auf. „Keine Sorge, das wird schon nicht passieren", versichert sie und rückt neben ihn, um auch hineinschauen zu können. Ihre Haare kitzeln angenehm an seiner Wange und während sie sich gemeinsam die Bilder anschauen, breitet sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus und seine Gedanken kreisen nur um seinen Verdacht. Er hofft inständig, dass er sich irrt.
Zu ziemlich jedem Foto kann er etwas erzählen, auch wenn er sich fragt, wer die ganzen Bilder überhaupt gemacht hat. Sie hört ihm dabei gespannt zu, bis sie fertig sind. Danach beginnen sie ein Kartenspiel, bald kommen auch Sarah, Dave und Steve aus der Küche und spielen mit. Irgendwann legt Sarah eine Platte von Hanoi Rocks auf und im Proberaum scheint es ruhig zu bleiben.

„Hey Jungs!" Ich klopfe kurz an die Tür zum Proberaum, „Essen ist fertig!" „Wird aber auch Zeit!", ruft jemand, da geht auch schon die Tür auf und sie marschieren ins Wohnzimmer. Wieder helfen mir Dave und Steve beim Tischdecken.
„So und wie schlagen wir jetzt die Zeit bis Mitternacht tot?", will Julia beim Essen wissen und blickt in die Runde. „Ich hoffe ja, dass ihr nicht schon alles weggesoffen habt", bemerke ich. „Keine Sorge, hier hat's immer genügend zum Trinken!", grinst Slash, „Soll ich was holen?" Ich nicke und schon verschwindet der Gitarrist durch die Küchentür. Als er vollbeladen mit Bier, Schnaps und Jack Daniels wiederkommt, ladet mein Kopf auf Daves Schulter. „Wo haben die das Zeug nur gebunkert?", murmele ich und der Blonde lacht. „Sie haben bestimmt einen geheimen Vorrat oder so", vermutet er und öffnet ein Bier, welches er mir gibt. „Danke...." Ich nippe an dem Bier.
„Also die Vermutung hatte ich auch schon...", lacht Julia.
„Wollen wir jetzt nur hier sitzen und trinken bis zum geht nicht mehr und dann vor Mitternacht schon pennen? Oder machen wir jetzt noch etwas?", nimmt sie den Faden wieder auf. „Und was wollen wir machen?", entgegnet Sebastian.
„Lasst uns doch rausgehen", schlägt Steven vor. „Gute Idee!", rufen Julia und ich gleichzeitig, „auf geht's!" Jedoch kommt von den anderen Jungs nur unbegeistertes Brummen. „Ach, muss das sein?", fragt Duff ziemlich lustlos. „Jetzt komm schon, sei nicht so faul!" Slash schiebt Duff von der Bank. „Los, alle anziehen!", meint Julia motiviert und schlüpft in ihre Jacke. Ich schnappe mir Axls Amerika-Jacke und die anderen beginnen ebenfalls, sich umzuziehen. Axl mustert mich. „Und was soll ich jetzt anziehen?", will er wissen und schaut mich an. „Nimm doch Izzys Leopardenmantel!", schlägt Sebastian ihm vor. „In so einem billigen Fummel lauf' ich doch nicht herum!", schießt Axl sofort zurück. „Alter, der war nicht billig!", schaltet sich Izzy ein. „Und warum trägst du ihn dann nie?", will Slash von ihm wissen. „Weil ich nicht weiß, wo das Teil ist, aber ihr scheint es ja zu wissen." „Im zweiten Schrank im Proberaum", erklärt Steven. Izzy nickt bloß. „Also jetzt musst du ihn auch anziehen!", grinst Julia und Izzy verzieht das Gesicht. Er fährt sich durch die Haare und seufzt: „Bin gleich wieder da..." Kurz darauf kommt er tatsächlich mit dem Mantel und einem schwarzen Hut auf dem Kopf wieder ins Wohnzimmer. Axl hat sich auch eine Jacke aus seiner Truhe geholt. „Dann sind ja alle fertig", stellt Julia fest und öffnet motiviert die Tür.
„Und jetzt?", fragt Duff, der wohl noch immer wenig Lust zu haben scheint, als er kurz darauf einen Schneeball ins Gesicht bekommt. Selbst verwirrt blicke ich mich um, bis ich Steves und Daves Lachen höre. Duff schüttelt sich kurz. „Na wartet....", murmelt er kaum hörbar, „... euch zeig ich's..." Schon jagt er beide um die Hütte, man hört ihr Keuchen, weil sie immer noch lachen, bis es auf einmal hinter der Hütte kracht.
„Wer hat den Scheiß da hingestellt?", ruft Steve, der versucht, wütend zu klingen, jedoch dabei versagt. Verwundert blicke ich Julia an und sie zuckt mit den Achseln. „Oh, sorry!", kommt es von Duff, „hier liegt ja mehr, als ich gedacht hatte..." Julia, ich und der Rest gehen neugierig hinter die Hütte, doch ich bereue es augenblicklich. Hinter der Hütte türmen sich Müllsäcke und Steve liegt mitten drin. „Ach du scheiße ...", murmelt Julia und betrachtet den Haufen Säcke. „Ich hab dir doch gesagt, die landen hinter der Hütte", meint Izzy. „Ja ja", gibt sie zurück und muss sich ein Grinsen verkneifen. Dave hat Steve inzwischen aufgeholfen, welcher aber dennoch grinst. „Also für uns wäre so eine Hütte nichts", stellt der braunhaarige Bassist fest, „wir würden ja nicht mal Mülltüten benutzen." Er klopft sich den Schnee von der Hose und bekommt schon von Duff einen Schneeball an den Kopf. Schnell macht sich Steve auch einen, wirft ihn jedoch nicht Duff, sondern Steven an den Kopf. „He!", beschwert sich der Drummer und sein Schneeball trifft nun Axl. „Für was war das denn jetzt?!", fährt der Rothaarige den Drummer an. „Er hat angefangen!" Steven deutet auf Steve, welcher grinst. Axl wirft beide hintereinander ab und schon rennen alle wieder um die Hütte, Izzy wird von Steven hinterhergeschleppt, während Julia und ich immer noch die Müllsäcke anstarren. „Ich hoffe echt, dass wie bald wieder Empfang haben", meint sie. „Ja. Schon komisch, müsste sich ihr Management nicht irgendwann mal melden, um zu schauen, ob sie überhaupt noch leben oder so?" „Offensichtlich nicht. Bald werden wir wohl echt noch jagen..." Ich lache, woraufhin sie mich verwirrt anschaut. „Steven hat das auch schon vorgeschlagen", erkläre ich lachend, „glaub mir, ich bin das im Kopf durchgegangen, das wird nichts." „Nachher enden eher wir als Futter", lacht Julia und ich nicke, als mich plötzlich ein Schneeball trifft. „Ey, wer war das?!", rufe ich und mit Julia stürze ich mich mit in die Schneeballschlacht.
Irgendwann, als Sebastian Axl jagt, stolpert Axl plötzlich und liegt im Schnee. „Also ich bin nicht schuld!", ruft Sebastian sofort und lässt seinen Schneeball fallen. „Was ist denn passiert?", will Steven wissen. „Ich schätze, Axl hat die Leiter wiedergefunden", vermute ich. „Hundert Punkte", knurrt er und rappelt sich auf. „Leiter?", fragt Dave nach. „Um auf's Dach zu kommen", erkläre ich und suche im Schnee nach der Leiter. Als ich sie gefunden habe, richte ich sie auf und lehne sie gegen die Hütte. „Das bringt mich auf eine Idee", grinst Axl plötzlich und ich mustere ihn skeptisch. „Da oben können wir doch gut Silvester feiern", grinst er und nickt zum Dach hoch. „Gute Idee", stimmt ihm Duff zu. „Das ist echt kein schlechter Vorschlag", meint auch Julia. Mittlerweile ist es dunkel geworden und es wird kälter. „Dann geht schon hoch und entfernt den Schnee etwas", trage ich den Jungs auf und ziehe Julia wieder in die Hütte. Wir holen die Böller, ein bisschen was zu essen, nehmen Izzys Handy mit, den Jack Daniels sowie Bier. Wir reichen alles den Jungs hoch. Sebastian und Axl sitzen schon oben und befreien das Dach vom Schnee. Julia klettert hinter mir aufs Dach, gefolgt von Steve und Dave. Danach Steven, Izzy, Slash und Duff. „Und jetzt schlagen wir hier oben die Zeit bis Mitternacht tot oder was?", fragt Slash wenig motiviert. „So sieht's aus!", antwortet Axl ihm, „Gibt mir mal jemand ein Feuerzeug, ich will die Böller ausprobieren!" Schweigen. „Hat jemand eins?", fragt Axl nach und alle schütteln den Kopf. Axl blickt mich und Julia an. „He, also tut uns Leid, dass wir erwarte haben, dass einer von euch ein Feuerzeug hat, ist ja nicht so, als würdet ihr alle rauchen", verteidigt uns Julia und rollt genervt mit den Augen. „Schon gut", brummt Axl und beugt sich vor, „Hey Duff, kannst du mal eins holen, du sitzt bei der Leiter. Hol am besten mehrere." „Ich geh ja schon", seufzt der Bassist und klettert vom Dach. Kurz darauf kommt er mit ein paar Feuerzeugen wieder aus der Hütte. Er steht auf der vorletzten Sprosse. „Hier!", ruft er und wirft uns die Feuerzeuge zu. Schon knallt der erste Böller und Axl lacht. Duff will währenddessen wieder zurück aufs Dach klettern, doch da rutscht er auf den Dachziegeln aus. Sein Kinn knallt aufs Dach und Slash bekommt noch seine Hand zu fassen, ehe er vom Dach rutscht. „Ein Glück", murmele ich und mein Herzschlag beruhigt sich wieder. „Ist alles okay, Duff?", fragt Julia besorgt. „Jaa, alles okay!", ruft der Bassist und Slash zieht ihn wieder hoch. Sebastian zündet schon den nächsten Böller, den er so weit wirft, dass er noch in der Luft explodiert und erschreckte Vögel auffliegen. „Passt auf, sonst brennt noch der Wald!", lacht Julia und öffnet sich ein Bier. Es ist vielleicht erst halb neun, aber jetzt schon eiskalt.
„Alles klar?", fragt Slash Duff leise. Duff nickt und grinst plötzlich. „Ja, danke Süßer." Slash starrt ihn an und er spürt, wie er rot anläuft. „Bitte", antwortet er etwas steif, Duff grinst ihn immer noch an. Slash schüttelt den Kopf und dreht sich um. „He, gibt mir mal was zu trinken!", verlangt er und Steven reicht ihm ein Bier.

„Wir müssen reden." „Was ist denn?", fragt sie leicht genervt und blickt auf die Uhr, „Wir müssen bald los." „Nein." Seine Stimme ist ruhig, „Es geht einfach nicht mehr." „Was geht nicht mehr?" Ihr Herz klopft etwas schneller. Er seufzt. „Wir sehen uns kaum noch. Ich hab so viel mit den Jungs zu machen, weißt du?" Sie starrt ihn an, sie beginnt zu zittern. „Jetzt sag doch was!", bittet er sie. Sie schüttelt den Kopf, es bilden sich Tränen in ihren Augen. „Wir müssen los", sagt sie erneut mit ersticktem Ton. „Nein." Er macht einen Schritt auf sie zu. „Es tut mir leid, ich mache Schluss mit dir, es geht nicht mehr." Ihr Herz zerbricht in tausend Stücke. Schreiend wirft sie ihn aus der Wohnung. Seiner Wohnung wohlgemerkt. Sie ist wütend und verletzt zugleich. Warum jetzt?! Wollte er ihr etwa das neue Jahr verderben? Von diesem bekommt sie jedoch nicht einmal mehr etwas mit, da sie unter Tränen halb auf dem Sofa, halb auf dem Boden liegend einschläft. Er hatte nicht den Mut, noch einmal zurückzukommen, bevor sie nicht verschwunden ist. So ein Dummkopf.

Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt