Kapitel 1

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"SOPHIA ICH SCHWÖRE ES DIR; WO ZUR HÖLLE HAST DU SCHON WIEDER MEINE WIMPERN HINGESCHMISSEN?!", schrie ich durch ihre gesamte Wohnung. Sie betrat den Raum und fing an zu kichern. "Siehst du das?", fragte sie und zeigte auf ihre Wimpern, mit denen sie jetzt ganz schnell klimperte. Ich ahnte, was das bedeutete. "Ich hasse dich." "Ich weiß, Joline. Ich weiß." Genervt schüttelte ich den Kopf. Da war man einmal seine Freundin in Dortmund besuchen und dann passierte sowas. "Du siehst auch so gut aus, Mausi. Mein kleines Schmuuuusiiii.", sie knuffte mir in die Wange. Ich krieg gleich einen zu viel. "Danke, du hast mir soeben mein Highlight versaut.", wieder genervt suchte ich nach meinem Highlighter. "Du, wir müssen dann auch gleich los. In 'na viertel Stunde kommt unsere Bahn und du kannst dir sicher sein, dass ich mit diesen Hacken nicht rennen werde.", Sophia deutete auf ihre gar nicht mal so hohen Absätze. Ich setzte mich aufs Bett und griff nach meinen Schuhen. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ja okay gut, ich glaube DU möchtest mit deinen Hacken nicht rennen." Ich nickte zustimmend. "Na gut, dann lass uns los.", ich zog ein letztes mal meinen roten Lippenstift nach und nahm meine Clutch. "Auf geht's." Der Weg von Aplerbeck zur Kampstraße betrug ca. eine halbe Stunde. Mir persönlich reichte schon der Weg vom dritten Stockwerk nach unten. "Komm angetanzt, Oma Line! Wir haben nicht ewig Zeit." Genervt brummte ich und ging ihr hinterher. An der Station in Aplerbeck gafften uns die ersten Typen an. Um diese Zeit nicht wirklich angenehm, da man echt jede Sekunde das Gefühl hat gleich vergewaltigt zu werden. Als dann die U-Bahn kam und wir endlich saßen atmete ich erleichtert aus. "Mach's dir hier nicht zu gemütlich, wir müssen gleich wieder raus.", mahnte Sophia mich, als ich mich in die Ecke krümelte. "Ja,gleich in einer halben Stunde du Quatschkopf." Und mal wieder war ich genervt. Wahrscheinlich weil es immer das gleiche war. Jeden Samstag feiern immer und immer wieder schreien, weil die Wimper sich nicht ankleben lässt, man das Oberteil nicht findet oder das Kleid nicht zugeht. Immer wieder 3 Tage taube Zehen haben, wegen der hohen Schuhe, den dröhnendsten Schädel oder man wacht irgendwo in einer Wohnung auf, die definitiv nicht die eigene ist. Also in meinem Fall: immer wieder nervig. Was man gleich eigentlich auf meine Persönlichkeit ableiten kann. Mein Name ist Joline. Ich hatte den zweiten grausamen Namen "Ricarda" und mein Nachname, den so gut wie niemand richtig aussprach, lautete "Behst". Ich war 23 Jahre alt, hatte einen Zwillingsbruder und lebte und studierte in Hamburg. Ich studierte Englisch und Spanisch auf Lehramt. Nebenbei modelte ich, um mich finanzieren zu können. Meine Eltern lebetn, seit mein Bruder und ich weg waren, in Spanien. Mein Papá war Spanier und meine Mutter kam aus Amerika. Ich war single, gestresst und übermüdet. Ergo: ich war 24/7 genervt. Selbst, wenn ich Spaß hatte. Außer ich war betrunken.
Die U-Bahn hielt und es stiegen Leute ein. Übrigens: ich hasse Menschen. Zwei eindeutig von sich überzeugte Südländer setzten sich neben uns. Wieso genau setzten wir uns eigentlich immer auf diese blöden Vierer Sitze?? "Na Hübsche, hat es weh getan, als du vom Himmel gefallen bist?", fragte der eine Sophia. Ungläubig schaute sie ihn an. "Natürlich hat das wehgetan! Glaubst du der Herr im Himmel hat mir einen Fallschirm mitgegeben?" Ich kicherte. Der Kerl wendet sich von ihr ab und versuchte es jetzt bei mir. Waren die wirklich so dumm oder taten sie nur so? "Sag mal, kennen wir uns nicht?", fragte er mich. Ich tat so als würde ich überlegen und nickte langsam. "Jaa...ja kann sein. Bist du nicht die neue Putzkraft bei mir im Haus?" Sein Freund lachet laut. Er schaute mich entgeistert an. "Witz." Ich lächelte provokant.
In der Schlange bei der Home Diskothek bekam ich dann doch langsam Lust aufs Feiern. "Ich hoffe für dich du bekommst heute 'nen Typen. Du bist total untervögelt!" Ich nickte zustimmend. "Aber schau ihn dir vorher an, wenn ich gehe. Nicht dass der mich vergewaltigt und ich peil das nicht, wegen Alkohol." Wir lachten. Sie drehte sich kurz zur Seite. Plötzlich griff sie nach meinem Arm. "Oh mein Gott. Joline. Oh. Mein. Gott." Ich runzelte die Stirn. "Was?" "Da ist Marco Reus." Ich nickte. "Super. Wer soll das sein? Sieht aus wie 'n normaler Typ. Nicht mal wirklich schön." Sie haute mich. "Der ist Fußballer!" "Du und dein Fußball." Sophia begann mit sich selber zu reden. "Oh und sein Kumpel erst...die sind so schön!" "Wer? Der rechts???" Sie schüttelte den Kopf. "Der links." Ich riss meine Augen auf. "Der Kleine???" Wieder bekam ich einen Schlag ab. "Man ja Joline, der Kleine. Ich glaube der heißt Mmmmmmm.....irgendwas mit M...Martin? Ne..ne. Öhmmm. Maurice glaube ich. Ja, ich glaube Maurice." Ich lachte. "Sprich ihn bitte nicht so an. Ich kenne deine Namenskenntnisse. Aber sprich ihn trotzdem an. Sieht schnuckelig aus. Nur für mich 2,50m zu klein.", ich lachte. Sie schüttelte den Kopf. Im Club drinnen angekommen, tranken wir erstmal etwas. "Ich mach mich dann mal auf Mission Mario!" Ohje. Das konnte was werden. "Sprich ihn bitte nicht mit seinem Namen an. Viel Glück!" Ja und ich. Ich saß nun hier mutterseelenallein und beschloss mir den Abend schön zu trinken. Ich hatte gerade meine bestimmt schon 8. Mische ausgetrunken, als sich plötzlich ein Typ neben mich setze. Er sagte was zum Barkeeper. Ich musterte ihn. Er sah gut aus. Der Kerl hatte braune Haare und einen Bart. Er war groß und hatte - soweit ich das in meinem Zustand noch beurteilen konnte - einen verdammt geilen Style. Nähere Angaben waren nicht möglich, da ich bereits zu voll war. "Hey.", sagte er plötzlich und lächelte mich an. Wow, hat der ein schönes Lächeln. Oh fuck. "Uhm, hey." Er hatte mich doch tatsächlich beim Starren erwischt. "Alles in Ordnung? Du siehst so alleine aus." Ich lächelte. "Ja, das bin ich auch. Meine Freundin-", ich wollte mich umdrehen und auf sie zeigen, doch beim Versuch fiel ich fast vom Barhocker. Aber er hielt mich fest. "Oh, danke." Er nickte lächelnd. "Meine Freundin hat sich jemanden geangelt, wollte ich sagen." Er lachte. "Und du nicht?" Ich schüttelte den Kopf. Er war kein Deutscher, das hörte man. "Mich will niemand." Mein Blick ging ins leere Glas. "Das glaube ich aber nicht. Magst du was trinken?" Mein Mundwinkel zuckte. "Ja gerne." Und dann tranken wir. Und tranken. Und tranken. "Und dann-", er stoppte, weil er kichern musste. "Dann hab ich ihn geschlagen, weil er verloren hat. Das war so witzig!" Ich hatte absolut keinen Schimmer worüber er sprach, aber ich fand es zum Todlachen. Irgendwann nahm er meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Ich liebte es zu tanzen. Und er konnte tanzen. Unsere Gesichter kamen sich nach einer Weile immer näher und ich wusste, wo ich heute schlafen würde. Aus dem Grund nahm ich auch einfach direkt sein Gesicht, zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Und wow. Er konnte küssen. Sowas erlebte man nicht oft. Seine Hände wanderten tiefer und landeten auf meinem Hintern. Ich wollte mehr. Und er definitiv auch. Er nahm wieder meine Hand und zog mich dieses mal von der Tanzfläche. Wir verließen den Club und er drückte mich draußen gegen die Hauswand. "Du bist so schön.", flüsterte er und küsste mich. Dieses mal löste ich mich und zog ihn hinter mir her. Doch ich knickte beinahe um auf meinen Schuhen. Er nahm mich huckepack. Wir begannen wieder zu lachen. Das nächste, woran ich mich erinnern konnte war, dass wir plötzlich im Taxi saßen und er mir tief in die Augen sah. Meine Hand wanderte zu seiner Hose. Er hielt sie fest und grinste. Als wir bei ihm ankamen schloss er mit viel Mühe die Tür auf und drückte den Knopf des Aufzuges. Alles, worauf ich mich konzentrieren konnte, war, diesen Mann so schnell wie möglich auszuziehen. Ging nur nicht im Flur. Oder waren wir garnicht mehr im Flur? Ich merkte nur wie er seine Schuhe wegkickte und mich plötzlich hochhob, während wir uns küssten. Ich bekam langsam keine Luft mehr. Er schmiss mich irgendwo drauf und zog mir meine Hose aus. Ich riss halbherzig an seinem Hemd, was er dann auch auszog. Oh. Oaaiii. Ich mag besoffen sein, aber diese Muskeln. Guter Fang, Joline. Sophia wird stolz sein.

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