Prolog ✔

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Das Surren der Nadeln hörte ich schon kaum nicht mehr, seit einem Jahr kam es mir jeden Tag zu Ohren.

Im Halbdunkel des Tattoostudios lief ich in den vorderen Bereich, wo Franklin grade jemanden in Folie verpackte.

"Ich mach Schluss für heute." Meinte ich und der Hüne nickte wortlos.

Franklin hatte nie viel geredet, wahrscheinlich auch ein Grund warum er mich, als ich letztes Jahr die Schule abgebrochen hatte als Lehrling aufgenommen hatte - Ich sprach für ihn.

Seine restlichen Tätowierer, Mark und TJ, übernahmen das nämlich ungern für ihn.

Also redete ich mit den Kunden, vermittelte, kassierte ab und machte sauber. Hin und wieder zeichnete ich und manchmal durfte ich auch etwas Einfaches stechen.

Ich trat hinaus in die in Neon getauchte Dunkelheit von New Orleans - Der City of Murder wie sie mittlerweile weltweit genannt wurde.

Seit mehr als drei Jahren schon suchten uns namenlose Killer heim, tauchten so schnell ab wie sie da waren und versetzten alle in Angst und Schrecken.

Es gab kein Muster, keine Verbindung zwischen den Opfern, der Tatzeit, des Tatorts oder sonst irgendwas, es wirkte so, als seien es willkürliche Morde.

Das und die Tatsache dass sie keine Spuren hinterließen, machte es der Polizei, dem FBI und wer nicht sonst noch alles versuchte sie zu fassen, unmöglich dem Ganzen ein Ende zu bereiten.

Das einzige was bekannt war, war das es mehrere sind, aber auch nur, weil sie sich nach dem Mord an Hannah Loren verquatscht hatten.

Ich erinnere mich als sei es gestern gewesen.

Im Fernsehen hatten sie Hannahs Leiche verpixelt, doch an der Wand der schmierigen Gasse hatte eine Botschaft, geschrieben aus ihrem Blut gestanden.

Wir töten Schlampen

Wir. Danach wurde klar dass wir es mit einem Zirkel an Mördern zu tun hatten.

Die Botschaft war mir ein Rätsel, Hannah war in meinem Jahrgang gewesen und ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass sie eine Schlampe gewesen war ...

Vielleicht war es eine Verwechslung gewesen, aber dennoch war sie tot, ein grausames Ende hatte sie gefunden, der Gerichtsmediziner hatte der Presse mitgeteilt, dass ihr ihre Geschlechtsorgane bei lebendigen Leib entnommen wurden, danach hatte man ihr die Augen ausgestochen und schließlich ein Messer ins Herz gerammt.

Ihre Organe hatten angeblich neben ihr gelegen, immerhin betrieben die Killer also keinen Organhandel.

Ich seufzte, das war nun fast zwei Jahre her und die blutige Spur des Todes zog sich seither immer weiter durch New Orleans. Die Morde wurden von Mal zu Mal brutaler, blutiger und schrecklicher und die Botschaften immer eindringlicher.

Im Sommer 2016 hatte es einen Bänker getroffen, lebendig gehäutet und dann im Banktresor aufgehängt, unter ihm alles Geld aufgehäuft, hatte man ihn gefunden, an der Tür stand:

Kein Geld der Welt kann euch schützen

Es war eine Drohung an all die Lebenden gewesen.

Aber die hätte es gar nicht mehr gebraucht, das einen nichts retten könnte wenn man als Opfer gewählt wurde, war mittlerweile klar.

Ich dachte an meinen Vater und bekam eine Gänsehaut.

Weihnachten 2015: Meine Eltern waren zu Bett gegangen, alles war still in unserem Haus, draußen ein leichter Schneefall.

City of MurderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt