Mein Weg.

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Mein Name ist Jenna. Jenna Todd.

Ich weiß, so fangen wohl die meisten Abschiedsbriefe und sinnlos lange sentimentale Geschichten des vorherigen Lebens an.

Ich bin wohl schon immer etwas Mainstream.

Versteht mich bitte nicht falsch.
Ich hatte ein gutes Leben. Eigentlich konnte Ich mich nicht beschweren.
Ich hatte eine beste Freundin seit der Kindheit auf die ich mich immer verlassen konnte. Ich hatte eine Familie (wahrscheinlich die beste die es jemals geben wird) und einen unglaublich tollen Freund. Ich wurde in der letzten Zeit nicht gemobbt oder runtergemacht. Im Gegenteil eigentlich komme ich mit allen soweit klar und auch meine Noten sind nicht die schlechtesten.

Und ja ich weiß trotzdem werfe ich nun alles weg.

Viele von euch werden es nicht verstehen können, sie werden nach einem Kindheitstrauma suchen. Nach einer Esssucht. Einer Vergewaltigung.
Irgendetwas schockierendes eben um mein Verhalten erklären zu können.

Doch hier das schockierenste von allem:
Sowas gibt es nicht.

Es ist einfach nie etwas derart dramatisches passiert als dass ich etwas nennen könnte was mein Verhalten erklären könnte.

Ich mache gerade mein Abi. Hab gerade angefangen, hab selbst nicht dran geglaubt es soweit zu schaffen. In meiner Familie gibt es eine Art perfektes Beispiel. Meinen Bruder.
Gutes Abi, Hammer Ausbildung und inzwischen Vater und verlobt, naja was soll man schon machen?

Daran werde ich wohl nicht so schnell kommen.

Nicht einmal das schwarze Schaf der Familie kann ich sein. Denn das ist meine Schwester.
Furchtbar sowas!

Aber eigentlich kein Grund sich das Leben zu nehmen, richtig?!
Richtig.

Ich habe viel Stress mit der Schule zur Zeit aber auch das hat jeder mal, stimmt's?
Stimmt.

Mit der Begründung dass ich mich nur noch mit meinen Freunden streite komme ich wohl auch nicht weit.
Also was soll ich sagen?

Aus einer Laune heraus war es bestimmt nicht.

Ich habe schon sehr oft über das wenn und wie und wo und wann Gedanken gemacht.

Aber wenn wir mal ehrlich sind: Suizid planen nur komplette Psychos.

Nicht dass ich etwas gegen Psychos habe ich bin anscheinend ja selbst einer.

Ich hab überlegt mich mit den Antidepressiva und Schlaftabletten meiner Mutter abzuschießen.

Doch dann bleibt die Überlegung was wenn es nicht reicht? Oder etwas schief läuft? Entweder müsste ich mich danach erklären warum, wieso und weshalb oder ich wache nicht mehr richtig auf bin also ein 'klobbi' und Falle allen noch mehr zur Last.

Nein das wollte ich nicht!

Dann habe ich über die Sache mit dem Adern aufschlitzen und ausbluten wie das Schwein was ich bin nachgedacht.

Aber was für eine sauerei das wollte ich meine mum nicht auch noch wischen lassen!
Außerdem tut das bestimmt höllisch weh!

Erschießen? Naja schön und gut...
Woher bekomme ich die Knarre?!

Na gut, dann erhänge ich mich eben hab ich gesagt.

Aber wo und womit? Und es müsste direkt beim ersten mal klappen und das Genick auch wirklich durch sein, sonst haben wir das gleiche Problem wieder. Ein Pflegefall.
Dazu kommen dann diese ständigen mitleidigen Blicke.
Ich höre schon ihre Worte.

'Wieso hat sie das gemacht?'
'Habt ihr das von dem Todd Mädchen gehört? Tragisch!'
'Hab gehört sie wurde gemobbt'
'Die arme Familie'
'Bedauerlich'
'Sie ist doch psychisch krank!'

Gott bewahre, Nein danke!

Dann springe ich halt vor einen Zug.
Und Der Lokführer? Er hat vielleicht Familie und Kinder.
Will ich wirklich Schuld sein wenn er dann eine psychische Störung hat?
Wenn er berufsunfähig wird? Sein Leben zerstören und vielleicht selbst in den Tod treiben?

Nein so egoistisch bin ich dann auch nicht!

Zu Tode Hungern oder ähnliches wollte ich auch nicht. Am Ende fällt es noch auf und dann machen sich alle extra viele Sorgen und passen ganz genau auf.

Seufz!

Also was sagt uns das? Alles nicht so leicht.

Was soll's, dieser Brief bzw Abschied soll ja nicht allzu lange werden du weißt ja nun eh wie ich mich entschieden habe, immerhin hast du den Brief gefunden und liest ihn.

(Falls du dies noch tust).

Es gab für mich keinerlei Grund zu gehen in den Augen anderer. Das verstehe ich und sehe ich ein.
Doch für mich war die Zeit gekommen.
Ich konnte nicht mehr. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll aber es dir zu erklären wäre wahrscheinlich so, wie wenn ich dir erklären würde dass es in Afrika im Juli schneit und die Kamele Schlittschuh laufen.

Du würdest mir vermutlich nicht ein Wort glauben.

Aber wenn du mit 17 Jahren das Gefühl hast am Ende zu sein. Alles falsch zu machen. Keinen Platz zu haben. Dir immer Schuld zugeschoben wird, Vorwürfe gemacht werden, dir gesagt wird du bist schuld am Streit oder Stress anderer. Dann kann dies noch so oft wiederlegt werden. Dir kann jeder Mensch auf dieser Welt einmal sagen dass du keinen Grund hast und dass alles gut ist. Du kannst auch versuchen es dir selbst einzureden wie ich die letzten Jahre.
Doch wenn du es dir selbst nicht glaubst, und du dich trotz allem nicht anders fühlst, dann ist es so gut wie gelaufen.
Da kann dich keiner retten oder dir helfen außer du selbst.

Ich war nicht in der Lage dazu, aber vielleicht bist du es ja.

Danke für deine Zeit ich glaube ich habe ich im Leben noch nie freier Gefühlt.

Und nun springe ich und fliege für einen noch so kurzen Moment und bin einfach frei.

Jenna Todd.

_____________
Das war es nun mit "Mein Weg".
Ich hoffe diese kurze Story hat euer Herz und euch berührt. Ich hoffe keiner von euch spielt nur ansatzweise mit solchen Gedanken und wenn doch sucht sucht bitte dringend, dringend Hilfe!
Meine Nachrichten box steht für euch aber auch immer, immer offen!
Ihr seid nicht allein Auf der Welt damit.
Ich würde mich über Feedback und Kritik freuen.
Bleibt gesund und fröhlich.💞

Hotline für Hilfe bei Suizidgedanken: 0800 1110111
Nummer gegen Kummer: 116 111
Website: http://www.telefonseelsorge.de/

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